Zwei Tore gegen Ex-Club VfB: Sven Schipplock (li., mit Roberto Firmino) Foto: dpa

Hoffenheims Stürmer hat gegen seinen Ex-Club VfB zwei Tore erzielt. Eines verdient die Höchstnote in der künstlerischen Gestaltung.

Stuttgart - Der Dienst am Kunden liegt Markus Gisdol am Herzen. In den Spielen der TSG Hoffenheim drückt sich das in einer bemerkenswert hohen Zahl an Toren aus, sowohl vorn als, zu Gisdols Bedauern, meist auch hinten. Auf alle Fälle ist immer ein Spektakel gewährleistet. Nach dem 4:1-Sieg gegen den VfB bot Gisdol den Fans einen neuen Service an: „Wir machen zwei Tage frei, das hat sich die Mannschaft verdient. Wer am Montag und Dienstag beim Training zuschauen möchte – wir sind nicht da.“

Gegen den VfB hat es endlich geklappt, die Treffer waren nach dem Hoffenheimer Geschmack verteilt. Danach war Fasching angesagt. In der Kabine stimmte Dietmar Hopp, Milliardär und Mäzen des Vereins, nach guter alter Sitte den Schlachtruf „Zicke zacke, zicke zacke . . .“ an, den die Spieler mit einem kernigen „Hoi, hoi, hoi“ erwiderten, das bis in die VfB-Kabine zu hören war. „Ein historischer Tag im Kraichgau“, jubelte der Stadionsprecher nach dem ersten Heimsieg gegen den VfB.

Die Hochstimmung hatte einer befördert, der einst das Trikot des Gegners getragen hatte, aber dort für nicht gut befunden wurde. Jetzt legte Sven Schipplock dem VfB zwei Eier ins Nest, wobei eines davon, zum 3:0-Zwischenstand, höchsten künstlerischen Ansprüchen gerecht wurde. Schipp-lock chippte den Ball über Torhüter Sven Ulreich, was ihm prompt den brasilianisch angehauchten Spitznamen „Schippinho“ eintrug, wahlweise auch „Chipplock“. Dabei strafte er all jene Lügen, die bis dahin seinen zuweilen ungelenk wirkenden Bewegungsablauf belächelt hatten, wozu wohl auch Markus Gisdol gehört hatte. „Man sollte seine Spieler ja nie unterschätzen“, sagte der Trainer, „das war ein Wahnsinnsding.“ Auch Abwehrspieler Fabian Johnson staunte: „Ich kann mich im Training nicht an so ein Tor von Schippo erinnern.“

Hoffenheims Offensive hat nun 44 Treffer vorzuweisen, nur Bayern München (57) und Borussia Dortmund (51) haben mehr Tore erzielt. Maßgeblichen Anteil daran hat Roberto Firmino, der an 29 Treffern beteiligt war und auch gegen den VfB traf – wie Kevin Volland, der sich bei Bundestrainer Joachim Löw auf der Tribüne rechtzeitig im WM-Jahr in Erinnerung brachte und bei seinem eigenen Coach die Hoffnung nährte, nach den Relegationsspielen im vergangenen Jahr nun eine vollends sorgenfreie Saison erleben zu können. „Ich glaube, dass wir mit diesem Spiel einen wichtigen Schritt gemacht haben“, sagte Gisdol. Das gilt für alle Hoffenheimer – und für diesen ungelenken Zauberer namens „Schippinho“ ganz besonders.