An diesem Sonntag startet für Franz Meier und den HTC die Hallenrunde Foto: Baumann

Als Horst Ruoss den Job als HTC-Trainer angenommen hat, war er sehr skeptisch, ob die Qualität für die Zweite Hallenhockey-Bundesliga reicht – und hat alles auf den Kopf gestellt. Jetzt meint der Trainer des HTC Stuttgarter Kickers: Es ist vielleicht sogar mehr drin als der Klassenverbleib.

Stuttgart - Sie flehten fast schon – die Spieler um Peter Heink und Sascha Reinelt. Sie wollten ihren alten Trainer zurück, denn die sportliche Situation war brenzlig. Das Bitten half, Horst Ruoss kam als Feuerwehrmann zurück, und der Hockeyclub schaffte die Qualifikation für die eingleisige Bundesliga. Das war vor zwölf Jahren.

Heute ist Peter Heink beim HTC für den Leistungssport zuständig und Sascha Reinelt für die Jugend. Doch wieder ist der HTC in Not, wieder soll Ruoss helfen. Die Vorrunde auf dem Feld lief mies, der HTC ist Vorletzter. Das junge Trainer-Duo Thomas Häuser/Patrick Breuling konnte aus beruflichen Gründen nicht weitermachen, und die Suche nach einer langfristigen Lösung auf der Trainerbank gestaltet sich schwerer, als es sich die HTC-Verantwortlichen vorgestellt hatten. Mit Geld können sie an der Hohen Eiche nicht um sich werfen, und die sportliche Situation schreckt mehr, als sie lockt. Deshalb ruht die Hoffnung nun wieder auf Ruoss. Er hat schon oft gezeigt, dass er es kann. Achtmal stand er mit dem Club im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft, er wurde mit dem Team deutscher Vizemeister und Dritter im Europapokal. Doch so schlecht wie bei seinem dritten Engagement waren die Voraussetzungen nie.

„Ich bin mir nicht sicher, ob die Qualität für die zweite Liga reicht“, hatte Ruoss gesagt, als er den Trainerjob angenommen hat. Führungsspieler seien zum Beispiel Fehlanzeige. Und drei Wochen sind keine lange Zeit, um ein Team auf eine Saison einzuschwören. Die kurze Zeit hat ihm gereicht, zumindest um alles auf den Kopf zu stellen.

Horst Ruoss ist mit seiner Meinung „rigoros“. Von Anfang an machte er seiner jungen Truppe klar: Dreimal Training in der Woche ist Pflicht. Ausnahmen sind nahezu ausgeschlossen. Für einige war es nicht leicht, sich an die neuen Regeln zu gewöhnen. Ein paar Spieler zogen sich in die zweite Mannschaft zurück. Mit den anderen arbeitet Ruoss. Und so wie es aussieht mit Erfolg. Zumindest sagt der Trainer: „Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung.“ Auch erste Erfolge haben sich eingestellt. Der HTC hat in der Vorbereitung zweimal gegen Ligakonkurrent Dürkheim gewonnen und zum Teil richtig gute Leistungen gezeigt. „Das gibt Selbstvertrauen“, sagt Ruoss und ergänzt. „Unser erstes Ziel ist es, drinzubleiben in der Liga, aber mehr ist möglich. Wir müssen halt schauen, wie gefestigt das Team ist.“ Einen Neuen gibt es übrigens auch: Stürmer Nicolas Riemann vom TuS Lichterfelde, der sich gleich für die Stammformation empfohlen hat.

Er ist einer der wenigen, die Horst Ruoss nicht kennen. Er ist 76 Jahre alt. Teilweise hat er schon die Väter seiner Jungs trainiert. Bisher – das versichern alle Beteiligten – war der Altersunterschied aber kein Problem. Für den Coach sprechen seine Erfahrung und Erfolge. Klar ist jedoch auch: Eine Dauerlösung ist das HTC-Urgestein nicht. „Ich habe mir nicht träumen lassen, dass ich das überhaupt noch einmal anfange“, sagt der Botnanger.

Ruoss soll das Team erst mal bis zum 24. Januar führen, bis zum Ende der Hallenrunde. Doch was dann? Passiert bei der Trainersuche nicht ein mittelgroßes Wunder, steht der Club vor demselben Problem wie in diesem Herbst, und in der Feldrunde ist die sportliche Situation ja noch prekärer. Ruoss jedenfalls will sich noch keine Gedanken machen, was nach der Hallensaison ist. Ausgeschlossen ist es aber nicht, dass das Team um Peter Heink und Sascha Reinelt im Januar mal wieder bei Ruoss auftauchen wird.