Der Neckar bei Benningen am Samstagnachmittag. Foto: Werner Kuhnle

Biergärten sind geflutet, der Marbacher Kanu-Verein hat sich zurückgezogen – die Rems und die Murr tragen immer mehr Wasser. Dennoch gibt es keinen Grund zur Panik. Die Lage im Kreis Ludwigsburg am Sonntagmorgen im Überblick.

Die Lage im Landkreis Ludwigsburg ist angespannt, die Pegel sind über Nacht noch einmal angestiegen. Wohngebäude sind aktuell zwar nicht gefährdet, Menschen schon – aber nur die, die unvorsichtig sind und zu nah ans Wasser gehen, sagt Kreisbrandmeister Andy Dorroch.

 

1. Welche Orte sind am schwersten betroffen?

Die Hochwasserlage im Kreis Ludwigsburg sei besorgniserregend, aber lange nicht so schlimm wie in den Kreisen Göppingen, Biberach und Ravensburg, sagt Kreisbrandmeister Andy Dorroch. Aktuell müssten keine Keller ausgepumpt oder Menschen evakuiert werden. „Wir haben alles im Griff.“

Die Rettungskräfte sind vor allem wegen der Zuflüsse des Neckars in Sorge, die immer weiter anschwellen. „Die Rems und die Murr machen ziemliche dicke Backen“, sagt Dorroch. In Neckarrems wurde deshalb vorsorglich ein mobiler Damm aufgebaut, um Wohnhäuser zu schützen.

Zweites Sorgenkind ist Steinheim an der Murr, dort gebe es noch „30 Zentimeter Luft“, dann müssten die ersten Menschen evakuiert werden, so Dorroch. Drittes Sorgenkind ist der Neckar zwischen Marbach und Benningen. Das Benninger Gewerbegebiet auf der rechten Uferseite sowie das Marbacher Bootshaus samt Biergarten stehen unter Wasser.

Viertes Sorgenkind ist Hessigheim, das ebenfalls mit einem mobilen Damm geschützt wird. Dorroch ist aktuell optimistisch, dass die Hessigheimer trockene Füße behalten.

2. Welche Straßen sind gesperrt?

Der Verkehr im Landkreis und entlang des Neckars ist größtenteils gewährleistet, es gibt aber einige Sperrungen. Beispielsweise rund um die Neckarbrücke zwischen Neckarweihingen und Hoheneck. Die Brücke ist zwar noch offen, die Otto-Konz-Straße auf der linken Neckarseite in Richtung Freibad ist jedoch überflutet. Auch auf der rechten Neckarseite ist die Neckartalstraße in Richtung Poppenweiler über einige hundert Meter gesperrt.

In Ludwigsburg-Hoheneck ist die Straße Am Neckar gesperrt, die normalerweise zur Kläranlage führt. Weiter den Fluss hinauf, rund um Benningen, gibt es mehrere Sperrungen. Im Grunde können Autofahrer Benningen nur noch über die Ludwigsburger Straße aus Richtung Hoheneck erreichen. Die Verbindungen über den Neckar in Richtung Marbach und Murr sowie die Straße nach Freiberg sind gesperrt.

Zudem ist die Verbindungsstraße zwischen Freiberg und Pleidelsheim (Mundelsheimer Straße, L1129) gesperrt, sowie die Besigheimer Straße zwischen Besigheim und Gemmrigheim.

3. Was ist die größte Gefahr?

Die Gefahren für Menschen seien aktuell relativ gering, sagt Andy Dorroch. Eine Beobachtung macht ihm jedoch besonders Sorgen. Schaulustige hätten sich am Samstag mehrfach dem Wasser gefährlich genähert, einige seien sogar mit den Füßen darin gestanden.

„Damit begibt man sich in absolute Lebensgefahr, die Menschen kriegen wir nicht mehr gerettet“, sagt Dorroch. Die Feuerwehr warnt daher ausdrücklich davor, sich dem Hochwasser zu nähern sowie mit dem Auto oder dem Fahrrad in das Wasser zu fahren.

4. Wie geht es weiter?

Nachdem Straßen gesperrt und Wohngebiete mit mobilen Dämmen gesichert worden, befinden sich die Rettungskräfte aktuell in einem abwartenden Modus. „Wir wollen keinen falschen Aktionismus an den Tag legen“, sagt Andy Dorroch. Man sei bereit, einzugreifen, falls sich die Lage verschlimmert. Aktuell reiche es aber, die Pegelstände zu beobachten.

Um 12 Uhr treffen sich Landrat, Polizei und Feuerwehr zu einer Lagebesprechung. Ungefähr zur gleichen Uhrzeit ist weiterer Regen vorhergesagt.