Das Hochwasser 2010 hat auch die Körsch über die Ufer treten lassen. Experten warnen, dass durch den Klimawandel Starkregen auch in Süddeutschland zunehmen könnte. Foto: Judith Saegesser

Der Zweckverband Hochwasser Körsch plant an der Filderhauptstraße in Stuttgart-Plieningen ein neues Becken und einen Damm. Auf ihm könnte ein Radweg verlaufen. Der hat eine Besonderheit, die manche Bezirksbeiräte als Vorteil, andere als Nachteil sehen.

Plieningen - Von dem Gebäude ist nur noch der obere Teil übrig. Dort, wo die Außenfassade das Erdgeschoss verdecken sollte, klafft ein Loch in der Wand. Als hätte ein Riese dem Haus einen Fußtritt versetzt. Das Bild, das Jörg Rütten vom Tiefbauamt bei der Sitzung der Bezirksbeiräte an die Wand projiziert, zeigt kein fernes Katastrophengebiet. Es wurde aufgenommen nach dem Hochwasser von Braunsbach Ende Mai vergangenen Jahres. Rütten fügt hinzu, dass die von der Flut heimgesuchte Gemeinde im Norden Württembergs weniger als 70 Kilometer Luftlinie von Plieningen entfernt liegt. Mit den dramatischen Bildern und dem Hinweis, dass sie in näherer Umgebung aufgenommen worden sind, will Rütten deutlich machen, warum der Zweckverband Hochwasser Körsch der Gemeinden Filderstadt, Denkendorf, Leinfelden-Echterdingen, Ostfildern und Stuttgart auch an der Plieninger Filderhauptstraße ein Becken plant. Es soll bei einem Jahrhunderthochwasser Schaden verhindern.

Es gibt zwei verschiedene Varianten

Experten erwarten, dass der Klimawandel zu vermehrtem Starkregen und Überschwemmungen führen könnte. Auch die Körsch erlebte Ende Mai 2016 ein zweijähriges Hochwasser. „Das nächste Hochwasser in dieser Größe gab es aber dann schon eine Woche später“, berichtet Rütten.

Das geplante Becken und der dazugehörende Damm unterhalb der Teufelsbrücke gehören zu insgesamt 15 Schutzeinrichtungen, die spätestens bis 2019 genehmigt sein sollen. Sie sollen eine Reaktion auf die Klimaerwärmung und vermehrte Starkregenereignisse sein.

Möglich sind dabei zwei Varianten für den Straßendamm, erklärt der zuständige Architekt Erhard Winkler. Zum einen stehe eine Wand aus Bohrpfählen zur Debatte. Zum anderen könnte es eine Aufschüttung in der Höhe von circa 8,40 Metern geben. Dies sei im Moment die bevorzugte Option. Die Aufschüttung würde rund drei Millionen Euro kosten. Die Bohrpfahlwand dagegen 3,6 Millionen Euro. „Ein Wall passt sich auch besser in die Landschaft ein, kann bepflanzt werden, und es ist möglich, auf ihm einen Radweg anzulegen“, sagt Winkler.

Die SPD hatte einen Antrag dazu formuliert

Damit kommt Winkler Forderungen aus dem Bezirksbeirat entgegen. Die SPD hatte im Februar einen Prüfantrag für einen Radweg zwischen der Wallbrunnen- und der Filderhauptstraße auf einem möglichen Hochwasserdamm eingebracht. Die anderen Fraktionen schlossen sich dem Anliegen der SPD-Bezirksbeiräte an.

Architekt Winkler stellt aber klar, dass der Verlauf des Radwegs entlang der Teufelsbrücke vom Bau des Beckens abhänge. „Im Moment ist es noch unklar, wie das Becken genau gebaut werden soll“, sagt er. Der künftige Radweg könnte deshalb tiefer liegen als die Filderhauptstraße. Darin sahen einige Bezirksbeiräte einen Nachteil, andere einen Vorteil.