In der Hildrizhausener Straße in Ehningen stand nach einem schweren Unwetter das Wasser bis zu 70 Zentimeter hoch. Foto: SDMG

Im Maurener Tal soll an dem Fluss nun endlich ein Damm gebaut werden. Von ihm wird in nächster Nähe lediglich Ehningen profitieren. Nicht aber Altdorf und Hildrizhausen, wo nach starken Niederschlägen bisweilen Land unter herrscht.

Ehningen - Der 1. Juni wird vielen Bürgern in den Gemeinden an der Würm noch lange in Erinnerung bleiben. In den frühen Morgenstunden schossen in Ehningen nach einem Starkregen am Vorabend bis zu 18 000 Liter durch die Hildrizhausener Straße. Diese war zeitweise bis zu 70 Zentimeter überschwemmt, 40 Keller liefen voll. Ähnliches passierte in Altdorf, wo die Feuerwehr bei einem Großeinsatz 63 Mal Wasser aus Gebäuden pumpte. In Hildrizhausen gab es 47 Einsätze, fünf Wohnungen mussten aufgegeben werden. Der Schaden geht insgesamt wohl in die Millionenhöhe. Im Maurener Tal ist seit langem ein Wasserdamm geplant, der bisher nicht errichtet werden konnte, weil die Grundstückseigentümer ihre Wiesen nicht verkaufen wollten. Doch sie seien dazu nun endlich bereit, berichtet der Ehninger Bürgermeister Claus Unger.

Überflutete Straßen, Haushalte ohne Strom

Mit dem Bauwerk sollen sich die Wassermassen nach einem Wolkenbruch an den neuralgischen Stellen in Ehingen in Zukunft zumindest halbieren lassen. Dazu zählen nicht nur Straßen im Ortskern, sondern auch das Industriegebiet Im Letten, wo der Keller eines Betriebs vollständig unter Wasser stand. In der Kommune waren zeitweise 51 Haushalte ohne Strom. Zudem wurde eine Umspannstation umspült. Bewohner in der Umgebung mussten in Sicherheit gebracht werden, weil nicht auszuschließen war, dass das Wasser mit bis zu 20 000 Volt unter Strom stand. Kreis- und Umgehungsstraßen waren überschwemmt und mussten zwischenzeitlich gesperrt werden.

In Altdorf, wo die Würm enstpringt, stand das Hochwasser ebenfalls bis zu 70 Zentimeter in den Straßen. In der nächsten Woche will sich der Gemeinderat erneut mit Schutzmaßnahmen befassen. Die Gemeinde wird von dem geplanten Wasserdamm nicht profitieren, weil die Kommune oberhalb des Beckens liegt. Das gilt auch für Hildrizhausen, wo neben Wohnhäusern auch die Schule, das Rathaus, das Freibad und die Kläranlage geflutet wurden. Viele Hausbesitzer verfügen selbst bereits über Pumpen, sonst hätten die Feuerwehrleute noch mehr Arbeit gehabt. „Wir müssen dringend etwas unternehmen, dass wir künftig besser gewappnet sind“, sagt Ralf Braun, der Hildrizhausener Kämmerer. Ein eigenes Staubbecken könnte dabei helfen und die Sanierung der Wasserkanäle, die noch größer dimensioniert werden sollen.

Grundstücksbesitzer erhalten doppelten Preis

Leidgeplagt sind die Gemeinden seit Jahrzehnten. In einer Frühlingsnacht vor fünf Jahren standen nach Regengüssen in Ehningen mehr als hundert Keller unter Wasser. Zwar reifte damals der Plan, die Würm im Maurener Tal zu bändigen. Die Pläne für ein großes Wasser-Rückhaltebecken in Form eines Dammes verschwanden aber wieder in der Schublade. Laut dem Bürgermeister Unger tut sich jetzt aber etwas. „Wir haben den Preis für die Grundstücke pro Quadratmeter verdoppelt“, sagt der Schultes. Das ursprüngliche Verkaufsangebot lag laut Unger bei 12,78 Euro. Am kommenden Montag will der Wasserverband Würm, in dem die Gemeinde Ehningen Mitglied ist, das Landratsamt über das Verkaufsangebot und das Vorhaben im Maurener Tal unterrichten und sich die Genehmigung dafür einholen.

