Manuel Hodrius (r.) und Kasimir Blust (l.) freuen sich über das frisch gelieferte Mensaessen an der Hochschule der Medien. Foto: Hodrius

Das Mittagessen sorgt für Frust an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Denn die privat betriebene Cafeteria ist zu teuer und der Weg zur Mensa der Universität zu lang. Jetzt behelfen sich die Studierenden mit einem Lieferservice.

Stuttgart - Es sind rund 500 Meter, von der Hochschule der Medien (HdM) bis zur Mensa des Studierendenwerks auf dem Uni-Campus. Zu lang für die Studierenden. Diese Strecke überbrückt jetzt jeden Tag ein Kurier und bringt den HdM-Studierenden ihr Mittagessen. Das haben Manuel Hodrius und Kasimir Blust mit dem Studierendenwerk ausgehandelt, denn an der HdM sind die Studierenden unzufrieden mit der Essensversorgung. Die beiden wollen mit dem Lieferservice auf dieses Problem aufmerksam machen: „Es gibt auf jeden Fall Missstände und da besteht Klärungsbedarf.“

 

Denn die HdM-Cafeteria, die jeder unter dem früheren Namen S-Bar kennt und heute unter dem Namen Eat’n’Talk läuft, betreibt die s.Bar GmbH. Dies ist ein privater Betreiber, der das Essen teurer verkaufen muss, als es das Studierendenwerk kann. Normalerweise ist das Werk gesetzlich verpflichtet, die Essensversorgung der Studierenden zu gewährleisten. Dazu verwendet es einen Teil des Semesterbeitrages, der zurzeit 55 Euro beträgt. Günstiges Essen für alle, finanziert von der Solidargemeinschaft – eigentlich eine gute Idee.

Doch die s.Bar GmbH erhält als Privatunternehmen keinen Zuschuss für ihr Essen. Das sorgt an der HdM für hohe Preise und Frust. Zudem ist die Uni-Mensa aufgrund des zehnminütigen Fußweges und langer Warteschlangen für die HdM-Studierenden keine attraktive Alternative. „Unsere Aktion richtet sich bewusst nicht gegen die S-Bar. Wir wollen das Studierendenwerk in die Pflicht nehmen. Denn das Werk kann das Essen durch die Subventionen einfach viel günstiger anbieten, als es ein privater Betreiber könnte“, so Hodrius.

Studierendenwerk würde Hochschule der Medien versorgen

Das Problem ist auch beim Studierendenwerk bekannt. „Wir wissen schon lange, dass Verbesserungsbedarf bei der Essensversorgung an der HdM besteht“, gibt Simone Hübener zu, die Pressesprecherin des Studierendenwerks. „Und wir würden gerne auch die Studierenden an der HdM versorgen.“ Deshalb beteiligt sich das Studierendenwerk an dem Lieferdienst zur HdM. Die Studierenden können ihr Essen über eine speziell eingerichtete Webseite bis 10:15 Uhr desselben Tages bestellen. Die gesammelten Bestellungen werden dann in der Uni-Mensa zubereitet.

Der Preis sei der selbe, so Hübener. Dem Werk entstünden dabei auch keine Mehrkosten: „Wir packen das zwar ein bisschen anders ein, aber ansonsten ist es das gleiche Essen, wie man es auch in der Mensa zum Mitnehmen bestellen würde.“ Anschließend wird das Essen und auch die Verantwortung dafür an der Mensatür abgegeben. Denn dort holt der Kurier das Essen ab und bringt es zur HdM - eine Strecke von rund 500 Metern.

Da die s.Bar GmbH ein vertragliches Alleinverköstigungsrecht für die Hochschule der Medien hat, wird das Essen nicht auf dem Gelände der Hochschule ausgegeben, sondern in der Nähe der Wohnheime. Diese stehen auf dem Gelände des Studierendenwerks. „So gibt es da überhaupt keine rechtlichen Schwierigkeiten“, meint Hodrius. Auch das Essen werde nicht von Studierenden ausgegeben, ergänzt er lachend: „Damit haben wir absichtlich keine Studierenden beauftragt, weil wir nicht wollen, dass die auch noch in jeder Mittagspause Essen ausgeben müssen, statt selbst zu essen.“ Der tägliche Lieferservice per Kurier verursache zwar Kosten, doch die Verfasste Studierendenschaft trage diese vorerst. „Wenn das Studierendenwerk in der HdM-Cafeteria kochen würde, würden diese Kosten natürlich wegfallen“, erklärt Hodrius weiter.

