Ganz geheuer war Katharina Ditte der nächtliche Heimweg übers Feld nie. Von Dezember an kann sie den Bus nehmen. Foto: Judith A. Sägesser

Die Jugendrätin Katharina Ditte hat dafür gewirbelt, dass der Nachtbus verlängert wird. Nun ist es soweit.

Stuttgart-Degerloch - Bald ist es vorbei. Bald kann Katharina Ditte am Wochenende abends in der Stuttgarter Innenstadt ausgehen – und kommt ohne mulmiges Gefühl nach Hause. Bisher ist die 18-jährige Schülerin mitten in der Nacht übers Feld gelaufen. Ohne Licht, dafür mit Bammel. Das berichtet Katharina Ditte, während sie den Feldweg zwischen Epplestraße und Hoffeld entlangschlendert. Jetzt ist es Nachmittag, bis zur Dämmerung dauert es noch. „Im Sommer steht der Mais auf den Feldern zwei Meter hoch“, sagt Katharina Ditte. „Das ist dann schon gruselig.“

Aber die Schülerin aus Hoffeld bezeichnet sich selbst als mutigen Menschen. Und der Weg durch halb Degerloch ist ihr schlicht zu umständlich. Also ist sie an der Haltestelle „Tränke“ aus dem Nachtbus gestiegen und den Rest gelaufen. Das Bibbern hat schon bald ein Ende. In der Nacht zum 14. Dezember pendelt ein Nachtbus der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) erstmals planmäßig bis nach Hoffeld.

Das Mehr an S-Bahn macht das Mehr an Nachtbus möglich

Das ist unter anderem ein Verdienst des Stuttgarter Jugendrats. Dem gehört auch Katharina Ditte an, sie spricht sowohl für das Degerlocher Gremium als auch für das gesamtstädtische. „Der Jugendrat hat das schon lang gefordert“, sagt sie und meint die Verlängerung in den Degerlocher Stadtteil. Dass der Wunsch der jungen Nachtschwärmer bald auf dem Fahrplan steht, „darüber war ich natürlich sehr erfreut“, sagt Katharina Ditte.

Der SSB-Aufsichtsrat hat während seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause die Weichen für die Neuerung im Stuttgarter Nachtbusnetz gestellt. Mit „Mehr Stuttgart für die Nacht“ ist die Veränderung betitelt. Hoffeld ist nicht der einzige Ort, den der Bus in Zukunft zusätzlich ansteuern wird. Insgesamt werden elf Stadtteile und Wohngebiete neu in den Fahrplan aufgenommen. Dazu zählen auf den Fildern das Steckfeld und die Scharnhauser Straße in Plieningen, die Jahnstraße in Degerloch sowie die Rohrer Höhe. Außerdem fahren die S-Bahnen von Mitte Dezember von Freitag bis Sonntag Tag und Nacht durchgehend.

Dieser Umstand bringt den Nachtschwärmern aus den Bezirken unterm Fernsehturm nichts – auf den ersten Blick. Auf den zweiten allerdings schon. Denn das Mehr an S-Bahn macht letztlich das Mehr an Nachtbus möglich. Weil die S-Bahnen künftig Stellen in der Stadt abdecken, die bisher Nachtbusse übernommen haben, werden Kapazitäten frei.

Stadtrat Sauer geht es um die Sicherheit der jungen Leute

Neben den Stuttgarter Jugendräten haben sich auch Christdemokraten im Gemeinderat für den Ausbau der nächtlichen Buslinien engagiert. So ist die Neuerung für den Stadtrat Jürgen Sauer „ein Quantensprung“, wie er sagt. Ihm und seiner Fraktion gehe es vor allem um die Sicherheit der jungen Leute.

Katharina Dittes Eltern waren nicht begeistert, dass die Tochter nächtens übers Feld nach Hause läuft. Die 18-jährige Schülerin hat meistens mit einer Freundin telefoniert, um nicht ganz allein zu sein in der Dunkelheit. Vermutlich wird Katharina Ditte bald ein Auto haben, doch das bringt ihr auch nicht immer was. „Dann kann man keinen Cocktail in der Stadt trinken“, sagt sie. Aber für die Cocktail-Abende gibt es ja eh bald den Nachtbus.

Neu im Nachtbusnetz:

In der Nacht zum 14. Dezember weiten die SSB das Angebot der Nachtbusse aus. Und zwar an insgesamt elf Orten. Folgende Stadtteile und Streckenabschnitte werden neu ins Nachtbusnetz aufgenommen: Hoffeld (N8), Jahnstraße Degerloch (N9), Scharnhauser Straße Plieningen (N8), Steckfeld (N8), Rohrer Höhe (N10), südliche Olga- und Filderstraße (N1), Birkenwaldstraße (N2), Gerok- und Gänsheidestraße (N7), Asangstraße und Uhlbach (N7), Freibergstraße in Münster (N5) sowie nahezu die komplette 42er Strecke (N 9, N10).

Die Busse fahren vom Schlossplatz um 1.20, 2.00, 2.30, 3.10 und 3.40 Uhr.