Siegerehrung: Monkey Kicker, Jogis Jungs,die Staufer-Löwen und die Kicker der Eyth-Realschule stolz im Stadion. Für mehr Bilder vom Höfleswetzturnier klicken Sie sich durch unsere Galerie. Foto: Fotos: Lichtgut/Max Kovalenko

Beim Höfleswetzer-Turnier des ADAC Württemberg besiegen die Monkey Kicker Jogis Jungs in letzter Minute. Die Staufer-Löwen werden Dritter.

Stuttgart - Der Fußball wird nach diesem Tag für 18 Jungs nicht mehr der gleiche sein. Dieses Finale wird den Höfleswetzern wohl ewig in Erinnerung bleiben. Denn in nur einer Minute verdichtet sich an diesem Tag alles, was Fußball ausmacht. Große Gefühle, Euphorie, aber auch tiefe Betrübnis. Die letzte Spielminute sollte an diesem Samstag auf dem Platz gegenüber der Mercedes-Arena über Alles oder Nichts entscheiden.

Am Ende der 30 Minuten liegen Jogis Jungs enttäuscht auf dem Rasen im Neckarpark, während die Monkey Kicker ausgelassen jubeln. Ein Zuschauer flüstert in diesem Moment vor sich hin: „Der Fußball ist manchmal so unbegreiflich wie das Leben.“

Aber der Reihe nach. So zuversichtlich waren sie, die Jungs von Jogi. So selbstsicher. „Die hauen wir weg!“, tönen sie vor dem Finale der Höfleswetzer, „dafür sind wir heute hier. Für nichts anderes.“ Der Namenspatron des Teams, Bundestrainer Jogi Löw, würde bei so viel Selbstvertrauen wohl sagen: „Högschte Hochachtung.“ Und nach nur drei Minuten liegen die Spieler von Trainerin Anja Hornberger in Führung. Weltmeisterlich. Auch den zwischenzeitlichen Ausgleich stecken sie locker weg und gehen mit einer 2:1-Führung in die Pause. Bammel hat in diesem Moment keiner der Jogi-Fans. Zu clever, zu abgebrüht treten die Realschüler aus Sulzbach auf. Doch die Monkeys, eine Truppe aus Spielern des SV Rot, aus Gablenberg und Bissingen, geben nie auf. Aus heiterem Himmel fällt der Ausgleich – das Spiel wogt hin und her – die Verlängerung droht.

Und dann passiert das Unfassbare. Schiedsrichter Helmut Zimmermann (67) pfeift Freistoß nur acht Meter entfernt vom Tor der Jogi-Buben. Foul oder nicht Foul? Die einen sagen so, die anderen so. Dem 67-Jährigen Referee sind die Diskussionen wurscht. Genau wie dem Monkey-Kicker Marcel Michler. Der Bursche schnappt sich den Ball, nimmt Maß und trifft – 3:2. Schlusspfiff. Die Monkey Kicker gewinnen das 43. Höfleswetzturnier. Und Marcel Michler, die coole Socke, sagt nur: „Ich habe gewusst, dass ich das Ding rein mache.“

Die Verlierer finden diese Wendung grausam und „bitter“, so wie Jogi-Trainerin Anja Hornberger. Ein Sieger wie Monkey-Trainer Bodo Bruy ist kurz „sprachlos“. Als er sich wieder fängt, kommen die Worte jedoch im Stakkato-Rhythmus: „Herzschlag-Finale. Sensation. Meilenstein. Überragend. Aber jetzt hören wir nicht auf. Nächstes Jahr geht’s weiter.“

Die richtigen Worte finden wenig später auch seine Jungs nicht. Als sie mit den geschlagenen Sulzbachern sowie den Staufer-Löwen als Drittplatzieren und der Max-Eyth-Realschule Backnang als viertbester Mannschaft durch einen Seiteneingang zur Siegerehrung in die Mercedes-Benz-Arena einlaufen, sind sie allesamt mucksmäuschenstill. Vielleicht aus Vorfreude. Vielleicht auch, weil jeder zu beschäftigt ist. Mit Staunen, vor allem aber damit, das einmalige Ereignis festzuhalten. Fast jeder filmt den Einmarsch in die Arena samt Pokalübergabe mit seinem Smartphone.

Die jungen Fußballer erleben das, was Michael Treuter im Interview mit dem Stadionsprecher treffend feststellt. Der Vertreter des ADAC Württemberg, der das Höfleswetzturnier in Kooperation mit den Stuttgarter Nachrichten veranstaltet, sagt, das Turnier sei A bis Z „eine Erfolgsgeschichte“. Denn seit dem ersten Turnier vor 43 Jahren hätten rund 50 000 Kinder und Jugendliche teilgenommen – „also so viele, wie heute im Stadion beim VfB-Spiel gegen Wolfsburg sind“, so Treuter.

32 Jahre dieser „Erfolgsgeschichte“ hat Helmut Zimmermann “ als Schiedsrichter miterlebt. Und er hat sie alle kicken sehen. Erst bei den Höfleswetzern, dann als Profis.

„Ich habe schon Thomas Schneider, Gerhard Poschner oder Toni Kurbos bei den Höfleswetzspielen gepfiffen“, sagt er und weiß, was das für die Knirpse bei den Spielen am Samstag bedeutet. Seine Aussage nährt die Hoffnung der Höfleswetzer, eines Tages zurückzukehren. Nicht durch den Seiteneingang des Stadions, sondern als VfB-Profis durch den Spielertunnel unter der Haupttribüne. Aber selbst, wenn sich dieser Traum nicht für jeden erfüllen wird. Dieser Tag wird allen in Erinnerung bleiben. Der Fußball ist nach dem Erlebnis nicht mehr der gleiche für sie.