Der Text ist schon etwas verblichen: „Hochzeit im Schloss Engers am 10. August 2007. Liebe Finderin, lieber Finder, Anlässlich der Hochzeit von Julia und Simon wurde diese Flaschenpost auf ihre Reise geschickt. Damit der Wunsch für das Paar in Erfüllung geht, senden Sie bitte diese Karte an sie zurück. Das Brautpaar und ihre Gäste danken Ihnen für Ihre Mithilfe bei unserem Geschenk.“ Foto: Uhlenbruch

Mark Uhlenbruch und Stefanie Diner aus Essen staunten nicht schlecht, als sie am Rheinufer in Duisburg eine Flaschenpost fanden, die bei der Hochzeitsfeier eines Ehepaares aus Böblingen auf die Reise geschickt worden war. Vor 15 Jahren!

Eigentlich wollte Gertrud den Frischvermählten aus Böblingen ja ein Eis spendieren. Das hat sie zumindest bei der Hochzeit angekündigt. Ob das Versprechen jemals wahr wurde? Ob das Brautpaar überhaupt davon erfahren hat?

Fraglich, denn die Einladung hat Gertrud an jenem 10. August 2007 schriftlich formuliert. Dann hat sie die Karte in eine Flasche gesteckt, diese wasserdicht verschlossen und in den Rhein geworfen. Erst jetzt, fast 15 Jahre später, wurde das Schriftstück gefunden.

Ein weit verbreiteter Brauch

Doch der Reihe nach. Es ist ein weit verbreiteter Brauch: Hochzeitsgäste bannen gute Wünsche und angedachte kleine Geschenke auf Papier, bevor sie sie auf ungewöhnlichem Wege in die Welt hinaus schicken. Luftballons steigen zu lassen ist da nur eine Möglichkeit. Eine andere eben jene Flaschenpost.

Wer diese – im Idealfall etliche Kilometer weiter – entdeckt, wird gebeten, die enthaltene Karte per Post an die darauf notierte Adresse der Eheleute zurückzuschicken. Natürlich auch, wenn der Finder das Paar gar nicht kennt. Das ist der Reiz an der Sache: Mann und Frau sind auf die Unterstützung von Fremden angewiesen. Erst wenn sie das Schriftstück im Briefkasten finden, dürfen sie das darauf notierte Präsent einlösen.

175 Kilometer bis nach Duisburg geschippert

Auch bei der Feier von Julia und Simon aus Böblingen setzte jemand diese pfiffige Idee in die Tat um. Und weil die beiden sich auf Schloss Engers, 15 Autominuten von Koblenz entfernt und direkt am Rheinufer gelegen, das Ja-Wort gaben, bot sich eine Flaschenpost geradezu an. Die von Gertrud war ganz schön lange unterwegs. Sie schipperte über etwa 175 Kilometer Fluss an Bonn vorbei, durch Köln und Düsseldorf schnurstracks nach Duisburg. Dort fanden sie nun Mark Uhlenbruch und Stefanie Diner aus Essen.

Trotz Großschifffahrt so lange auf dem Rhein überlebt

„Wir waren am Rhein unterwegs, um nach Treibholz Ausschau zu halten“, erzählt der 39-Jährige. „Daraus kann man tolle Sachen basteln, gerade machen wir eine Lampe.“ Plötzlich funkelte da etwas in der Sonne. Mark Uhlenbruch bückte sich und erblickte das gläserne Behältnis mit einem Zettel darin. „Wir haben uns kräftig amüsiert“, sagt er. „Das war schon die zweite Flaschenpost, die wir gefunden haben. Letztes Jahr war es eine von einem kleinen Jungen.“

Beim Blick auf das Hochzeitsdatum stutzte er allerdings: 10. August 2007?! „Es ist erstaunlich, dass die es im Rhein mit seiner Großschifffahrt so lange unbeschadet ausgehalten hat.“ Der Essener hatte schon gehört, dass es ein Weilchen bis zur Entdeckung dauern kann, „aber 15 Jahre – das habe ich noch nie erlebt“.

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In anderthalb Jahrzehnten fließt nicht nur viel Wasser den Rhein hinunter. Es könnte auch gut sein, dass Julia und Simon inzwischen umgezogen sind. „Die Adresse auf der Karte existiert schon noch“, hat sich Mark Uhlenbruch via Google Maps informiert. Ein Hochhaus auf der Diezenhalde. Aber ob das Paar noch dort wohnt? Wäre doch schade, wenn die nach so langer Zeit entdeckte Karte nun als unzustellbar verschütt gehen würde.

Und beim Böblinger Bürgeramt nachzufragen, dürfte sich schwierig gestalten. Denn seit 2007 hat sich in Sachen Datenschutz viel getan. Stichwort: Datenschutz-Grundverordnung. Deshalb wird der unserer Redaktion bekannte Nachname in diesem Text auch nicht genannt. Der Versuch, die beiden Gesuchten via Social Media direkt ausfindig zu machen, war ebenso erfolglos.

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Also wandte sich Stefanie Diner per Facebook an die Kreiszeitung. So eine digitale Nachricht braucht schließlich keine 15 Jahre, sondern nur den Bruchteil einer Sekunde, bis sie ankommt. „Wir würden Simon und Julia die Post gerne zustellen“, schreibt sie. „Vielleicht könnt ihr ja helfen!?“

Genau das möchten wir hiermit probieren. Sollte jemand Julia und Simon kennen, die am 10. August 2007 ihre Hochzeit gefeiert und zumindest damals noch in Böblingen gewohnt haben (oder das immer noch tun), darf sich gerne an uns wenden. Entweder telefonisch unter (0 70 31) 62 00 35 oder per E-Mail an m.schwartz@krzbb.de. Damit die beiden endlich ihr Eis von Gertrud bekommen.