Wolfgang Erichson (Mitte), Bürgermeister für Integration in Heidelberg, und sein Ehemann Bertold Quast nach ihrer Hochzeitszeremonie, bei der 44 gleichgeschlechtliche Paare getraut wurden. Foto: dpa

„Ehe für alle“ am Neckar: Ein Bürgermeister verheiratet mehr als 40 gleichgeschlechtliche Paare auf einmal. Dann gibt er selbst seinem Partner das Jawort. Kritik von außen weist der Politiker zurück.

Heidelberg - 44 gleichgeschlechtliche Paare haben sich am Sonntag bei einer großen Hochzeitszeremonie im Ballsaal der Heidelberger Stadthalle das Jawort gegeben. „Es ist ein Sieg und ein Triumph, wenn 2017 auch endlich hierzulande Lesben und Schwule eine Ehe eingehen können, die der zwischen Heterosexuellen gleichgestellt ist“, sagte Wolfgang Erichson, Bürgermeister für Integration in der Stadt am Neckar. Der 62-Jährige hielt die Traurede und heiratete dann selbst seinen Partner. „Ich freue mich sehr, dass wir in Heidelberg eine wohl bundesweit einzigartige Zeremonie feiern“, sagte Erichson. In seiner Rede sprach er auch über den 1994 abgeschafften „Schwulen-Paragrafen“ 175.

Impuls für die Feier war das im Oktober in Kraft getretene Gesetz zur „Ehe für alle“. Heidelberg hatte daraufhin 321 gleichgeschlechtliche Paare angeschrieben, die ihre Partnerschaft seit 2001 bereits bei der Stadt hatten registrieren lassen. 44 Paare nahmen das Angebot an, diese eingetragene Lebenspartnerschaft jetzt in eine Ehe umzuwandeln - 27 Männerpaare und 17 Frauenpaare.

Empfang beim Bürgermeister

Der Lesben- und Schwulenverband Baden-Württemberg begrüßte die „tolle Aktion“. Gleichzeitig kritisierte die Organisation, dass „Regenbogenfamilien“ - gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern - ihren Nachwuchs nicht mitbringen dürften. Erichson wies dies zurück. „Es hätte die Kapazität gesprengt, wenn alle mit Angehörigen gekommen wären“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Für Paare, die in größerem Rahmen heiraten wollten, gebe es individuelle Trautermine.

Im Ballsaal beurkundeten insgesamt fünf Standesbeamte die Zeremonie, die pro Paar 50 Euro kostete. Nach dem offiziellen Teil wollte Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) die Feiernden bei einem Empfang begrüßen. „Von Heidelberg soll ein starkes Signal der Akzeptanz ausgehen“, sagte er.