Im Klärwerk Möhringen werden täglich bis zu 19 000 Kubikmeter Abwasser aus dem südlichen Teil Stuttgarts und aus Leinfelden-Echterdingen gereinigt. Foto: Kai Müller

Seit mehr als zehn Jahren gibt es Pläne, einen 110 Meter langen und bis zu 5,7 Meter hohen Damm zu bauen. Doch noch ist nichts passiert. Warum?

Es ist erst wenige Wochen her, da stand das Untergeschoss des Klärwerks in Plieningen unter Wasser. Der Grund dafür waren starke Regenfälle und Arbeiten an einer Filteranlage, wie die Stadt Stuttgart damals mitteilte. Ein Großaufgebot der Feuerwehr war im Einsatz und pumpte das Wasser ab. Zu größeren und andauernden Beeinträchtigungen der Wasserqualität der Körsch kam es nicht. Doch der Vorfall zeigt, wie wichtig es ist Klärwerke vor Hochwasser zu schützen. Rund um das Klärwerk in Möhringen ist diesbezüglich seit mehr als zehn Jahren Großes geplant – doch bis heute nichts passiert. Das monierte zuletzt auch der Möhringer Bezirksbeirat und forderte die Stadtverwaltung zu einem Bericht auf.

Der Plan sieht vor, westlich des Klärwerks einen 110 Meter langen und bis zu 5,7 Meter hohen Damm zu bauen. Der Erdwall wird begrünt, und er wird eine flache Neigung haben, damit er sich gut in die Landschaft einpasst. An der tiefsten Stelle wird es ein sogenanntes Auslaufbauwerk aus Beton geben. Wenn der Zulauf zur Körsch wegen starker Regenfälle eine gewisse Wassermenge übersteigt, schließen sich die Drosselschieber. Das Wasser wird zu einem See aufgestaut. Im Extremfall kann dieser 67 200 Kubikmeter fassen. Statistisch gesehen wird es dazu alle 100 Jahre kommen. Zusätzlich soll auf dem Gelände des Klärwerks zwischen den Gebäuden und der Körsch eine 1,20 Meter hohe und 235 Meter lange Schutzwand gegen das Hochwasser gebaut werden.

Die Kosten haben sich mittlerweile verdoppelt

2017 sollte das alles bereits fertig sein. Schließlich habe der Hochwasserschutz unter Berücksichtigung des Klimawandels im ganzen Land einen hohen Stellenwert, wie es die Pressestelle der Stadt Stuttgart in einer schriftlichen Stellungnahme formuliert. Wegen der vielen möglichst rasch umzusetzenden Hochwasserschutzprojekte müsse das Regierungspräsidium jedoch priorisieren. Immerhin: Der Zweckverband Hochwasserschutz Körsch, zu dem auch Stuttgart gehört, habe mittlerweile alle Projekte des Verbandsprogrammes auf Esslinger Gemarkung umsetzen können. So seien mittlerweile unter anderem vier Hochwasserrückhaltebecken fertig, ein weiteres sei im Bau und werde Ende 2023 in Betrieb genommen.

Im Oktober 2014, als die Stadtentwässerung die Pläne für den Hochwasserschutz für das Möhringer Klärwerk zuletzt vorstellte, war noch von Kosten in Höhe von drei Millionen Euro die Rede. Inzwischen haben sich diese verdoppelt, so die Auskunft der Pressestelle. Allerdings werden von den nun geschätzten sechs Millionen Euro 67,9 Prozent vom Umweltministerium gefördert. Die Stadt Stuttgart rechnet mit einem Baubeginn in 2024 und mit einer Bauzeit von drei Jahren.