Philipp Falser inszeniert in Esslingen das Hörstück „Der Schicksalsberg“ mit dem Untertitel „Südtiroler Expedition ins Ungewisse“. Es basiert auf einer realen Geschichte.
Als Philipp Falser ein Expeditionsbericht von der Besteigung des Manaslu im Jahr 1991 in die Hände fiel, war dem Intendanten des Esslinger Kunstdruck Centraltheaters schnell klar, dass er dieses ebenso spannende wie tragische Abenteuer auf die Bühne bringen möchte. Eine Südtiroler Expedition hatte sich 1991 auf den Weg zu dem Achttausender im Himalaya gemacht. Nicht alle Bergsteiger kamen zurück. Nun ist „Der Schicksalsberg – Südtiroler Expedition ins Ungewisse“ im Kunstdruck Centraltheater als Hörstück mit Live-Musik zu erleben.
Philipp Falser hat einen persönlichen Bezug zum Thema: „Bergsteigen gehört zu meiner Südtiroler Identität dazu. Für einen Bozener ist Bergsteigen immer interessant.“ Wobei er relativiert: „Ich selbst bin eindeutig ein Hobbybergsteiger. Das Stück erzählt von Berufsbergsteigern, die das auf einem ganz anderen Niveau betreiben als ich.“ Die Expeditionsteilnehmer stellen sich den Herausforderungen dieses Achttausenders, der auf Sanskrit „Berg der Seele“ heißt. Sie trotzen Kälte, Schnee und Eis, sie gehen an ihre körperlichen Grenzen – und darüber hinaus. Philipp Falser hat die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte dramaturgisch aufbereitet, Dialoge geschrieben, sie mit den Reflexionen des Expeditionsleiters verbunden und so ein Hörstück entwickelt, das er live auf der Bühne aufführt.
„Ich wollte darüber hinaus die Geschichte mit einem philosophischen Aspekt verknüpfen: Was macht eigentlich ein gutes Leben aus? Einen Berg zu besteigen ist ja eigentlich nutzlos. Aber es geht nicht um den Nutzen, sondern um die Freiheit, es tun zu können.“
Falser sieht durchaus Parallelen zum allgemeinen menschlichen Verhalten: „Ständig wägen wir Sicherheit und Freiheit gegeneinander ab. In unserer heutigen Zeit schränken wir die Freiheit gerne ein, um mehr Sicherheit zu erlangen. Die Bergsteiger ziehen die Freiheit der Sicherheit vor und bilden damit einen spannenden Kontrast, den es sich anzuschauen lohnt“, erklärt er. Die Geschichte am Manaslu endet tragisch: „Sie setzen ein Zeichen, wie sehr sie die Freiheit lieben. Am Ende des Stückes heißt es: ‚Das Leben ist nicht das höchste Gut, wer will schon ewig auf Erden leben?‘ Ein spannender Gedanke zum Weiterspinnen, der im Stück aber ohne Bewertung bleibt.“
Der Südtiroler Dialekt ist Philipp Falsers Muttersprache. Seine Protagonisten verwenden im Stück auch Dialekt. Dafür hat Falser, der alle Rollen spricht, eine sprachliche Variante entwickelt, die, so versichert er, jeder in Süddeutschland Aufgewachsene gut verstehen kann: „Das ist etwas ganz Natürliches, das gibt den Rollen eine besondere Farbe. Etwa zehn Prozent im Stück sind Dialekt. Der Dialekt vermittelt vor allem Stimmung, Atmosphäre und Gefühle.“
Bewusst hat er das Stück als Live-Hörspiel mit nur wenigen szenischen Elementen aufgebaut: „Das ist eine Kunstform, bei der die Zuschauerinnen und Zuschauer in ihrer Fantasie und Vorstellungskraft noch einmal mehr gefordert sind als im Theater. Es entstehen Bilder im Kopf. Man kann sehr viel in sich selbst entdecken. Manche Zuschauer haben auch über lange Strecken hinweg die Augen geschlossen.“ Dazu gibt es von Raphael Berthold eigens komponierte Live-Musik mit elektronischen und atmosphärischen Klängen und Geräuschen.
Aufführung Das Live-Hörstück „Der Schicksalsberg – Südtiroler Expedition ins Ungewisse“ ist am Freitag, 29. November, und am Samstag, 30. November, um 20 Uhr im Esslinger Kunstdruck Centraltheater (Rossmarkt 9) zu sehen. Karten unter www.schauspiel-kunstdruck.de oder an der Theaterkasse.