Manchmal steckt im weißen kittel kein echter Arzt. Foto: dpa

Gefährliche Körperverletzung: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen "Dr. Schenk".

Stuttgart - Ein 27-jähriger Mann hat an zwei Krankenhäusern in München und in Horb als Arzt gearbeitet und mehr als 150 Menschen behandelt. Der Mann, der sich "Dr. Sascha Schenk" nannte, ist aber gar kein Arzt. Der Bursche ist vielmehr ein offenbar sehr überzeugender Hochstapler, der die Chefs der Kliniken genarrt hat. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wirft dem Angeschuldigten gefährliche Körperverletzung in 161 Fällen, den Missbrauch von Titeln, unerlaubte Ausübung der Heilkunde sowie Urkundenfälschung und Betrug vor. Die Behörde hat Anklage zur 5. Strafkammer des Landgerichts Stuttgart erhoben. Ein Prozesstermin steht noch nicht fest.

Es ist schon ein Husarenstück besonderer Art, was sich der Mann, der früher in Stuttgart, später dann in Aspach im Kreis Ludwigsburg lebte, geleistet hat. Der wegen Internet-Betrugs und wegen der Verbreitung pornografischer Schriften vorbestrafte Mann hatte nach seinem Hauptschulabschluss ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Krankenhaus absolviert und war Mitglied beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). So hatte er sich gewisse medizinische Kenntnisse angeeignet. Als er wieder einmal knapp bei Kasse war, soll er sich entschlossen haben, zu "Dr. Sascha Schenk" zu werden.

Im Sommer 2009 soll er seine Approbation am Computer gefälscht und sich als Anästhesiearzt bei der privaten Paracelsus-Klinik in München beworben haben - mit Erfolg. Von 5. Oktober bis zum 31. Dezember 2009 arbeitete "Dr. Schenk" als Assistenzarzt auf Honorarbasis. Dort sei er nicht negativ aufgefallen, heißt es.

20.000 Euro als "Dr. Sascha Schenk" verdient

Nach Ende seines Vertrags als Urlaubsvertretung wechselte "Dr. Schenk" von München nach Horb, wo er zwischen 12. und 20. Januar 2010 als Notarzt im Hospital zum Heiligen Geist "praktizierte". Dort hatte er sich auf eine Anzeige hin beworben.

Als sogenannter Helfer vor Ort wurde der mutmaßliche Schwindler auch vom DRK auf neun Rettungsfahrten eingesetzt.

"Dr. Schenk" nahm Blut ab, legte venöse Zugänge, spritzte Narkosemittel und andere Medikamente. Offenbar hat er dabei keinen messbaren Schaden angerichtet. "Der Verdacht, dass der Angeschuldigte auch den Tod zweier Patienten zu verantworten hat, bestätigte sich glücklicherweise nicht", sagt Claudia Krauth, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft. Die beiden Patienten seien schon vorher gesundheitlich schwer angeschlagen gewesen.

Insgesamt soll der 27-Jährige 20.000 Euro als "Dr. Sascha Schenk" verdient haben. Am 1. Februar vorigen Jahres nahm die Polizei den Mann fest. Aufgeflogen war der mutmaßliche Hochstapler durch seine Bewerbung beim Kreiskrankenhaus Backnang im Rems-Murr-Kreis. Offenbar war sein dreiseitiges E-Mail gespickt von Rechtschreibfehlern. Eine Nachfrage bei der Ärztekammer machte dem Treiben des "Dr. Sascha Schenk" ein Ende. "Er hat die ihm vorgeworfenen Taten im Wesentlichen eingeräumt", sagt Claudia Krauth.