Heikle Mission für den neuen DOSB-Chef Alfons Hörmann. Foto: Getty Images

Alfons Hörmann (53) wird künftig den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) als neuer Präsident führen. Die Hauptaufgabe für den Unternehmer aus Kempten: Eine umfassende Reform der Dachorganisation des deutschen Sports.

Alfons Hörmann (53) wird künftig den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) als neuer Präsident führen. Die Hauptaufgabe für den Unternehmer aus Kempten: Eine umfassende Reform der Dachorganisation des deutschen Sports.

Wiesbaden - 94,6 Prozent: Es hätte schlimmer kommen können. Der Kandidat hatte sich in den Tagen vor der Wahl im Doping-Dschungel des deutschen Spitzensports ein wenig verlaufen. Dann war ihm noch eine Kartellamts-Geschichte auf die Füße gefallen – aus der Zeit, als Alfons Hörmann eine Allgäuer Tonziegelfirma führte. Der Vorwurf: illegale Preisabsprachen.

Doch als es eng zu werden drohte, schloss der Sport wie so häufig seine Reihen: Die 450 Delegierten des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) wählten den Unternehmer mit überzeugender Mehrheit zu ihrem neuen Präsidenten. Zunächst bis zum 6. Dezember 2014. Dann drückten sie dem Kapitän ein Steuerrad in die Hand – mit den besten Wünschen für die große Fahrt.

Dass sie stürmisch werden könnte, hat der noch amtierende Präsident des Deutschen Skiverbands (DSV) wohl geahnt. Die bohrenden Fragen gleich nach seiner Wahl bereiteten ihm trotz allem Unbehagen. Denn allen Beschwichtigungsstrategien zum Trotz weiß noch niemand so genau, wie Hörmann das Kartellamtsverfahren überstehen wird. „Ich werde das professionell klären, so dass weder Amt noch Person Schaden nehmen“, versprach der Nachfolger von Thomas Bach mit starrem Gesichtsausdruck.

Es ist nicht die einzige Baustelle, auf der es viel zu tun gibt: Der schwammige Kurs des DOSB im Streit um ein Anti-Doping-Gesetz fällt zwar in die Zeit vor seinem Amtsantritt, als neuer Chef hat er ihn aber mit zu vertreten. Von politischen Initiativen getrieben, rang sich der DOSB in Wiesbaden endlich dazu durch, gesetzliche Regelungen gegen den Sportbetrug zu begrüßen. Auch eine Kronzeugenregelung findet nun das Wohlgefallen der Dachorganisation des deutschen Sports. Lediglich der Besitz kleiner Mengen von Doping-Mitteln soll nicht sofort den Staatsanwalt beschäftigen – um das Prozedere der Sportgerichtsbarkeit nicht auszuhebeln.

"Neue Stufe im Kampf gegen Doping betreten"

All das erschien vor einem Jahr während der Mitgliederversammlung in Stuttgart noch als Teufelswerk. „Es gibt eben neue Erkenntnisse“, erklärte DOSB-Generalsekretär Michael Vesper den Sinneswandel. Kritiker sehen sich dagegen in ihrem Verdacht bestätigt, dass der Stillstand 2012 nur deshalb Programm war, weil die Wahl des damaligen DOSB-Chefs Thomas Bach zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) nicht in Gefahr geraten sollte.

„Ich bin sicher, dass wir nun eine neue Stufe im Kampf gegen Doping betreten“, sagte Hörmann mit der Zurückhaltung, die seine gesamte Kür prägte. Er weiß: Die Erwartungen an ihn sind groß: Den Deutschen Ski-Verband (DSV) machte er mit unternehmerischem Denken wieder zukunftsfähig, jetzt soll das CSU-Mitglied aus Kempten den finanziell schmalbrüstigen Riesen DOSB wirtschaftlich, inhaltlich, strukturell und personell reformieren. Eine gewaltige Aufgabe, bei der er nicht auf zusätzliche Finanzhilfen des Staates bauen sollte. Der für den Spitzensport zuständige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) ließ keine Zweifel daran, dass die Zeit von „vorweihnachtlichen Wunschzetteln“ vorbei ist. Zuletzt hatte der Spitzensport eine Zugabe von 38 Millionen Euro gefordert. Statt um Steuergelder zu bitten, riet Friedrich den Delegierten, das eine oder andere Projekt auf seine Notwendigkeit zu prüfen oder Gelder umzuschichten. Prompt sah er sich mit Vorwürfen der Bevormundung konfrontiert.

Alfons Hörmann will sich nun vorurteilsfrei und unvoreingenommen an die Arbeit machen. „Man möge mir die üblichen hundert Tage wenigstens ansatzweise geben“, forderte der neue Präsident. Am 17. und 18. Dezember bittet er sein Präsidium zur ersten Klausur. „Es gibt viel zu besprechen“, sagte der neue Kapitän auf dem schwer beweglichen Tanker. Sein Lächeln wirkte gequält.