Thomas Stickroth (re.gegen VfB-Spieler Krisztian Lisztes) im Trikot des VfL Bochum Foto: Baumann

Erstmal gibt es beim Höfleswetzturnier, das im Neckarpark ausgetragen wird, einen Jonglier-Wettbewerb. Warum das eine tolle Sache ist, erklärt Ex-Profi Thomas Stickroth. Ihm hat diese Fähigkeit in seiner Laufbahn sehr geholfen.

Stuttgart - 996, 997, 998, 999, 1000. Tausend Mal hatte der kleine Tommy in seinem Hinterhof im Rossbollengässle an der Seyfferstraße im Westen den Ball jongliert. Ein Gewaltakt. Auch für seinen Freund Martin, der damals die Aufgabe hatte, die Ballkontakte zu zählen. Es war die Generalprobe für einen besonderen Wettbewerb im Kickerstadion. Derjenige, der den Ball am häufigsten ohne Bodenkontakt in der Luft halten konnte, durfte zur brasilianischen Fußball-Legende Pele nach New York fliegen.

Thomas „Tommy“ Stickroth hat die Reise gewonnen. Zusammen mit dem Ex-VfB-Trainer Bruno Labbadia durfte er in die USA reisen und Pele seine technische Brillanz zeigen. „Ich war damals als kleiner Junge wahnsinnig aufgeregt, als Pele vor mir stand, aber voller Leidenschaft und sehr ehrgeizig. Ich glaube, ich hatte damals in New York 3500 Ballkontakte geschafft“, erinnert sich der 49-Jährige Stuttgarter, der über die SG Stuttgart West zum VfB Stuttgart schließlich in der Bundesliga unter anderem bei Bayer Uerdingen, Saarbrücken und dem VfL Bochum landete.

Der Junge aus dem Stuttgarter Westen galt damals schon mit sieben Jahren als Wunderknabe und Ausnahmetalent. „Ich konnte gut schießen und dribbeln“, erinnert er sich, aber bei einem Familienurlaub auf Ibiza bekam er einen kleinen Dämpfer.

Bei einem Kick am Strand zeigte ihm der Ex-Kickers-Spieler Hartmut „Happe“ Haupt Grenzen auf. „Kannst du eigentlich auch jonglieren?“, fragte der Profi und erntete ratloses Staunen von dem Steppke. „Es war mir furchtbar peinlich. Ich wusste gar nicht, was das ist“, sagt der heutige Mentaltrainer des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli, „aber ich war von diesem Moment an infiziert und trainierte täglich mehrere Stunden.“

Die Nachbarn im Hinterhof in der Seyfferstraße fanden das weniger amüsant. „Sie beschwerten sich bei meinen Eltern. Aber ich ließ mich nicht bremsen.“ Statt eines Lederballs jonglierte Stickroth nun mit einem Softball. Kenner wissen: Damit wird es noch schwerer, den Ball in der Luft zu halten. „Ich trainierte so etwa zwei Jahre jeden Tag, bis ich es richtig drauf hatte“, sagt Stickroth, „ich versuchte immer wieder aufs Neue meine Rekorde zu brechen. Und irgendwann war ich bei 1000.“

Doch selbst diese Rekordmarke reichte ihm nicht: „Irgendwann gab es nur noch eine körperliche Grenze. Die war erreicht, wenn mir beim Jonglieren schwindelig wurde.“

Stickroth findet es toll, dass diese fußballerische Grundfertigkeit jetzt beim Höfleswetzturnier des ADAC Württemberg und den Stuttgarter Nachrichten durch einen Wettbewerb mit attraktiven Preisen wieder mehr in den Blickpunkt der jungen Kicker rückt: „Es geht darum, den Ball zu kontrollieren, sich voll auf eine Sache zu konzentrieren. Das ist im Fußball sehr wichtig. Hilft aber auch bei anderen Dingen des Lebens.“ Auch Weltmeister Philipp Lahm habe das neulich erst gesagt: „Meine größte Fähigkeit als Profifußballer ist, dass ich mich auf eine Sache konzentrieren kann.“

Deshalb fordert Stickroth, der auch die Trainer-A-Lizenz besitzt: „Jonglieren sollte heute fester Bestandteil des Jugendtrainings sein.“ Was heute fast selbstverständlich klingt, war in Stickroths Jugend eher etwas Exotisches: „Damals ging es eher um Wille und Kampfbereitschaft. Techniker standen damals nicht so hoch im Kurs, heute ist es Gott sei Dank genau andersrum.“

Apropos heute: Kann der Ex-Profi immer noch 1000 Mal jonglieren? „Man könnte mich mitten in der Nacht wecken, dann würde ich wohl noch 500 Mal schaffen. Von der Kondition würde es heute nicht mehr so gut klappen, aber von der Konzentration schon. Denn wenn man den Bogen einmal raus hat, kann man es ein Leben lang.“ Deshalb rät er allen Höflesetzern: Fleißig üben!