Spitzen-Wengerter aus dem Remstal: Moritz Haidle, Jens Zimmerle, Markus Heid, Christoph Klopfer, Hansjörg Aldinger und Jochen Beurer (von links) Foto: Eva Herschmann

Der renommierte Weinführer Eichelmann erhebt in seiner neuesten Auflage sieben Wengerter aus dem Remstal in den Olymp der deutschen Weinmacher.

Es sind keine einfachen Zeiten für Weinmacher. Der Konsum von Alkohol ist nicht nur in Deutschland in den vergangenen Jahren gesunken. Umso mehr mundet es den auf Qualität statt Quantität setzenden Selbstvermarktern aus dem Remstal, dass sie auch positive Schlagzeilen schreiben. Denn sieben von ihnen haben mit ihren großen Gewächsen den Olymp der deutschen Weinmacher erklommen – mit einem Eintrag in Gerhard Eichelmanns Nachschlagewerk „Deutschlands Große Weine“.

 

Im März ist das Buch des renommierten Weinkritikers und Autors Gerhard Eichelmann erschienen. Auf etwas mehr als 200 Seiten werden darin die deutschen Spitzenweine präsentiert. Die edlen Tropfen, die im Buch Erwähnung finden, haben in den vergangenen zehn Jahren die höchsten Bewertungen und Preise abgeräumt. Und von insgesamt acht württembergischen Weingütern, die aufgelistet werden, kommen sieben aus dem Remstal: die Weingüter Gerhard Aldinger, Markus Heid und Rainer Schnaitmann aus Fellbach, Beurer sowie Haidle aus Kernen-Stetten, Zimmerle aus Waiblingen und Klopfer aus Weinstadt.

Vom Stiefkind im Weinbau zur Spitzenklasse

„Das ist für uns eine Bestätigung, dass wir in den vergangenen zehn Jahren einen guten Job gemacht haben“, sagt Markus Heid. Früher sei Württemberg das deutsche Stiefkind im Weinbau gewesen und das Remstal ganz hinten in Württemberg, erklärt Jochen Beurer: „Das bringt das Remstal nun ganz weit nach vorne.“ Und es zeige, dass es hier eine „tolle Dichte an tollen Betriebenen“ gebe. „Die Leute sollen wissen, was für hervorragende Arbeit im Remstal geleistet wird, dass wir international auf Augenhöhe mit anderen großen Weinen sind“, sagt Jens Zimmerle. Und das auch noch bei einem gutem Preis-Leistungs-Verhältnis im internationalen Vergleich, ergänzt Markus Heid: „Aber wir können keinen guten Job machen, wenn wir die Flasche unter zehn Euro verkaufen.“

Sechs der sieben ausgezeichneten Remstäler – nur Rainer Schnaitmann konnte nicht kommen – haben sich zum Austausch auf dem Weingut Zimmerle getroffen, um sich selbst und gegenseitig endlich mal wieder auf die Schultern zu klopfen. Aber auch, um über Probleme zu sprechen, denn die Weinlandschaft verändert sich, und zwar beileibe nicht nur in deutschen Anbaugebieten. „In Frankreich werden 50 000 Hektar zwangsgerodet“, berichtet Moritz Haidle.

Auch hierzulande führt der Strukturwandel in vielen Weingenossenschaften dazu, dass Weinberge nicht mehr bewirtschaftet werden können, sich zugleich aber auch keine neuen Pächter dafür finden. Die Selbstvermarkter betrifft das nicht, doch sie sind alarmiert. Es vergehe kaum eine Woche ohne ein Angebot für einen Weinberg, erzählt Jens Zimmerle. „Manchen könnten wir sogar geschenkt bekommen oder gegen eine Flasche Wein.“ Aber auch die privaten Weingüter könnten aus Kapazitätsgründen nicht unbegrenzt mehr Fläche übernehmen. „Wir bewirtschaften unsere Weinberge weiter, aber wir können nicht das ganze Remstal retten.“

Der Wegfall von Weinbergen wie in Kleinheppach, wo in den vergangenen fünf Jahren zehn Hektar der insgesamt 50 Hektar Rebfläche gerodet worden sind, verändert nicht nur die Kulturlandschaft, sondern möglicherweise auch die Arbeitsbedingungen der Wengerter. Wenn die stillgelegten Flächen nicht abgeräumt und gepflegt würden, hätten Pilze und Schädlinge freie Bahn, was für alle die Bewirtschaftung erschwere, so Heid.

Marktanteile gehen verloren trotz steigender Qualität

Noch schwerer als der allgemeine Verlust von Rebflächen trifft die Weingüter aber, dass „wir Marktanteile verlieren, obwohl wir immer besser werden“, wie Jens Zimmerle sagt. Der Waiblinger fordert deshalb mehr Eigenwerbung der Selbstvermarkter. „Wir Schwaben loben uns selbst einfach zu wenige. Wir müssen unsere Spitzenprodukte mit breiter Brust nach außen tragen, und deshalb ist das Buch von Gerhard Eichelmann auch wichtig für uns.“

Die Remstäler könnten schließlich nicht nur mit ihren „schönen frischen Weinen“ konkurrieren, erklärt Jochen Beurer, sondern auch damit, dass sie den Trend zur Regionalität lebten und pflegten. „Wir pflanzen nicht das, was sich am besten verkaufen lässt, sondern das, was am besten zum Terroir passt“, sagt auch Markus Heid. Dieses Profil wolle und werde man weiter schärfen, ergänzt Beurer: „Sodass bei einer Blindverkostung sofort klar ist: Dieser Wein kommt aus dem Remstal.“