Franz Meier ist eine der Stützen beim HTC Stuttgart Kickers Foto: Pressefoto Baumann

Zwei Hockeyclubs, ein Ziel: Der KlassenverbleibDerbyzeit in der Zweiten Bundesliga: An diesem Samstag (16 Uhr) gastiert der HTC Stuttgarter Kickers beim HC Ludwigsburg. Beide Clubs stecken mitten im Kampf gegen den Abstieg.

Sie wollen sich beide durchbeißen, doch die Ausgangslage der Teams könnte jedoch kaum unterschiedlicher sein. Eine Übersicht.

  • Die Lage

HTC Stuttgarter KickersSieben Punkte aus acht Spielen – die Ausbeute des HC Ludwigsburg ist bisher nicht gerade optimal. „Fünf mehr hätten es schon sein können“, sagt HCL-Trainer Daniel Weißer. Vor allem die vier Unentschieden trüben die Punktebilanz. Nur ein Spiel gewann das Team bisher. „Die Luft ist dünn“, meint Weißer. Um ganz sicher dem Abstieg zu entgehen, muss sich der HCL noch vom achten auf den siebten Platz verbessern, „und das wird knackig“, sagt der Coach. Wie viele Mannschaften absteigen, ist noch nicht sicher. Einen Club trifft es auf jeden Fall. Wenn aus der Ersten Bundesliga zwei Südmannschaften absteigen, müssen in Liga zwei sogar drei Teams runter.

Nur der Dürkheimer HC (Platz zehn/fünf Punkte) steht noch hinter dem HTC Stuttgarter Kickers (9./sechs), aber die Pfälzer haben eine Partie weniger absolviert. Die ersten zwei Saisonspiele im September gewann der HTC gegen den SC Charlottenburg (2:1) und den Mariendorfer HC (5:2). Seither wartet das Team im Feld auf einen Erfolg. Was Hoffnung macht: Im Kampf um den Klassenverbleib geht es eng zu. Als Sechster hat der TuS Lichterfelde nur acht Punkte geholt.

  • Die Vorbereitung

Wie die Vorrunde, so lief beim HCL die Vorbereitung auf die zweite Hälfte der Saison: Vier Unentschieden lieferte das Team ab, auch gegen die direkten Konkurrenten HTC Stuttgarter Kickers (2:2) und den Dürkheimer HTC (3:3). „Verloren haben wir aber kein Spiel“, sagt Trainer Daniel Weißer. Viel Wert hat er in der Vorbereitung auf den Spielaufbau gelegt. „Das war bisher unser Manko.“

„Ich bin mit der Entwicklung sehr zufrieden. Wir haben viel gearbeitet“, sagt HTC-Trainer Horst Ruoss. Kleines Manko: Bei den Testspielen hatte er nie alle Spieler zur Verfügung, konnte nie seine Wunschmannschaft testen. Gegen den Tabellenführer der zweiten Liga, die TG Frankenthal, schafften die Kickers ein 3:2, gegen Dürkheim verloren sie 2:3.

  • Das Programm

„Die ersten drei Spiele sind vorentscheidend“, meint Daniel Weißer, „wir wollen vier Punkte.“ Mindestens. Ohne diese Ausbeute rechnet sich der Trainer im Kampf um den Klassenverbleib fast keine Chancen aus. Nach dem Derby an diesem Samstag (16 Uhr) müssen sowohl der HCL als auch der HTC nach Berlin. Am Samstag (18. April) trifft Ludwigsburg auf den Mariendorfer HC (14 Uhr), am Sonntag auf den SC Charlottenburg (12 Uhr).

„Gegen die ersten beiden Teams in der Liga wird es schwierig, aber sonst können wir gegen alle punkten“, sagt HTC-Teammanager Albert-Hugo Stinnes. Also auch gegen Ludwigsburg, den SC Charlottenburg (18. April, 14 Uhr) und den Mariendorfer HC (19. April, 11 Uhr). Übrigens: Das Derby an diesem Samstag in Ludwigsburg zählt noch zur Vorrunde. Das Rückspiel steigt am letzten Spieltag (31. Mai).

  • Das Derby

„Wir hätten gegen den HTC gerne noch im Herbst gespielt“, sagt Michael Thum, im HCL-Vorstand für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Trainer Weißer ist dennoch zuversichtlich. Sein Tipp: ein Sieg. „Wir müssen aber 110 Prozent investieren und von Beginn an wach sein.“

Mit der Vorbereitung ist Horst Ruoss zufrieden, mit der Entwicklung seiner jungen Spieler ebenfalls, dennoch kann er vor dem Derby nicht recht einordnen, wo das Team steht. „Wir können uns in Ludwigsburg auf was gefasst machen. Das Team ist schon seit Jahren zusammen“, sagt der HTC-Coach, der den HCL von 1970 bis 1975 trainiert hat.

  • Das Team

Der Stamm des Teams hat beim HC Ludwigsburg das Hockeyspielen gelernt. „Auf Bundesliga-Niveau ist es aber noch unerfahren“, sagt Weißer. David Hanel ist nach einem Kreuzbandriss wieder zurück im Team, auch Eckenschütze Michael Josek ist aus dem Ausland zurück. Dafür ist Luis Knisel für ein halbes Jahr in Spanien, und Tim Miller sowie Sven Wiese haben sich in die zweite Mannschaft zurückgezogen. Mit Hanel (Mittelfeld) bilden Abwehrspieler Severin Schmidt, Denis Bischof (Mittelfeld) und Allrounder Arne Huber die Säulen im Team. „Ein klassischer Stürmer fehlt uns leider“, sagt Trainer Weißer.

