VfB-Jugend-Chef Michale Gentner sucht am 19. September die besten Höfleswetzer Foto: Pressefoto Baumann

Das Höfleswetzturnier ist in diesem Jahr besonders reizvoll. Michael Gentner, Leiter des Jugendleistungszentrums des VfB Stuttgart, wird in diesem Jahr die besten Spieler küren. Auf was Gentner am 19. September bei den Mädchen, Lausern und Höfleswetzern achten wird, verrät er hier.

Stuttgart - Er ist das Auge des VfB Stuttgart. Seinem Blick entgeht fast nichts. Michael Gentner (34) beobachtet, sichtet, entscheidet. Gegen seinen Willen wird kein Spieler in der Jugend jemals den roten Brustring tragen.

Der Leiter des Nachwuchszentrums muss sehen, ob ein Spieler Perspektive hat. Ob er das Zeug dazu hat, eines Tages in der Profimannschaft zu kicken. Damit nimmt der Bruder des VfB-Kapitäns Christian Gentner eine der wichtigsten Schlüsselstellen im Club ein. „Für diese Arbeit braucht man einen Erfahrungsschatz und ein gutes Auge“, sagt der Fußballlehrer.

Vorbild Joshua Kimmich

Richtig lernen kann man diesen Job eigentlich nicht. Gute Scouts haben schlicht eine Gabe, die anderen Fußball-Experten fehlt. Gute Beispiele für diesen Kennerblick sind der ehemalige VfB-Jugend-Trainer Hansi Kleitsch oder Ralf Rangnick und Thomas Albeck (beide arbeiten jetzt in Leipzig). Sie alle haben viele Talente entdeckt. So wie Michael Reschke, der Chefscout beim FC Bayern. Er gilt derzeit als das Maß aller Dinge in diesem Bereich.

Aber Michael Gentner ist auf einem guten Weg, sich in der Spitze einen Namen zu machen. Seine jüngste Erfolgsmeldung ist VfB-Profi Berkay Özcan. Ihn hat er als Jugendlichen beim Karlsruher SC entdeckt und losgeeist – „obwohl Berkay nur fünf Minuten entfernt vom Trainingsplatz gewohnt hat“ (Gentner) .

Alles scheint eine Frage von guten Argumenten zu sein. Die braucht auch ein Spieler, wenn er Gentner überzeugen will. Vormachen kann ihm keiner etwas – schließlich hat er als Trainer 13 Jahre Erfahrung bei den Roten. „Dadurch kann ich die Spieler in ihrem Leistungsvermögen mit anderen gut vergleichen“, sagt der VfB-Jugend-Chef. „Da sieht man schnell, ob’s für die Bundesliga reicht oder nicht.“

Aber worauf achtet so ein Scout? Was zählt beim ersten Eindruck?

„Grundsätzlich schauen wir, ob ein Spieler Bewegungstalent hat und ob er schnell genug ist“, sagt Gentner: „Wenn einer die 30 Meter nur in 4,4 Sekunden läuft, wird es schwierig, den Sprung nach ganz oben zu schaffen.“ Solche grundlegenden Faktoren gibt es auch bei den Torhütern oder den Innenverteidigern. Ein Torwart sollte mindestens 1,90 Meter, der Abwehrspieler mindestens 1,80 Meter groß sein.

Im modernen Fußball sind jedoch andere Dinge noch wichtiger. Gentner bringt sich auf den Punkt: schnelle Wahrnehmungs- und Entscheidungsfähigkeit, Kreativität und Lernfähigkeit. „Es ist kein Zufall, dass Joshua Kimmich auf fast allen Positionen spielen kann“, sagt Gentner. „Er hat ein Einser-Abi.“ Intelligenz werde auf dem Platz immer wichtiger: „Da die Räume immer enger werden, wie wir auch bei der Europameisterschaft gesehen haben, müssen Spieler freie Räume erkennen, Ideen entwickeln und schwere 1:1-Situationen lösen.“

Teamfähigkeit ist wichtig

Was im Hochleistungsbereich gilt, ist auf den Breitenfußball natürlich nur bedingt übertragbar. Aber auch da schaut Michael Gentner genau hin. Als Chef-Scout des diesjährigen ADAC-Höfleswetzturnier am 19. September im Neckarpark verrät er schon mal, worauf er achten wird, wenn er die besten Turnierspieler sucht und kürt: „Wer ein gewisses Bewegungstalent und eine gute Koordination mitbringt, ist weit vorne. Aber natürlich achte ich auch auf die Ballbehandlung, die Technik, die Beidfüßigkeit und das Dribbling.“ Entscheidend sei auch „die Ball-An – und Mitnahme“.

Nicht zuletzt sollten die jungen Höfleswetzer auch beweisen, dass sie teamfähig sind. „Ich will Spieler sehen, die Verantwortung und Führung übernehmen“, sagt Gentner, „damit meine ich Spieler, die immer den Ball fordern und sich nicht verstecken.“ Die Mentalität sei oft entscheidender als die fußballerische Klasse, so der VfB-Jugend-Chef: „Die Mentalität, unbedingt gewinnen zu wollen, nicht zu meckern oder nach einem Rückstand die Ärmel hochzukrempeln, schätze ich sehr.“

Wer weiß, vielleicht können die besten Jungs und Mädchen des Höfleswetzturniers so einen guten Eindruck bei Gentner hinterlassen, dass sie eine Einladung zum Probetraining bekommen. Aber selbst, wenn es nicht so weit kommt, sollen die kleinen großen Kicker nicht traurig sein: „Das Turnier ist an sich eine tolle Sache“, sagt Michael Gentner, „sich in unserer Nachbarschaft mit anderen guten Fußballern zu zeigen, ist eine enorm reizvolle Sache.“