Starker Auftritt gegen Ex-Club VfB: Sebastian Rudy (re.) im Zweikampf gegen Christian Träsch. Foto: dpa

Sebastian Rudy glänzt gegen Ex-Club VfB. Künftig soll sich in Hoffenheim einiges verändern.

Sinsheim - Trainer Marco Pezzaiuoli hat schon die Entlassungspapiere in der Hand, Kapitän Andreas Beck liebäugelt mit dem Absprung, Spieler wie Josip Simunic sind unerwünscht: Bei 1899 Hoffenheim sehnen sie einen Neuanfang herbei.

Im Kraichgau ist alles noch ein bisschen anders. Da läuft Cacau nach seinem Ausgleichstor jubelnd vor den Block mit den VfB-Fans, und vornedran steht ein örtlicher Feuerwehrmann und streckt ihm freudestrahlend den erhobenen Daumen entgegen: "Gut gemacht, Cacau!" So ist das bei diesem Club, dessen Mäzen Dietmar Hopp dem VfB einen Punktgewinn im eigenen Stadion in Aussicht gestellt hatte, bevor der erste Ball gerollt ist. Und als die 1:2-Heimniederlage besiegelt war, baute Trainer Marco Pezzaiuoli noch immer Luftschlösser. "Die beste Rückrunde unserer Bundesligageschichte ist immer noch möglich", begeisterte sich der Mann. So, als ob Hoffenheim nicht erst seit 2008, sondern seit Urzeiten dem Oberhaus angehöre und dies eine außergewöhnliche Leistung wäre. Und so, als habe es vor Spielbeginn von den Rängen nicht genügend Pfiffe gegen ihn gehagelt.

Der Mann dagegen, der eine Stunde lang im Fokus gestanden hatte, hielt sich merklich zurück. Sebastian Rudy ist nun eben mal kein Lautsprecher. In Stuttgart wissen sie das nur zu genau. Schließlich ist Rudy vor dieser Saison vom VfB in den Kraichgau gewechselt. Auf dem Cannstatter Wasen hatten sie für den schmächtigen Mittelfeldspieler keine Verwendung. Dabei kann Rudy (21) einem Gegner richtig zusetzen, wie der VfB jetzt am eigenen Leib erfahren hat.

Andreas Beck vor Wechsel

Der U-21-Nationalspieler war der Dreh- und Angelpunkt des Hoffenheimer Spiels. Er bestimmte das Tempo, verteilte die Bälle und spielte auch in Bedrängnis immer wieder den befreienden Pass zum eigenen Mitspieler - so dominant, dass Junioren-Bundestrainer Rainer Adrion (früher VfB II) auf der Tribüne ins Schwärmen geriet: "Sebastian hat sein Defensivverhalten verbessert, er hat auch körperlich zugelegt, und spielerisch hat er sowieso mehr drauf als viele andere." Allerdings blieb ihm auch nicht verborgen, dass Rudy wie alle seine Mitspieler abbaute, sobald der VfB ernst machte und seine physische Überlegenheit ausspielte.

Dennoch ist Rudy so etwas wie der Wechsel auf die Zukunft einer Mannschaft, die ansonsten im Umbruch steckt. Abwehr-Routinier Josip Simunic war schon gar nicht mehr im Kader, "weil er dem Kader auch in der kommenden Saison nicht mehr angehören soll", wie Pezzaiuoli erklärte. Der Kroate wird als Störenfried aussortiert. Schon während dieser Saison hatte ihn der Trainer wegen mangelhafter Einstellung zum Sondertraining abkommandiert.

Immer wahrscheinlicher wird auch der Abgang von Kapitän Andreas Beck. Manager Ernst Tanner bestätigte Gespräche mit Juventus Turin. Beck, der Ex-VfB-Profi, sagte nur: "Das Ausland ist irgendwann ein Traum für mich." Dann, wenn das Angebot passt. Und wenn er keine vernünftige Perspektive mehr im Kraichgau sieht. Deshalb hat er vergangene Woche mit Holger Stanislawski telefoniert. "Ich habe noch einige Gespräche, die wichtig für mich sind, um zu wissen, wie es weitergeht." Das klingt nicht nach unzerbrechlicher Treue.