Jörg Rütten hat beim Probestau ein Bild des Beckens gemacht: „Vermutlich haben noch nicht viele Filderstädter das Becken im Einstau gesehen.“ Foto: privat/Jörg Rütten

Der Zweckverband Hochwasserschutz Körsch hat den lange geplanten Probestau am Hochwasserrückhaltebecken Katzenbach durchgeführt. Warum erst jetzt? Und wie läuft ein solcher Probestau ab?

Bernhausen - Wer dieser Tage am Hochwasserrückhaltebecken Katzenbach an der Richthofenstraße in Filderstadt-Bernhausen vorbeigekommen ist, hat es vielleicht gesehen: den Probestau im Becken. Den hat der Zweckverband Hochwasserschutz Körsch dort jüngst durchgeführt.

Wie das genau vor sich geht, kann Jörg Rütten erklären. Er ist Betriebsbeauftragter beim Zweckverband. „Wir konnten das Becken auf eine Höhe von etwa zwei Metern einstauen.“ So konnten wichtige Abflussmessungen gemacht werden, die Schiebersteuerung wurde kalibriert. Ein solcher Probestau ist sozusagen die Generalprobe, bei der das Hochwasserrückhaltebecken geprüft wird, um zu sehen, dass alle Berechnungen stimmen, und um sicherzugehen, dass im Fall eines Hochwassers alles klappt, wie es soll.

Die Dichtheit des Damms wurde getestet

Vier Tage lang war das Becken auf zwei Meter gefüllt. „Dabei haben wir die Dichtheit des Damms getestet“, berichtet Rütten, „es kam zu keinen Setzungen oder Verschiebungen des Dammes“. Also alles wie erhofft.

„Idealerweise“, erklärt der Experte, „würden wir eine Einstauhöhe von 75 Prozent des Vollstaus, also 3,75 Meter, benötigen“. Die sei aber schwer zu erreichen, wenn man keinen konstanten Zufluss habe, also seien auch die zwei Meter ausreichend gewesen.

Was passiert eigentlich, wenn es heftig regnet und das Becken im Einsatz ist? „Das Wasser kommt ins Becken rein“, erklärt Rütten den Vorgang, „dann stellt die Sonde fest: Es kommen mehr als drei Liter pro Sekunde. Dann macht das System das Becken dicht und kümmert sich um den geregelten Abfluss“. Tausend Kubikmeter pro Stunde schaffe man an der Richthofenstraße im Abfluss. „Es hat etwa drei bis vier Stunden gedauert, bis die zwei Meter wieder abgeflossen waren.“

Drei Millionen Euro hat das Becken gekostet

Das Hochwasserrückhaltebecken an der Richthofenstraße ist 2017 gebaut und in Betrieb genommen worden. Es hat rund drei Millionen Euro gekostet. Es ist tatsächlich das erste Mal, dass ein solcher Probestau hier durchgeführt werden konnte, eine Art Abnahme im praktischen Betrieb, die das Landratsamt auch einfordert. „Wir versuchen das jedes Jahr in dieser Jahreszeit für unsere Rückhaltebecken zu machen“, erklärt Rütten, „aber es klappt nur alle Jubeljahre einmal“. Das ist dem Wetter geschuldet: Erlaubt seien Probestaus sowieso nur in der vegetationsarmen Zeit von November bis März. „Normalerweise sind die Winter sehr trocken“, sagt Rütten, „dann klappt es nicht. Aber jetzt waren die Voraussetzungen günstig, da Schneeschmelze und ergiebige Regen angesagt waren“.

Trotzdem ist das Hochwasserrückhaltebecken seit der Inbetriebnahme schon zum Einsatz gekommen, das geht freilich auch ohne durchgeführten Probestau. „Seit 2017 hat es schon einige Einstauereignisse gegeben“, sagt Jörg Rütten. Meistens seien es Starkregen im Mai, Juni oder Juli, die den Katzenbach von einem Rinnsal in einen reißenden Fluss verwandeln. „Dann schafft die Dole, die den Katzenbach verrohrt durch Filderstadt führt, es nicht, alles Wasser aufzunehmen. Ohne das Becken würde es zu Überschwemmungen kommen.“

Die Stadt rüstet den Hochwasserschutz auf

In Filderstadt kommt es immer wieder zu Starkregen, besonders im Jahr 2018. Damals sind Gebiete, vor allem in Harthausen und Sielmingen, mehrmals innerhalb von kürzester Zeit überflutet worden – die Schäden waren immens. Seitdem rüstet die Stadt den Hochwasserschutz stetig auf: Schutzwände, Rückhaltevorrichtungen, Flutrinnen, erweiterte Gräben – bis 2025 investiert Filderstadt rund 2,25 Millionen Euro.

Nicht nur der Probestau hat es bewiesen: Das Hochwasserrückhaltebecken funktioniert so, wie es soll. „Meistens fließt das Wasser fast so schnell ab, wie es gekommen ist“, sagt Jörg Rütten. „Deshalb haben auch bisher noch nicht viele Filderstädter das Becken im Einstau gesehen.“ Er berichtet weiter: Kurz nach dem erfolgreichen Probestau sei das Becken wieder ins Hochwasserprogramm gegangen – und habe bei den dann folgenden Regenfällen Wasser bis auf etwa 1,50 Meter angestaut. Insgesamt kann das Becken über 30 000 Kubikmeter Wasser aufnehmen. Ein solcher Fall, also dass das Becken komplett volllaufe, sei selten, sagt Rütten. „Rechnerisch tritt dieser Fall alle 20 bis 50 Jahre ein.“