Trainer und antreiber beim HTC: Thorben Wegener (Mitte) Foto: Baumann

Der Hockey-Zweitligist HTC Stuttgarter Kickers hat kein Geld und kann sich den Erfolgscoach Thorben Wegener nicht mehr leisten. Der Trainer selbst versteht das nicht so recht.

Stuttgart - Kaum steht die ärgerliche 4:5-Niederlage des HTC Stuttgarter Kickersgegen den Tabellenführer TSV Mannheim fest, folgt der HTC-Trainer Thorben Wegener seinen Gewohnheiten. Einsam geht er über den Platz und hängt die Kamera für die Videoanalyse vom Fangzaun. Dann macht er seiner Hockey-Mannschaft noch einmal Mut und sagt, dass an den guten Ansätzen weitergearbeitet werden soll. Am Ende der Ansprache folgt noch die Anweisung: „Auslaufen, Bälle sammeln, Platz aufräumen!“

Lange werden sie ihren Trainer so nicht mehr erleben. Vor dem ersten Rückrundenspiel der Feldrunde stand fest, dass der HTC den Vertrag mit Wegener nicht verlängern wird. „Ich bedauere das sehr, kann es aber nicht ändern und muss damit leben“, sagt Wegener, dem sie bei dem Zweitligisten im Prinzip dankbar sind für die mehr als vier Jahre, die er im Amt ist. Er hat die Kickers wieder nach vorne gebracht, in der Halle wenigstens für eine Saison wieder in die erste Liga geführt und auf dem guten fünften Platz in der Feldrunde aller Abstiegssorgen frühzeitig entledigt.

Der Manager versteht es nicht

Trotzdem muss er gehen, das verstehe auf den ersten Blick, wer will. Nicht einmal der Teammanager Albert-Hugo Stinnes kann sich mit dem Gedanken an den Abschied von Wegener anfreunden. „Das ist bedauerlich, denn der Thorben ist einer, der hier am meisten nach vorne bewegt hat“, sagt Stinnes, der möglicherweise eine andere Entscheidung getroffen hätte als die Vereinsoberen. Gehen muss Wegener aus einem einfachen Grund: die Kickers haben kein Geld.

Drei hauptamtliche Übungsleiter beschäftigt der HTC – am Ende gehen muss aber ausgerechnet der Erfolgscoach der ersten Herrenmannschaft, dem Aushängeschild des Vereins. „Der HTC hat ein neues Konzept entwickelt, weil er sparen muss“, sagt Stinnes. Der Degerlocher Club könne sich die Anzahl an hauptamtlichen Übungsleitern nicht leisten. Und Wegener soll ordentlich verdient haben an der Hohen Eiche.

Es ist schon verrückt, was da passiert bei den Kickers, denn sie würden aus finanziellen Gründen nicht einmal in die Bundesliga aufsteigen wollen, wenn sie es denn könnten. Insofern spielte das 4:5 gegen Mannheim der Vereinsführung in die Karten. Präsident Christoph Wüterich weiß um die angespannte Lage. Er äußerte sich auch einmal dahingehend, dass es im Stuttgarter Vereinswesen in höheren Ligen an einer Art Bereitschaft zum Mäzenatentum fehle, so wie etwa im Mannheimer Raum. Doch solch großzügige Menschen laufen nicht einfach so auf der Straße herum. Also stagniert das System bei den Kickers. Man hat Angst vor dem Aufstieg und Angst, Wegeners Lohntüte nicht mehr füllen zu können. Deshalb kommt es zur Trennung.

Gar nicht so teuer

Wegener selbst, der sehr enttäuscht ist, aber bereits mit anderen Clubs in Gesprächen für einen neuen Job ist, findet nicht, dass die Bundesliga zu kostspielig wäre, sollten Kickers in den kommenden Jahren mal aufsteigen dürfen. „So exorbitant teuer ist die erste Liga nun auch wieder nicht“, sagt der Coach. In der zweiten Liga müsse die Mannschaft ja immerhin auch nach Berlin reisen. In der Bundesliga würde der Weg dann eben nach Hamburg führen und dazu auch noch in den Westen. Auch die chronische Angst der Kickers, sich in der ersten Liga keine Topspieler leisten zu können, teilt Wegener überhaupt nicht. Der Nürnberger HTC etwa bezahle seinen Spieler gar nichts.

Für den Rest seines Engagements muss Wegener nun sich und die HTC-Truppe noch einmal motivieren. „Das ist schwierig“, sagt er, „aber wir versuchen es so gut wie möglich über die Bühne zu bringen.“