Die Würm schlängelt sich beim Hofgut Mauren in einem verhältnismäßig schmalen Bett durch die grünen Auen. „Am 1. Juni war sie dort so breit wie der Rhein“, sagt Unger. Die Flutmassen ergossen sich über Ehningen weiter in Richtung Aidlingen und Weil der Stadt. Jetzt soll schnellstens Abhilfe geschaffen werden. Im September soll das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden. Bisher ist der Wasserdamm mit Kosten von 2,8 Millionen Euro kalkuliert worden. Vom Land erwartet der Wasserverband Würm einen Zuschuss von 70 Prozent. Mit dem Damm, mit dem möglichst im nächsten Jahr begonnen werden soll, will der Verband das Übel an der Wurzel packen. Denn sämtliche innerörtlichen Schutzmaßnahmen nützen auch in Ehningen wenig, wenn wie am 1. Juni so viel Wasser auf einmal in den Ort strömt. Mauern wurden von der Gemeinde errichtet, Erddämme und Ufer erhöht. Viele Hauseigentümer versuchten sich mit Sperrwänden zu schützen und legten Sandsäcke aus.

Bewohner konnten ihre Autos rechtzeitig wegfahren

Die Flutwelle am 1. Juni hatte Ehingen zum Glück nicht ohne Vorwarnung erreicht. Die Gemeinden Altdorf und Hildrizhausen hatten das Anschwellen der Würm rechtzeitig an die Feuerwehrleitstelle in Böblingen gemeldet. „Die Bewohner der Hildrizhausener Straße konnten ihre Autos noch wegfahren, sonst wären diese von den Wassermassen mitgerissen worden“, sagt Unger. Gegen Mittag seien die Wassermassen wieder abgeflossen und sämtliche Keller ausgepumpt gewesen.

Vier Wasserverbände im Kreis

Aktuell
: Das Gewitter am Abend des 31. Mai, das am 1. Juni zum Hochwasser geführt hat, hatte seinen lokalen Schwerpunkt am Schönbuchrand bei Altdorf. Daher kam es zunächst dort zu Überflutungen und danach zu einem Hochwasser in der Würm, das Ehningen getroffen hat. Weitere Kommunen im Kreis waren in diesem Ausmaß nicht betroffen. Einwohner in Böblingen und Sindelfingen waren durch die Hochwasserrückhaltebecken des Wasserverbands Schwippe geschützt.

Hochwasserschutz
: Die Gemeinde Ehningen ist Mitglied des Wasserverbands Würm, dem auch die Gemeinde Nufringen und der Landkreis angehören. Etliche andere Städte und Gemeinden im Kreis Böblingen sind in den Verbänden Schwippe, Glems und Aich organisiert. An ihnen ist auch der Landkreis beteiligt.

Wasserrückhaltebecken:
Im Kreis gibt es zwar keine großen Flüsse, dafür viele kleinere Gewässer, deren Pegel bei starkem Regen stark anschwellen. Deshalb ließen die Verbände bisher zwölf Rückhaltebecken errichten. Das letzte Bauwerk wurde vom Wasserverband Glems im Eisengriffgraben in Rutesheim für 1,9 Millionen errichtet. Kommunen wie Waldenbuch und Böblingen betreiben weitere, kommunale Hochwasserrückhaltebecken. Im Maurener Tal ist der Bau eines 210 Meter langen Damms geplant, der 5,30 Metern hoch werden soll. Das Fassungsvermögen soll bei 320 000 Kubikmetern liegen.