Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann soll nach dem Willen der Grünen das Land auch weiter führen Foto: Getty Images

Laut ersten Hochrechnungen sind die Grünen die stärkste Partei im Land und wollen weiter mit Winfried Kretschmann an der Spitze regieren.

Stuttgart - Die Grünen wollen nach der Landtagswahl in Baden-Württemberg weiterhin den Regierungschef stellen. „Wir haben als Partei mit Winfried Kretschmann jetzt den klaren Auftrag, die Regierung zu bilden“, sagte die Landesvorsitzende Thekla Walker am Sonntag im Südwestrundfunk.

Die Grünen landeten demnach am Sonntag bei 32 bis 32,5 Prozent, wie die TV-Sender ARD und ZDF unter Berufung auf Infratest dimap und die Forschungsgruppe Wahlen berichteten. Die CDU mit dem Herausforderer Guido Wolf erhielt demnach 27,5 Prozent. Nach Schließung der Wahllokale warteten die Parteien in Stuttgart auf erste Ergebnisse und Hochrechnungen.

AfD bei 12,5, Prozent

Die SPD bekam 13, die FDP 8 Prozent. Die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) kann auf 12,5 Prozent hoffen. Sie wird zum ersten Mal im Landtag vertreten sein. Im Südwesten gibt es demnach künftig ein Fünf-Parteien-Parlament. Die Linke verfehlte den Einzug in den Landtag - mit 3 Prozent der Stimmen. Das ergibt folgende Sitzverteilung: Grüne 45 bis 48, CDU 37 bis 41, SPD 18 bis 19, AfD 17 bis 18 und FDP 11 bis 12. Nach den Prognosen würde es nicht reichen für eine Fortsetzung der grün-roten Koalition.

Die Grünen führten bisher die bundesweit erste Koalition mit der SPD an. Möglich sind eine grün-schwarze Koalition oder ein Bündnis aus drei Parteien.

Die CDU verlor nach mehr als sechs Jahrzehnten ihre Führungsposition. Das Debakel dürfte vor allem der umstrittenen Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) angelastet werden. Sie hatte auch im Südwesten immer wieder bei Auftritten für ihre Linie geworben. Der CDU und der SPD, die im Bund gemeinsam regieren, drohten ihre bisher größten Verluste überhaupt. Als Gewinner der Krise gilt die AfD mit ihrem Spitzenkandidaten Jörg Meuthen.

Bis zum Nachmittag hatte sich im Südwesten eine höhere Wahlbeteiligung als vor fünf Jahren abgezeichnet. Insgesamt waren 7,7 Millionen Menschen aufgerufen, über einen neuen Landtag abzustimmen. 22 Parteien sowie 3 Einzelbewerber standen zur Wahl.

Kretschmann (67) hatte im Wahlkampf stets betont, er wolle weiter mit der SPD im Südwesten koalieren. Gleichwohl hatte er sich zuletzt auch offen für andere Bündnisse gezeigt. Gewählt wird der Regierungschef vom neuen Landtag.

Kretschmann extrem populär

Der frühere Lehrer Kretschmann gilt als wertkonservativ und ist bei den Menschen über Parteigrenzen hinweg extrem populär. Auch eingefleischte CDU-Wähler und sogar einige Parteimitglieder hatten zugegeben, seinetwegen die Grünen zu wählen. Die Grünen erreichen in Baden-Württemberg etwa dreimal so hohe Zustimmungswerte wie im Bundesdurchschnitt.

Zuletzt hatte es CDU-intern zunehmende Zweifel daran gegeben, ob der 54 Jahre alte Spitzenkandidat Wolf der geeignete Kandidat ist. Die Partei hatte 2011 bei einer Wahlschlappe im Zuge der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima nach fast sechs Jahrzehnten die Macht verloren. Bis zuletzt waren die Hoffnungen groß, dass Wolf die Partei in ihrem Stammland wieder zu alter Stärke führen kann.

Bei der Landtagswahl 2011 hatte die CDU 39 Prozent der Stimmen erhalten, die Grünen kamen auf 24,2, die SPD auf 23,1 und die FDP auf 5,3 Prozent. 2011 lag die Wahlbeteiligung bei 66,3 Prozent

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