Das Automobilunternehmen Porsche stiftet der Hochschschule Esslingen eine Professorenstelle. Foto: Pascal Thiel

Die Firma Porsche stiftet der Hochschule Esslingen eine Professorenstelle im Bereich Fahrzeugkonzeption. Zunächst fließen dafür fünf Jahre lang jeweils 150 000 Euro an die Fakultät Fahrzeugtechnik.

Esslingen - Bald ist Halbzeit. Schon seit zwei Jahren stiftet die Porsche AG der Hochschule Esslingen die Forschungsprofessur „Fahrzeugkonzeption“. Die Kooperation wurde am Mittwoch öffentlich vorgestellt. Es fließen jährlich 150 000 Euro an die Fakultät Fahrzeugtechnik – zunächst für fünf Jahre. Eine Verlängerung um weitere fünf Jahre ist geplant. Nach zehn Jahren möchte die Hochschule die Professur fortführen. Außer an der Hochschule Esslingen unterhält Porsche lediglich noch an der Handelshochschule Leipzig eine Stiftungsprofessur. Neben Porsche gibt es an der Hochschule Esslingen Stiftungsprofessuren der Daimler AG, von AMG, der Kreissparkasse Göppingen und vom kommenden Jahr an auch von der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen.

Keine Einflussnahme

Der Inhaber der Porsche-Professur ist Alexander Müller. Der 40-Jährige Maschinenbauingenieur hat an der Universität Stuttgart studiert und war bis zum Jahr 2015 bei der Münchener Firma Edag Engineering als Abteilungsleiter für die Vorentwicklung der Bereiche Licht und Sicht zuständig. An der Hochschule in Esslingen widmet sich Müller Forschungen für das automatisierte Fahren im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Außerdem lehrt er in dem Masterstudiengang „Design for Manufacturing“.

Dass sich das Unternehmen mit der Forschungsprofessur Einfluss erkauft, verneinen sowohl die Hochschule als auch der Autobauer in einem Pressegespräch. „Die Porsche AG kann bei den beiden aktuellen Forschungsprojekten von Professor Müller keinerlei Einfluss nehmen, da sie komplett unabhängig von der Stiftung des Unternehmens sind“, beteuert die Sprecherin der Hochschule, Christiane Rathmann. Und der Porsche-Sprecher Matthias Rauter hebt hervor, dass die laufende Forschung des Stiftungsprofessors Müller keinen direkten Bezug zu Porsche habe. Das Unternehmen habe vielmehr eine Lücke im Studiengang Fahrzeugtechnik erkannt, die es zu schließen versuche. Gleichzeitig freut sich Michael Dimitrov, bei Porsche der Leiter des Bereichs geförderte Forschung, dass der Autobauer die Möglichkeit erhalte, die Ausbildung der Studenten an der Hochschule Esslingen mitzugestalten.

Der Rektor der Hochschule Esslingen, Christian Maercker, erklärte, dass es ein „Drahtseilakt“ sei, Neutralität zu wahren. Immerhin fließt mit der Stiftungsprofessur viel Geld an die Hochschule. Und sogenannte Drittmittel würden angesichts der eher klammen finanziellen Ausstattung der Hochschule durch die öffentliche Hand gerne angenommen. Im Moment stamme rund ein Drittel des 30-Millionen-Haushaltes der Hochschule aus Drittmitteln, wie Maercker erklärte. Er hätte nichts dagegen, wenn es noch mehr wäre.

Gemeinsame Forschung

Dass die Hochschule Unternehmen erlaubt, Forschung und Lehre zu finanzieren, bereitet den Verantwortlichen keine Bauchschmerzen. Im Gegenteil, „wir verstehen die Kooperation als Symbiose“, erklärt der Dekan der Fakultät für Fahrzeugtechnik, Christof Wolfmaier. Im Durchschnitt seien rund zehn Lehrbeauftragte allein von der Firma Porsche an der Esslinger Hochschule. „Wir forschen gemeinsam, nicht nur für die großen Automobilhersteller, sondern auch für die Lieferanten, die Mittelständler“, hebt er hervor. Von der Nähe der Hochschule zur Industrie profitierten auch die Studenten. Denn eine praxisnahe Ausbildung steigere in jedem Fall deren „Marktwert“.