Der Biergarten im Hofgut Hagenbach braucht jemandem, der ihm neues Leben einhaucht. Foto: Hofgut Hagenbach

Lange Zeit hat Mathias Wurche, der Besitzer des Hofguts Hagenbach, die Gastronomie dort selbst gestemmt. Nun sucht er nach Pächtern, die dem Bistro und dem Biergarten neues Leben einhauchen. Dafür hat er klare Vorstellungen.

Kühlschränke, Theke, Zapfanlage, ein Lager für mehrere Tage an Vorrat – die Einrichtung des Biergartens im Hofgut Hagenbach sieht aus, als könnte die Saison jeden Moment losgehen. Doch ganz so einfach ist es nicht: Lange Zeit hat Mathias Wurche, der Eigentümer des Hofguts, den Biergarten, aber auch das Bio-Bistro zusammen mit seinen Mitstreitern gestemmt. Doch nun fehlt ihm Personal – und das Hofgut sucht nach einem geeigneten Pächter für die Gastronomie. „Ich selbst bin kein gelernter Gastronom, und man findet einfach gerade keine Leute“, sagt Wurche.

Das 1888 gegründete Hofgut Hagenbach liegt zwischen der Mariuskirche und der Murr. Es war einst ein reiner landwirtschaftlicher Betrieb, der beispielsweise Eier, Milch und Äpfel verkaufte. Mathias Wurche hat das Hofgut 1991 von seiner Tante übernommen, er sieht es als Vermächtnis seiner Familie, das er aufrechterhalten will. Dafür war es auch nötig, Neues anzupacken. Er ließ einen alten, baufälligen Schuppen abreißen und etablierte einen Supermarkt. „So viel Bio wie möglich, so viel konventionell wie nötig“, erinnert er sich. „Ich war eben ein BWLer mit vielen Ideen.“ Manche der Ideen gingen nicht auf, andere schon.

Aufgegeben hat er nie, nur umdisponiert. Etwa im Jahr 2021, als schon Personal fehlte und der Sommer verregnet ausfiel. „Da haben wir eine Art Notprogramm gemacht.“ Für ein Freilichtkino inklusive Livemusik, ein Beitrag zum 1. Backnanger Kultursommer, reichte es trotzdem. Viele Backnanger dürften sich so etwas wieder wünschen – Voraussetzung ist aber, dass Wurche Pächter für den Biergarten findet. „Meine Vorstellungen, was die Pacht angeht, wären auch nicht überzogen“, verspricht er.

„Im letzten Jahr hatten wir 62 Hochzeiten hier“

Mit dem Biergarten verbindet er viele schöne Erinnerungen. Bis zu 220 Gäste fasst er normalerweise, „bei manchen Veranstaltungen haben wir aber auch 300 bis 400 Leute untergebracht. Wir haben hier beispielsweise die Fußball-Weltmeisterschaft gezeigt“, erzählt Wurche. Lange Zeit haben auf dem Hofgut – vor allem in der sogenannten Werkstatt, die bis zu 200 Gäste fasst – auch Hochzeiten stattgefunden. „Im letzten Jahr vor Corona hatten wir 62 Hochzeiten hier“, erzählt Wurche. Die seien zwar schön gewesen, aber auch kräftezehrend und laut. In Zukunft möchte er daher mehr auf Seminare und Geburtstagsfeiern setzen.

Im Hofgut Hagenbach gibt es medizinische Praxen, Kultur und Bio-Lebensmittel

Doch auch in den Räumen der erwähnten Werkstatt könnten sich Pächter gastronomisch austoben, wenn sie denn wollen. „Einen Biergarten betreibt man ja nicht das ganze Jahr über.“ Denkbar sei es für ihn auch, im Hagenbach tagsüber etwa ein Café, abends den Biergarten zu betreiben. „Die Werkstatt ließe sich auch aufteilen. Einen Leerstand will ich auf keinen Fall.“

Im Westflügel des Hofguts ist der Lebensmittelmarkt – inzwischen mit einem Komplett-Biosortiment – untergebracht, im Südflügel residieren Anbieter aus dem Medizinbereich. Noch bis vor zwei Jahren betrieb Wurches Vater, Helmut Wurche, dort eine Allgemeinarztpraxis. Neben einer Kinder- und Jugendpsychotherapeutin bietet das Hagenbach heutzutage auch einem Kosmetikstudio, einer Yogalehrerin sowie Praxen für Allgemeinmedizin und Physiotherapie ein Zuhause. Auch eine Werkstatt für Roben und Altarteppiche sowie seit 2005 der Kulturverein Kulturgut sind hier.

Mathias Wurche hat sich diese Mischung der Mieter bewusst ausgesucht. Sein Ziel ist es laut der Hagenbach-Webseite, einen „Ort für Körper, Geist und Seele“ zu schaffen. Mathias Wurche ist Idealist, „aber ich bin kein dogmatischer Mensch“, sagt er. „Darauf, dass wir im Biergarten zu 100 Prozent Bioprodukte hatten, war ich natürlich stolz. Daran klammern will ich mich allerdings nicht.“ Nur von einem Angebot aus Fertig-Flammkuchen und Roter Wurst und Bier würde er nichts halten als künftiges Angebot. Er wünscht sich Handwerk statt Convenience-Produkte. „Wichtig ist mir ein schlüssiges Konzept, das ins Hofgut passt, wo das Ambiente auch ein bisschen etwas Besonderes ist“, sagt er.

Ein Gastronomenpaar, das hält er für eine ideale Lösung: „Er ist der Koch, sie regelt den Service. Ein junges Team könnte ich mir auch vorstellen.“ Loslegen könnte der neue Pächter im Prinzip sofort.