An dieser Stelle trat der Feuerbach am 7. Juni in der Bachhalde über die Ufer, wie ein Anwohner zeigt. Foto: Iris Frey

Das verheerende Hochwasser, verursacht durch den überlaufenden Feuerbach, welcher Mühlhausens Mitte überflutete, sorgt weiter für Diskussionen. Nabu-Geschäftsführer Gerhard Pfeifer fordert in ersten Überlegungen ein Hochwasserkonzept.

Mühlhausen - Nach dem Unwetter am 7. Juni wird über die Ursachen diskutiert. Wie konnte es zu der Überflutung kommen? Wie sieht es aus mit dem Hochwasserschutz? Zwar ist der Feuerbach nun wieder ein kleines Bachrinnsal. Doch kann sich das immer wieder ändern, wenn es durch den Klimawandel zu Starkregen kommt. Das wissen auch die Bewohner der Bachhalde, die sich zum Teil gegenseitig gewarnt haben, als die Flutwelle kam.

Ein Anwohner hat gesehen, wo der Feuerbach plötzlich über die Ufer trat: An der Bushaltestelle in der Bachhalde. Dann floss die Welle über die Kuppe hoch auf die Mönchfeldstraße runter in Mühlhausens Mitte. Auch von der asphaltierten Straße beim Schützenhaus, dort, wo der Regenüberlaufkanal derzeit in den letzten Zügen fertiggestellt wird, kam das Wasser herunter. „Alles ging ganz schnell“, so der Anwohner, durch dessen Garten das Wasser geflossen war. Die Betroffenen machen sich Gedanken darüber, wie es weitergeht. Dieser Tage waren immer wieder Gewitter und Starkregen angesagt. „Solche Probleme können öfter auftreten“, so Jürgen Gesierich. Seit vielen Jahren beschäftigt sich der Naturschutzwart mit dem Feuerbachtal und kümmert sich dort um die Probleme. Er hat auch vor kurzem wieder von der Stadt eine ergebnisoffene Anhörung über die Fortentwicklung des Feuerbachtals gefordert (wir berichteten). Es solle mal überlegt werden, wie man aus dem Feuerbachtal eine große Retensionsfläche schaffen könne mit einer Hochstaudenflur, die auch unter Wasser stehen könne. Gesierich stellt sich eine Kombinationsfläche vor, die die Funktion hat, dass sie überschwemmt ist.

Hochwasser ist ein Grundproblem

Gerhard Pfeifer, Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vom Regionalverband Stuttgart, erklärt auf Nachfrage, dass er sich aktuell noch nicht mit dem Thema befasst hat, sondern zuletzt in den neunziger Jahren, als es darum ging, das Gebiet des Feuerbachtals unter Naturschutz zu stellen. Auch verweist er darauf, dass damals jahrelang mit Zivildienstleistenden das Feuerbachtal gepflegt wurde. Heute ist der Arbeitskreis Biotopverbund dort tätig. Das Hochwasser sei ein Grundproblem durch den extrem ausgebauten Kanal, sagt Pfeifer. „Der Bach ist nur Alibi. Es ist hier keine richtige Talaue.“ Auch er spricht sich für eine größere Lösung für das Feuerbachtal aus, so wie zwischen Zazenhausen und Zuffenhausen, damit man es schafft, stärkere Rückhalteräume zu bekommen und die Wassermassen nicht so extrem schnell nach Mühlhausen reinschießen, so Pfeifer. Er hat selbst im Jahr 2002 erlebt, wie in Sekundenschnelle der Feuerbach bei einem Regenfall anschwoll, als er dort mit anderen Helfern zusammen bei Mäharbeiten war. Es sei eine sehr bedrohliche Situation gewesen und er habe schnell das Auto am Ufer des Bachs verlassen und gehofft, dass es nicht mitgerissen werde.

Auch Pfeifer plädiert wie Gesierich dafür, dass man vom Ortsrand Mühlhausen bis nach Zazenhausen Retensionsräume schafft, welche die Wassermassen lagern. Die langfristigste Lösung wäre eine starke Umgestaltung des Talraums. „Das halte ich für denkbar“, so Pfeifer. Dazu müsste ein richtiges Konzept erstellt werden mit dem Ziel eines Hochwasserkonzepts. Für ein Rückhaltebecken sieht Pfeifer in dem Bereich nicht den Platz, auch seien solche Rückhaltebecken umstritten und aufwändig in der Wartung. Man müsse sie ständig entschlammen. In dem Bereich halte er es für schwierig. Sinnvoller sähe er die Schaffung von möglichst vielen Inselchen, ähnlich wie beim Ikone-Projekt in den Wagrainäckern in Hofen, wo verschiedene Flachwasserbereiche geschaffen werden. Der kanalisierte Feuerbach passt nach Auffassung von Pfeifer als „hässliche Betonrinne nicht mehr in das Umfeld des Scillawalds“. Da die Stadt ja händeringend nach Flächen für Ausgleichsmaßnahmen suche, empfiehlt er diesen Bereich im Feuerbachtal.

Kritische Geländesenken

Im Januar 2017 wurde über das Hochwasserkonzept der Stadt im Ausschuss für Umwelt und Technik berichtet. Dort erfuhren die Stadträte auch von den kritischen Geländesenken mit Maßnahmen in Mühlhausen, die Eybgasse 14 bis 18, den Kurlandweg 6 Höhe Hausnummer 6 und die Aldinger Straße Höhe Hausnummer 142. Wie es in puncto Regenwasserauslässen in den Neckar steht, was einen Umbau der Kanäle betrifft entsprechend der Bedarfsanalyse aus 2017, dazu will sich der Leiter des Tiefbauamts, Wolfgang Schanz, in Kürze äußern.