„Wir haben eine sehr junge Mannschaft“, sagt Horst Ruoss, „die Frage wird sein, wie stabil die Jungs schon sind.“ Ein richtig erfahrener Mann, der den Jungen einen Halt gibt, fehlt dem HTC. U-18-Nationalspieler Lukas Trompertz (Mittelfeld) ist laut dem HTC-Coach zurzeit gut drauf. Um ihn, Philipp Großer (Mittelfeld/Sturm), Franz Meier (Abwehr/Mittelfeld) und Lukas Grellmann (Abwehr/Mittelfeld) will er die Mannschaft formen. Im Vergleich zu den ersten acht Spielen hat sich das HTC-Team fast komplett verändert. Elf Spieler sind nicht mehr dabei, sechs neue sind gekommen.

  • Der Trainer

Daniel Weißer könnte der Enkel von HTC-Trainer Horst Ruoss sein. 29 Jahre alt ist er. 2013 übernahm er das Herrenteam, davor war er für den Nachwuchs zuständig. Der HCL ging das Risiko ein, machte ihn zum Cheftrainer. „Wir haben ihm die Möglichkeit gegeben, sich unaufgeregt zu entwickeln“, sagt Hans-Joachim Schröter, Präsident des HCL. Weißers Handschrift ist mittlerweile erkennbar, die Verantwortlichen sind mit seiner Arbeit zufrieden.

Der HTC ist auf Trainersuche – immer noch. Eigentlich sollte Ruoss nur in der Hallenrunde einspringen, nun bleibt er erst mal. „Ich kann die Jungs doch nicht im Stich lassen.“ Es ist nicht einfach, einen Coach zu finden. Gut ausgebildete Trainer kosten Geld. Die Hockey-Dichte im Süden ist zudem nicht sehr hoch. Auch Rüsselsheim, Dürkheim und Rot-Weiß München sind auf Trainersuche. Ruoss ist 77 Jahre alt. „Kein Problem“, meint Stinnes. „Die Spieler sehen die fachliche Kompetenz“, sagt er. Deshalb funktioniere es.

  • Die Historie

Der HC Ludwigsburg ist Gründungsmitglied der Bundesliga. Die größten Erfolge feierte der Verein aber vor 1969: Zweimal (1962 und 1968) wurde das Team deutscher Vizemeister. „Wir haben damals unseren Stars vertraut und die Jugendarbeit vernachlässigt“, erzählt Michael Thum. Die Rechnung bekam der Club 1977 mit dem Abstieg aus der Ersten Bundesliga. Erst Mitte der 80er Jahre wurde wieder konsequent die Jugend in den Vordergrund gestellt. Die Kinder von einst sind heute das Gerüst der Mannschaft. „Sie identifizieren sich mit dem Club und sind geblieben“, erklärt Präsident Schröter. In den vergangenen Jahren pendelte der HCL im Feld zwischen Zweiter Bundesliga und Regionalliga. „Es wäre wichtig, nun mal die Klasse zu halten“, sagte Trainer Weißer.

So lange ist es noch gar nicht her, als der HTC seine größten Erfolge feierte. Deutscher Meister 2005, Europapokalsieger 2006 – seither ging es bergab. „Es wurden viele Fehler gemacht, unter anderem wurde die Jugendarbeit vernachlässigt“, sagt Horst Ruoss. In der Hallensaison sind die Kickers sogar aus der Zweiten Bundesliga abgestiegen – das soll in der Feldrunde vermieden werden. „Viele unserer Jugendspieler würden uns wohl verlassen, wenn wir es nicht schaffen“, sagt Ruoss. Es könnte Jahre dauern, bis sich die Kickers von so einem Rückschlag erholen würden.

  • Der Verein

Beim HCL entsteht gerade ein großes Sport-Zentrum. Mit im Boot sind der Deutsche Alpenverein, Sektion Ludwigsburg, und die Ludwigsburger Schneeläuferzunft. Kletterhalle, Sporthalle, Schwimmbad und noch vieles mehr sollen bis 2016 bezugsfertig sein. Finanziert wird das Sieben-Millionen-Euro-Projekt hauptsächlich durch den langjährigen Förderer Wolfgang Reisser. „Wir hoffen, dass uns dieses Projekt hilft, entsprechend zu wachsen und den Leistungssport dauerhaft zu halten. Ein Abstieg wäre deshalb eine herbe Enttäuschung für uns“, sagt HCL-Präsident Schröter.

Konstanz war in den vergangenen Jahren Fehlanzeige beim HTC – auf dem Platz und in den Gremien. Nur ein Jahr war Stefan Heine als Präsident im Amt, nun ist der Posten wieder neu besetzt worden. Die HTC-Größe Christoph Wüterich wurde auf der letzten Versammlung gewählt. Notwendig war die vorgezogene Wahl, weil es Heine aus beruflichen Gründen zurück in seine norddeutsche Heimat gezogen hat. „Ich hoffe, dass die Herren-Mannschaft die Liga halten kann. Wichtig ist aber vor allem, den jungen Spielern eine Perspektive zu bieten“, sagt der neue Club-Chef.