Eine Cafeteria für tausende Studierende

Warum überhaupt ein privater Betreiber die HdM versorgt, wissen die beiden nicht. Als die Verfasste Studierendenschaft den auslaufenden Vertrag der s.Bar GmbH zum Anlass nahm, über Alternativen nachzudenken, verlängerte das zuständige Amt für Vermögen und Bau den Pachtvertrag bis 2021. Eine Neuausschreibung der Betreiberrechte fand nicht statt. „Das Amt weiß durch Gespräche auf jeden Fall, dass wir unzufrieden sind, aber es zeigte durch seine Handlungen keinen Willen zur Veränderung“, kritisiert Hodrius. „Wir hatten in der Vergangenheit auch unterschiedliche Gespräche mit der S-Bar. Es ändert halt leider alles nichts an der Gesamtsituation“, so Blust.

Von Seiten der S-Bar begrüße man die Aktion: „Hauptsache die Studierenden werden satt.“ Die S-Bar hatte selbst in den letzten Jahren bereits versucht, die Situation zu verbessern. „Es gibt den Snackwagen und die Stehtische. Außerdem haben wir unser Essensangebot stark ausgebaut und bieten vegane sowie vegetarische Gerichte an“, erklärt Nico Rolzhauser, Pressesprecher der s.Bar GmbH. Dass die Kapazitäten dennoch nicht ausreichen, sei auch dem Betreiber der HdM-Cafeteria, Udo Sanne, klar. „Wir sind nur eine Cafeteria und keine Mensa. Tausende Studierende können wir nicht versorgen.“

Die Verträge behindern Zukunftspläne für S-Bar

Der Lieferdienst soll nun eine erste Zwischenlösung sein. Wichtigstes Ziel sei es, die Aufmerksamkeit auf die schlechte Versorgungssituation zu lenken. „Die Aktion ist auf vier Wochen angesetzt und wir schauen dann, wie sehr es genutzt wird. Wenn es natürlich niemand nutzt, machen wir das nicht weiter. Wenn es aber gefragt ist, bieten wir den Lieferservice auch nächstes Semester noch an“, sagt Blust. Allerdings müsse die Verfasste Studierendenschaft erst klären, wie die Kosten für den Kurierdienst übernommen werden könnten. Das Studierendenwerk äußerte sich jedenfalls zuversichtlich, auch in Zukunft erst einmal weiterhin Essen für die HdM zu kochen: „Wir bieten dieses Angebot so lange an, wie gewünscht.“

Langfristig sei es jedoch das Ziel, die S-Bar abzulösen. Hodrius und Blust sind sich einig: „Wir wissen, dass der Betreiber, Herr Sanne, die S-Bar nicht für den Gewinn betreibt, sondern aus Idealismus. Vor allem denken wir an die Mitarbeiter. Wir würden uns wünschen, dass das Studierendenwerk sie übernimmt und glauben, dass das Unternehmen S-Bar dadurch keinen großen Verlust erleiden würde.“

Snacks am Abend

Ein Idealkonzept haben die beiden Studierenden hingegen noch nicht. „Der verlängerte Vertrag der S-Bar bis 2021 steht uns im Weg, für die Zukunft zu planen“, so Hodrius. Ein vorsichtiges Ziel für die Zukunft sei es, die Studierenden auch abends mit Snacks zu versorgen.

Bis es also die Möglichkeit gibt, etwas zu ändern, freuen sich die beiden Studierenden vorerst darüber, das Mittagessen an ihrer Hochschule zu genießen: „ Am liebsten essen wir direkt an der HdM. Natürlich ist das Essen zuhause am besten. Aber das Studierendenwerk gibt sich sichtlich Mühe.“ Denn dadurch, dass die Mensa das Essen für die HdM-Studierenden auf Bestellung kocht, liegt es nicht in Warmhaltebehältern. Außerdem sei die Mittagspause deutlich entspannter, freut sich Hodrius. Letztlich ist für beide aber der Preis entscheidend: „Es geht uns wie allen Studierenden, es war uns hier einfach zu teuer.“