Das Höhenfreibad Killesberg wird momentan umgebaut. Foto: Torsten Ströbele

Momentan wird das Bad für 2,1 Millionen Euro umgebaut. Das wird auch kritisch gesehen.

S-Nord - Schon wochenlang ist im Höhenfreibad Killesberg niemand mehr in Bikini oder Badehose gesichtet worden. Die Temperaturen laden auch nicht zwangsläufig dazu ein, unter freiem Himmel ins kühle Nass zu springen. Sonnencreme braucht niemand mehr. Schal, Mütze und Winterjacke sind mittlerweile die täglichen Wegbegleiter.

Während die anderen vier städtischen Freibäder geschlossen haben, sind die Tore am Killesberg weiterhin geöffnet – allerdings nicht für Badegäste, sondern für die Bauarbeiter, die seit Mitte September unter anderem die Badewassertechnik modernisieren und das Mehrzweckbecken sanieren. In diesem Zuge planen die Bäderbetriebe Stuttgart den Nichtschwimmerbereich auf 25 Meter zu verlängern und daran angrenzend eine neue Attraktion für Jugendliche zu schaffen. Auf 100 Quadratmeter wird ein sogenannter Api-Ball für Wellen sorgen. Doch diese Veränderungen stoßen nicht bei allen Badegästen auf Gegenliebe. Die Gruppe „Interessengemeinschaft Killesbergbad“ hat 600 Unterschriften in der vergangenen Freibad-Saison gesammelt und diese einer Vertreterin der Bäderbetriebe Stuttgart überreicht. Die Mitglieder der Initiative beurteilen die Veränderungen im Nichtschwimmerteil des Beckens, aber auch im Umfeld des Schwimmbeckens kritisch und halten diese für vollkommen unnötig. Einen Teil der eingesetzten finanziellen Mittel für den Umbau hätte man sich aus ihrer Sicht sparen können: „Warum wird die schöne Sandsteinmauer am Hang auf der Südseite des Beckens ersetzt? Warum fallen die vielen Sitzplätze auf der langen Bank weg und werden durch Beton ersetzt? Wer will im Hochsommer auf heißem Beton sitzen?“, fragt sich nicht nur Britta Weber. Die Feuerbacher Kommunalpolitikerin, die für die Grünen im örtlichen Bezirksbeirat sitzt, besucht im Sommer regelmäßig das idyllisch gelegene Freibad. Weber befürchtet, dass sich die Situation für die Schwimmer eher verschlechtern werde. Sie hält genauso wie viele andere Badegäste einen Teil der Umbaumaßnahmen für „unnötig wie einen Kropf“.

Bäderbetriebe wollen allen Nutzergruppen gerecht werden

Das betrifft insbesondere auch den Api-Ball. Auf solche Spielelemente zur Attraktivitätssteigerung könne sie gerne verzichten, meint auch Dagmar Schneider. Keine Frage ist, dass einige Reparaturen unumgänglich sind: Die Sanierung des Beckens sei nötig und gehe völlig in Ordnung, findet Schneider. Dass die Wand zwischen Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken gebaut werden müsse, sei zwar bedauerlich, aber offensichtlich juristisch unumgänglich. Als regelmäßige Besucherin des Freibades hält sie aber Veränderungen, die zu einer angeblichen Attraktivitätssteigerung des Bades beitragen sollen, für völlig überflüssig.

Das sieht Anke Senne, die Geschäftsführerin der Bäderbetriebe, anders: „Wir haben viele Nutzergruppen und müssen allen gerecht werden.“ Für Jugendliche hätte es bislang kein Angebot im Wasser gegeben. „Wenn wir sanieren, dann macht es auch Sinn, etwas Neues anzubieten, um mehr Badegäste anzulocken“, sagt Anke Senne. Die Diskussion erinnere sie ein wenig an die Badsanierung in Sillenbuch im vergangenen Jahr. Dort hätte es Widerstand gegen ein geplantes Babybecken gegeben. Aber es hätte sich letztendlich gelohnt, neue Wege zu beschreiten. „Das Babybecken wurde toll angenommen“, sagt Senne. Ähnliches erhofft sie sich vom Wellenball im Höhenfreibad.

Die Sanierung am Killesberg soll Ende Juli abgeschlossen sein. Das heißt allerdings, dass die Badegäste rund zwei Monate in andere Bäder ausweichen müssen.