Mehrere Krankenwagen haben den Höhleneingang am Sonntag verlassen. Foto: Getty Images AsiaPac

Der Nervenkrimi um die eingeschlossenen thailändischen Jungen erreicht seinen Höhepunkt. Mehrere Jungen sind draußen. Doch wird es für alle Beteiligten ein Happy End geben?

Chiang Rai - Sie bereiten sich vor für den Einsatz ihres Lebens: die Rettungstaucher, die im Morgennebel in den Bergen von Chiang Mai ihre Ausrüstung vorbereiten. Nur wenig später wagen 18 von ihnen den extrem riskanten Tauchgang. Sie sollen die seit zwei Wochen in der thailändischen Höhle eingeschlossenen jungen Fußballer wohlbehalten ins Freie bringen. In ihren Tauchanzügen, mit Helmen, Stirnlampen und Spezialausrüstung für Höhlentauchgänge machen sie sich auf den Weg. Thailand und Menschen in aller Welt halten den Atem an.

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Mehrere Stunden dauert der mühevolle Weg der Retter zu den Jugendlichen und ihrem Trainer, dann machen sich Taucher und Eingeschlossene in mehreren Grüppchen auf den Rückweg.

Widersprüchliche Angaben: Vier oder sechs Jungen gerettet?

Am frühen Sonntagabend dann schwirren die ersten Gerüchte durch die Stadt Chiang Rai: Mehrere Jungen hätten die Höhle verlassen. Krankenwagen rasen mit Warnlicht weg vom Höhleneingang. Später bestätigen die thailändischen Marinetaucher: Vier sind draußen. Sechs sogar, sagen Behörden kurz darauf. Nach dem Aufatmen folgt ein Dämpfer - vom Katastrophenschutz heißt es, dass nicht alle noch am Sonntag die Höhle verlassen könnten. Was genau steckt dahinter? Das Rätselraten und Bangen geht vorerst weiter.

Grafik: Die Karte der Höhle

Die Umstände sind denkbar schwierig. Im vorderen Bereich der etwa zehn Kilometer langen Höhle steht noch das schlammige Wasser, wie auf Fotos der thailändischen Armee zu sehen ist. Überall liegen dicke Plastikrohre. Durch sie pumpen die Helfer Flutwasser aus der Höhle. Dadurch soll es einfacher werden, die Kinder heraus zu holen, die etwa vier Kilometer im Inneren festsitzen.

Je weniger Wasser, desto weniger müssen sie schwimmen oder tauchen. Das wäre schon unter normalen Umständen riskant, da viele der 11- bis 16-jährigen Jungen keine guten Schwimmer sind. Von Taucherfahrung ganz zu schweigen. Sinkende Wasserstände dürften den Rettern die Arbeit erleichtern. So können die Jungen vermutlich längere Strecken gehen als zuvor befürchtet. Und so können die ersten rascher nach draußen gelangen als ursprünglich erwartet, wie thailändische Medien spekulieren.

Jungen sind körperlich geschwächt

Nach 15 Tagen in Nässe und Dunkelheit sind die Jungen noch dazu in körperlich schwacher Verfassung. Was in ihnen vorgeht, kann wohl kaum jemand wirklich nachvollziehen. Wie hätten sie sich vorstellen können, was ihnen bevorstand, als sie an jenem Samstagnachmittag nach dem Fußballtraining ihre Fahrräder vor der Höhle abstellten, um ein kleines Abenteuer zu erleben?

Grafik: Die Gefahren beim Höhlentauchen

Die Behörden entschließen sich in dem Moment zu der Rettungsaktion, als drohende starke Regenfälle zur wachsenden Gefahr für die in der überfluteten Höhle festsitzende Fußballmannschaft werden. Heute sei der entscheidende Tag, sagt der Leiter der Rettungsmission, Provinzgouverneur Narongsak Osotthanakorn am Sonntag: „Ein neues Regenunwetter kommt.“

Die Vorbereitungen auf die Rettung laufen in der Nacht zu Sonntag auf Hochtouren. Hunderte Soldaten und Helfer helfen beim Abpumpen und schleppen Ausrüstung über schlammige Stufen hoch zum Höhleneingang. Die Behörden ordnen an, dass alle Nicht-Helfer das Rettungslager verlassen. Grüne Plastikplanen schirmen nun den Höhleneingang vor neugierigen Blicken ab. Polizisten achten darauf, dass keiner der etwa 1000 thailändischen und internationalen Journalisten zu nahe kommt.

Fernsehteams bauen in sicherem Abstand ihre Ausrüstung wieder auf, der Monsun-Regen prasselt auf sie herab. Viele haben sich auch vor dem Büro der Bezirksverwaltung und dem etwa 60 Kilometer entfernten Prachanukroh-Krankenhaus in der Stadt Chiang Rai versammelt. Auch dort Polizei und grüner Sichtschutz.

Die ersten Krankenwagen fahren am Sonntagabend vor dem Krankenhaus vor. An Bord - vermutlich - die ersten Geretteten. Aber bis alle Eltern erlösende Nachrichten bekommen können und ihre Söhne wieder in die Arme nehmen können, stehen noch bange Stunden bevor.