Souverän führt Ulrich Matthes durch William Faulkners Roman „Licht im August“ – in der Hörspielproduktion sind auch Schauspielkollegen wie Tom Schilling zu bestaunen. Foto: dpa-Zentralbild

Im Sommer wird man faul. Warum auch selber lesen, wenn man sich von großartigen Schauspielern Texte vortragen lassen kann. Zum Beispiel von Ulrich Matthes, Tom Schilling, Marc Hosemann und der reizenden Yohanna Schwertfeger.

Stuttgart - William Faulkners „Licht im August“ bezeichnete einer seiner ersten deutschen Leser, Gottfried Benn, als „fesselnd und beunruhigend“. Das ist der 1932 erschienene Roman bis heute. Sexualität, Glaube, Rassenhass, Liebe, Armut, Verzweiflung: Der US-Autor, der 1950 den Nobelpreis erhielt, hatte keine Angst, die ganz großen Themen in einem Roman aufscheinen zu lassen.

Für die Hörspielproduktion des Südwestrundfunks, die vergangenen Winter ausgestrahlt wurde, haben sich bekannte Schauspieler ans Mikrofon gestellt. Man kennt sie aus dem Fernsehen und dem Kino: Ulrich Matthes, Tom Schilling, Angela Winkler, Christian Redl, Sylvester Groth, Martin Brambach. Und von der Theaterbühne: Marc Hosemann, der kürzlich bei den Salzburger Festspielen in Frank Castorfs „Hunger“-Inszenierung zu erleben war, zum Beispiel, und der Charismatiker Wolfgang Pregler, lange im Ensemble der Münchner Kammerspiele.

Ulrich Matthes ist ein souveräner Erzähler

Ulrich Matthes führt als Erzähler souverän durch das knapp achtstündige Hörspiel. Seine Stimme ist so trocken wie dieser Sommer, wenn er erzählt, wie sich die schwangere Lena Grove von Alabama aus aufmacht, wochenlang läuft in Richtung Mississippi, um den Vater ihres Babys zu suchen. Man meint, die Hitze flimmern und den Staub auf der Straße aufwirbeln zu sehen, das Knarren des Fuhrwagens zu hören, auf den Lena hinaufächzt.

Die junge Theaterschauspielerin Yohanna Schwertfeger leiht der jungen Frau Lena die Stimme, sie interpretiert die einfach gestrickte Frau mit fester Stimme, burschikos, hoffnungsvoll, geduldig. Lange wirkt sie fest entschlossen, an das Gute in den Menschen zu glauben.

Tom Schillings Angst

Stark sind auch der ruppige Marc Hosemann als Kindsvater Joe Brown alias Lucas Burch und Tom Schilling als Wanderarbeiter Joe Christmas. Ein Mann, der sich seiner Rassenzugehörigkeit nicht recht sicher ist. Man hört seine Angst, seine Aggressivität, wenn er mit brüchiger Stimme über sich selbst und seine verzweifelte Lage nachdenkt.

Walter Adler hält sich in seiner Inszenierung des Romans dezent zurück, die Stimmen stehen im Mittelpunkt. Klänge, bluesige Kompositionen von Pierre Oser, unterstützen und verstärken die Stimmungen, man hört fein die Grillen zirpen, ein Pferd schnauben, Leute mit Werkzeugen hantieren, man hört ein dumpfes Grollen oder eine Faust derart ins Gesicht eines anderen Menschen knallen, dass man sich schier wegduckt. Volltreffer.

Info

William Faulkner: Licht im August. Hörspielbearbeitung von Walter Adler. Hörbuch Hamburg, 8 CDs, 446 Minuten. 16,99 Euro