Zeichnung der Maschinenbauschule Esslingen vor 100 Jahren. Foto: StN

Die Hochschule Esslingen feiert ihr 100-jähriges Bestehen am Standort Esslingen. Sie ist aus der ehemaligen Fachschule für Maschinentechniker hervorgegangen. Heute studieren dort 6000 Studenten in elf Fakultäten.

Die Hochschule Esslingen feiert ihr 100-jähriges Bestehen am Standort Esslingen. Sie ist aus der ehemaligen Fachschule für Maschinentechniker hervorgegangen. Heute studieren dort 6000 Studenten in elf Fakultäten.

Esslingen - Vor allem Paul Dick – Chef der bekannten Esslinger Messerschmiede – verdankt es Esslingen, dass die Fachschule für Maschinentechniker von Stuttgart nach Esslingen verlegt wurde. Dort firmierte sie seit 1914 als Königlich Württembergische Höhere Maschinenbauschule. Der frühere Professor Hans Ruoß hat am Staatsarchiv in Ludwigsburg ein Dokument gefunden, das Aufschluss darüber gibt, wie der Wechsel lief: Paul Dicks Privatsekretärin Frieda Jakob hielt die Vorgänge offenbar minutiös fest. Demnach trotzten Dick und eine kleine Gruppe Esslinger Industrieller Stuttgart die Maschinenbauschule buchstäblich ab. Die war bis dato an die Stuttgarter Königliche Baugewerkeschule angegliedert, litt aber unter Platzmangel. Und weil Esslingen um die Jahrhundertwende die Hochburg für Maschinenbau war, konnten Dick und seine Mitstreiter die Schule tatsächlich an den Esslinger Hammerkanal holen.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Schule umgetauft in Staatlich Württembergische Höhere Maschinenbauschule Esslingen. 1938 gab es wieder eine Umbenennung in Staatliche Ingenieurschule Esslingen. 1971 wurden die Fachhochschulen eingeführt, die Maschinenbauschule war nun Fachhochschule für Technik Esslingen (FHTE). Parallel dazu entstand auf den Höhen Esslingens 1972 die Fachhochschule für Sozialwesen. Sie ging aus der sozialen Frauenschule des schwäbischen Frauenvereins sowie dem Jugendleiterinnen-Seminar hervor.

2006 beschloss die Politik die Abschaffung der Fachhochschulen. Gegen teils erheblichen Widerstand wurden die beiden nach Größe und Inhalten ungleichen Partner in Esslingen zusammengelegt. Seither gehören der exponiert liegende Betonbau in der Flandernstraße, von den Studenten „Akropolis“ genannt, und der als „Stall“ bezeichnete Bau in der Stadtmitte zusammen. Das gilt auch für den 1988 gegründeten dritten Standort in Göppingen.

Erster gemeinsamer Rektor war Jürgen van der List, dem es gelang, Hochschule und Industrie eng zu verzahnen. Schon die FHTE belegte in vielen Rankings vordere Plätze, weil die Studenten schon während des Studiums Einblick in Industriebetriebe hatten. Van der List wurde 2007 von Rektor Bernhard Schwarz abgelöst. Seit September 2013 führt Christian Maercker die Hochschule. Ihm ist besonders wichtig, dass die Hochschule „regional verankert“ ist. Das sei gesichert durch eine Vortragsreihe, ein Ethikseminar und Ausgründungen von Firmen: Die Gesellschaft soll eingebunden sein in das Geschehen auf dem Campus, die HE sei „nicht nur reine Ausbildungsstätte“.

So stellt sich auch das umfangreiche Jubiläumsprogramm dar. Auftakt ist am 13. März die Vortragsreihe „Denkenlernen“ zum Thema „Was ist Bildung“. Die Uni Tübingen hat bei der Aufarbeitung der Geschichte mitgewirkt. Putzfrau Erna Läpple fegt (und führt) am Standort Stadtmitte durch. Es werden Blicke hinter die Kulissen gewährt, also in die Labors. Als Bühne für Nachwuchswissenschaftler wird der Regionalentscheid im Science Slam (Wissenschaftswettstreit) ausgetragen. Der Jubiläumsfestakt steigt am 10. Oktober.

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