Die Sillenbucher boten vor allem Kleidung, Geschirr oder Spiele feil. Foto: Cedric Rehman

Zum ersten Mal gab es die Hofflohmärkte in Stuttgart-Sillenbuch. Bei der Aktion ging es aber um weit mehr als um ein gutes Geschäft.

S-Sillenbuch - In den vergangnen Monaten dürfte bei vielen in Sillenbuch, Heumaden und Riedenberg das Kramen in Kisten eine häufige Freizeitbeschäftigung gewesen sein. Die Sillenbucherin Angelika Bleil hat sich im März auf der Internetseite der Hofflohmärkte Stuttgart angemeldet. Schon im Frühjahr fing sie an, Sachen auf die Seite zu legen. Sie suchte Kleider oder Spielzeug, eben alles, was sie und ihre Familie nicht mehr brauchen, aber zu schade zum Wegwerfen ist. Am Samstagmorgen hat Bleil Jacken an einem Fenstersims aufgehängt und Pullover auf einem Tisch in ihrem Garten an der Silberwaldstraße drapiert. Nun wartet sie auf Käufer. „Auf der anderen Seite der Kirchheimer Straße ist mehr los, aber ein paar Leute kommen hoffentlich.“

Um das Clara-Zetkin-Heim ist viel los

Ein Blick auf die Internetseite der „Hofflohmärkte Stuttgart“ verrät, dass der Bezirk geteilt ist. Wer von der Kirchheimer Straße Richtung Sillenbucher Bädle läuft, muss schon ein Stück zurücklegen, bis er auf den ersten Hofflohmarkt stößt. Anders sieht es rund um das Clara-Zetkin-Haus aus. Es scheint, als sei halb Sillenbuch auf den Beinen, um entweder etwas zu verkaufen oder zu kaufen. Aber nicht nur Sillenbucher sind an der Schweitzerstraße oder der Äckerwaldstraße unterwegs. Ein Ehepaar aus Heslach ist in den Bezirk gekommen, „um auf Schatzsuche zu gehen“. Es sei immer wieder erstaunlich, was für schöne Dinge sich auf Flohmärkten fänden, meint der Mann, während er an der Rudolf-Brenner-Straße ein altes Teeservice bestaunt.

Den Anwohnern scheint es bei den Hofflohmärkten allerdings um mehr zu gehen als um die Spannung beim Stöbern oder die Glücksgefühle beim Fündigwerden. Maarit Schneider-Penna hat in ihrem Garten gemeinsam mit Freundinnen ein Kaffeebuffet für Besucher aufgestellt. Es herrscht eine Stimmung wie bei einer späten Sommerparty unter Nachbarn.

Dass gerade in der Umgebung des Clara-Zetkin-Hauses und der Kirche von Sankt Michael viele der 90 Hofflohmärkte geöffnet haben, erstaunt sie nicht. „Hier wohnen eben viele Familien, die sich kennen. Da hat sich das dann schnell herumgesprochen mit den Flohmärkten“, sagt sie.

Nachbarn tun sich zusammen

Ihrer Nachbarin Anna-Lena Kron gefällt es, dass Menschen wie Maarit Schneider-Penna ihr Privatgrundstück für die Allgemeinheit öffnen. „Da lernt man sich viel besser kennen“, sagt sie. Flohmärkte können offenbar in mehr als einem Sinn nachhaltig sein.