Für den Höchstleistungsrechenzentrum in Vaihingen wird  ein kleines Kraftwerk gebaut.

Stuttgart - Computer sind Stromfresser und heizen im Höchstleistungsrechenzentrum in Vaihingen mächtig ein. Weil Wissenschaft und Industrie immer schnellere Computer brauchen, muss die Bauverwaltung der Universität mit einem Technikgebäude aufrüsten.

Neben dem quergestreiften Glaswürfel des Höchstleistungsrechenzentrums (HLRS) in der Nobelstraße steht der Technikneubau wie ein Betonmonolith inmitten der aufgewühlten Erde. "Es ist sehr gute Arbeit geleistet worden", sagt Sybille Müller, die Leiterin des Universitätsbauamts, am Montag. Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, sei die Fassade aus metallisch glänzenden Lamellen gestaltet.

10,5 Millionen Euro haben Land und Bund zur Verfügung gestellt. Das Gebäude wird einzig und allein Technik auf einer Fläche von rund 1000 Quadratmetern aufnehmen. Michael Resch, der Direktor des HLRS, erklärt, warum: "Bis zum Jahr 2013 soll die Rechenleistung auf insgesamt fünf Peta-Flops gesteigert werden." Flop steht für Floating Point Operations Per Second und ist eine Maßeinheit für die Geschwindigkeit von Computersystemen oder Prozessoren. Sie zeigt die Anzahl der Rechenoperationen (Additionen oder Multiplikationen) an, die pro Sekunde ausgeführt werden können. Ein Peta-Flop sind eine Billiarde Flops. Kurzum: Reschs Rechner schaffen fünf Billiarden Rechenoperatonen pro Sekunde.

Der erste in der Praxis einsetzbare frei programmierbare Rechner schaffte knapp zwei Additionen pro Sekunde und damit zwei Flops. Vergleicht man diese Entwicklung mit den Größenordnungen der Raumfahrt, "wäre das in etwa so, als würde man statt wie früher zwei Tage nur noch eine Sekunde bis zum Mond brauchen", sagt Resch.

Superrechner sind eine Herausforderung

Was die Energieversorgung angeht, sind die Superrechner allerdings eine Herausforderung für die Universität Stuttgart. Das Strom- und Kältenetz muss um 400 Prozent mehr erbringen als bisher. Künftig braucht das Höchstleistungsrechenzentrum fünf Megawatt Kühlenergie sowie fünf Megawatt Strom, das entspricht dem Verbrauch von 10.000 Vier-Personen-Haushalten.

Deshalb bringt man in dem neuen Technikgebäude mehr als sieben Transformatoren unter, im Untergeschoss wird Kühlwasser gespeichert und mit Hilfe von Pumpen zu den Rechnereinheiten geführt. Bei Temperaturen von maximal zwölf Grad kann das durch die Computer erwärmte Wasser in vier Kühltürmen mit der Außenluft wieder abgekühlt werden, im Sommer nutzt die Universität ihr Fernkältenetz dafür.

Im Frühjahr soll das Technikgebäude fertig sein, "gerade rechtzeitig, um in der nächsten Exzellenzinitiative zu punkten", sagt Prorektor Manfred Berroth beim Richtfest in Vaihingen. Der Ausbau der Energieversorgung für das HLRS ermögliche es der Uni, "ihre Leuchtturmposition bei Superrechnern zu vertiefen und auszubauen".

Deren Leistung wird nicht nur von Studenten gebraucht. "Hier arbeiten 90 Arbeitsgruppen mit 500 Wissenschaftlern aus Deutschland und Europa, wir haben aber auch große, kleine und mittelständische Nutzer aus der Industrie", sagt Michael Resch. So habe beispielsweise Porsche 27.000 Crashs mit dem Panamera simuliert und das Strömungsverhalten berechnet.

Künftig wird das HLRS sich der E-Mobilität widmen, speziell der Kühlung der Batterien: "Wir haben ein Team gebildet, in dem wir mittels aufwendiger Simulation das Problem angehen."