Manfred Schmid vom Stadtmuseum geht in den Ruhestand.. Foto: Frey

Manfred Schmid, Leiter des Stadtmuseums Bad Cannstatt, geht in den Ruhestand. Er blickt gerne auf 31 Jahre Ausstellungsgeschichte zurück. Ein Nachfolger für ihn ist noch nicht bestimmt. Die Stelle ist ausgeschrieben.

Bad Cannstatt - Mit einer Ausstellung über den Cannstatter Botaniker Alwin Berger und erstmals lebendigen Ausstellungsobjekten, nämlich Kakteen, hat sich Manfred Schmid in den Ruhestand verabschiedet. 31 Jahre lang hat er das Cannstatter Stadtmuseum geleitet. Und manche Daten hat der Museumsleiter noch ganz genau im Kopf, wenn er sich an die Anfänge erinnert: Am 16. Dezember 1988 wurde das Stadtmuseum beim Klösterle in der Marktstraße 71/1 eröffnet. Unter seiner Regie wurde das Museum damals komplett ausgestattet. Dann gab es noch zwei Erneuerungsphasen, nämlich in den Jahren 2006 und 2011, in denen das Museum weiterentwickelt wurde. Die Präsentationen wurden modernisiert. Insbesondere im oberen Stockwerk wurde zuletzt die gesamte Darstellung der Cannstatter Geschichte rundum neu aufgebaut.

Das Stadtmuseum hat mit dem Verein Pro Alt-Cannstatt eng zusammengearbeitet. War es anfang Ortshistoriker Hans-Otto Stroheker, der mit Manfred Schmid zusammen wirkte, war es in der Folge Hans Betsch von Pro Alt-Cannstatt und jetzt der neue Vorsitzende Olaf Schulze von Pro Alt-Cannstatt samt Verein.

Inzwischen hat das Stadtmuseum in der Museumslandschaft einen Namen. Das weiß Manfred Schmid, als er am letzten Eröffnungstag der Ausstellung nochmals zurückblickt. Viele hochwertige Ausstellungen hat er hier präsentiert. Themen, die Spuren hinterlassen haben und auch von anderen Ausstellungsmachern aufgenommen wurden.

Preisgekröntes Stadtmuseum

Im November 2017 wurde das Stadtmuseum preisgekrönt: Das Stadtmuseum beim Klösterle, das vom Verein Pro Alt-Cannstatt ehrenamtlich betreut wird und nach einer umfangreichen Umgestaltung und Sanierung vor einem Jahr wiedereröffnet wurde, erhielt vom Arbeitskreis Heimatpflege des Regierungsbezirks Stuttgart einen Preis als vorbildliches Heimatmuseum. 2016 war das Stadtmuseum für rund 150 000 Euro im ersten Stock erneuert worden. Positiv bewertet wurden die Besucherfreundlichkeit, das ehrenamtliche Engagement und das wissenschaftliche Konzept. Vor allem die 19 Meter langen Panorama-Vitrine mit historischen Objekten aus und über die Geschichte Bad Cannstatts hatte beeindruckt. Beispielsweise können im Stadtmuseum per Knopfdruck sechs verschiedene Texte angehört werden. Die 162 Original-Objekte werden sowohl in Vitrinen als auch in über 30 ausziehbaren Schubladen ausgestellt. Außerdem können Fotografien in digitalen Bilderrahmen angesehen werden. Das Preisgeld in Höhe von 2000 Euro wurde im Rahmen eines Festakts in Ludwigsburg an die Verantwortlichen des Stadtmuseums übergeben. Am Stadtmuseum gefiel den Juroren das zeitgemäße Konzept auch die in 15 verschiedene Themenkreise gegliederte wechselvolle Stadtgeschichte. Gewürdigt wurde, dass das Museum der kulturellen Vielfalt Cannstatts Rechnung trägt. Vorbildlich war laut der Jury auch das ehrenamtliche Engagement des Vereins Pro Alt-Cannstatt, der sich jahrelang für den Erhalt des historischen Gebäudes einsetzte und bis heute das Museum finanziell und ideell unterstützt, Führungen, Vorträge und Sonderöffnungen anbietet. Durch Unterstützung des Gartenbauvereins kann der Cannstatter Urban dauerhaft gezeigt werden und dank einer großzügigen privaten Spende wurde die Dauerausstellung um einen begehbaren Stadtplan ergänzt. Die Vermittlungsweise, wie hier Heimat vermittelt wird, wurde von Regierungspräsident Wolfgang Reimer als mustergültig bezeichnet.

„Cannstatt ist eine Wundertüte“

Schmid weiß, dass das Stadtmuseum zur Cannstatter Identität gehört. So kann er, selbst Cannstatter, stolz und zufrieden in den Ruhestand gehen. Die Ausstellungsarbeit hat ihm viel Spaß gemacht. Und warum? „Cannstatt ist eine Wundertüte“, sagt der 65-Jährige. Und aus der Wundertüte hat er geschöpft. Immer wieder kamen auch Bürger auf ihn zu mit Ideen oder gab es Anlässe: Wenn er zurückblickt, so hat ihn die Fritz-Elsas-Ausstellung berührt, sie sei emotional bewegend gewesen. Spannend fand er die Geschichte mit dem Erfinder des Büstenhalters, Sigmund Lindauer. „Was da an so einer Erfindung zusammenhängt, habe ich hier erfahren“, sagt ManfredSchmid. Das fand er sehr spannend. Auch die große Thaddäus-Troll-Ausstellung hat ihm gefallen, die erste Ausstellung über Troll. Mit einer „Frauen-Ausstellung“ war er überrascht, welche Frauen-Gruppen es gibt, die sich zum Besuch angemeldet haben. Es war eine sehr besucherstarke Schau.

Auch das Cannstatter Volksfest war Teil der Ausstellungsreigen. Vier Mal wurde das Volksfest thematisiert. Dabei gab es immer wieder neue Aspekte. So wurde unter anderem eine Postkartensammlung präsentiert. Schmid hat immer fasziniert welche Ausstellungsobjekte zusammen kamen und die neuen Geschichten um die Persönlichkeiten, die sich offenbarten. Bis zuletzt Alwin Berger, den er vorher auch nicht kannte.

Die Nachfolge für Schmid ist ausgeschrieben und steht demnach noch nicht fest. Der Museumsmacher freut sich auf den Ruhestand nach dieser vielseitigen, intensiven Museumsarbeit, für die er sich voller Begeisterung eingesetzt hat. Die Ausstellung über Alwin Berger ist noch bis 15. März 2019 im Cannstatter Stadtmuseum zu sehen.