Der Fahrschulgründer Hans Fahrion mit seinen Söhnen Jürgen und Michael Fahrion (von links) Foto: Tim Kirstein

Vor 50 Jahren gründete Hans Fahrion in Hochdorf seine Fahrschule. Seitdem hat sich viel verändert beim Fahrenlernen. Hier erklärt er, warum der Führerschein so teuer geworden ist.

Im August 1975 fing alles mit einem Golf 1 in Hochdorf an. Dabei war der Weg für Hans Fahrion in seiner Tätigkeit als Fahrlehrer keinesfalls vorbestimmt. „Ich hatte eigentlich eine berufliche Ausbildung zum Kfz-Mechaniker“, sagt er. Während seiner Dienstzeit bei der Bundeswehr in Esslingen sei ihm angeboten worden, den Fahrlehrerschein zu machen. „Das hat mich irgendwie gereizt“, erklärt Fahrion. Aus dieser reizvollen Gelegenheit wurden schließlich 50 Jahre als Fahrlehrer.

 

Die Zeiten des Golf 1 sind heute längst vorbei. Die Fahrzeugflotte ist über die Jahre gewachsen – ganze 14 Pkw sind es – und auch neue Büros in Reichenbach, Plochingen und Wernau kamen hinzu. Um das alles stemmen zu können, umfasst das Team um Hans Fahrion mittlerweile acht Fahrlehrer und -lehrerinnen. Auch seine Söhne Jürgen und Michael gehören seit über 30 Jahren mit dazu.

Fahrschüler sind nicht dümmer geworden als früher

Schon früh nahm Hans Fahrion auch Motorräder in seinen Fuhrpark mit auf. Foto: privat

Doch nicht nur die Fahrschule hat sich im Laufe der Zeit verändert. Auch der Führerschein selbst – und vor allem der Weg dorthin – hat sich stark gewandelt. Mit einer sich hartnäckig haltenden Aussage wollen Hans Fahrion und seine Söhne vorneweg gleich aufräumen. „Die Fahrschüler werden auf keinen Fall dümmer“, sagt Jürgen Fahrion. Jedoch ändere sich die Einstellung zum Führerschein und die damit verbundene Bereitschaft, sich reinzuhängen, fügt er hinzu.

„Der Führerschein war früher viel wichtiger“, erklärt Michael Fahrion. Es sei ein Weg für viele junge Menschen gewesen, mobil und unabhängig zu sein. Heute sei er das nicht mehr zwangsweise. Es gebe mehr Möglichkeiten, sich an Orte bringen zu lassen. Gerade in den Großstädten sei die Notwendigkeit, einen Führerschein zu besitzen, längst nicht mehr so groß wie auf dem Land, fügt Hans Fahrion hinzu.

Prüfung dauert zehn Minuten länger als früher

Doch auch die Theorie- und Fahrprüfung seien anders wie noch zu Zeiten der Elterngenerationen. „Es wird immer umfangreicher“, sagt Michael Fahrion. Für die Theorieprüfung müssten Fahrschüler immer mehr Fragen auswendig lernen. „Früher hat man gesagt, wenn ein Schüler an einem Wochenende die Fragen durchpaukt, schafft er es. Das ist heute nicht mehr der Fall“, erklärt er.

Doch es gebe noch immer einige, die Gas geben, sagt Jürgen Fahrion. Für viele ist der Führerschein jedoch längst eine Frage des Geldes geworden. Dass er vor allem in der jüngeren Vergangenheit immer teurer geworden ist, liegt neben den allgemeinen Kostensteigerungen nicht zuletzt an der Verlängerung der Prüfzeit im Jahr 2021. „Die Verlängerung von 45 auf 55 Minuten Prüfzeit bedeutet mehr Spielraum für den Prüfer“, erklärt Hans Fahrion. Dies führe dazu, dass man als Fahrlehrer seine Schüler besser vorbereiten müsse, zum Beispiel indem man mehr Orte abfahre, erklärt Michael Fahrion.

Beim Führerschein bestehe stets ein Spannungsfeld zwischen der Fahrsicherheit und dem Preis. Im Vergleich zu den 1970er Jahren habe die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland bei wachsender Bevölkerung stark abgenommen, erklärt Hans Fahrion. Dies habe nicht zuletzt mit der Verbesserung der Fahrausbildung durch beispielsweise Autobahn- oder Nachtfahrten zu tun.

Früh mit Verkehrsregeln beschäftigen

Mit insgesamt zwölf Motorrädern in allen Größen und Leistungsklassen hat die Fahrschule Fahrion einen vergleichsweise großen Zweirad-Fuhrpark. „Ich würde uns diesbezüglich als Ausnahmefahrschule bezeichnen“, sagt Hans Fahrion. Doch gerade hier spüren sie die Teuerungen beim Führerschein am stärksten. „Das Motorrad ist eher ein Luxus geworden“, sagt Michael Fahrion. Da häufig neben dem Motorradführerschein nur noch wenig Geld für die Ausrüstung übrig sei, haben sie sich mittlerweile auch eine Sammlung an Leihausrüstung zugelegt, erklärt Jürgen Fahrion.

Bei all den veränderten Gegebenheiten und auch dem höheren Verkehrsaufkommen gibt es eine Sache zu beachten: Die Vorbereitung auf den Führerschein beginnt nicht erst mit der ersten Fahrstunde. „Mein Wunsch wäre, dass Eltern ihre Kinder möglichst früh ins Verkehrsleben miteinbeziehen“, erklärt Hans Fahrion. Konkret bedeute dies, sie einen Fahrradführerschein machen zu lassen und sie nicht bis ins Klassenzimmer zu fahren. „Das spart später Stunden“, sagt er.

Fahrschüler fuhr mit Motorrad dem falschen Auto hinterher

Die Arbeit als Fahrlehrer ist erfüllend, da stimmen alle drei zu. „Es gibt immer kleine Highlights mit den Fahrschülern und man lernt zum Teil wirklich tolle Menschen kennen“, sagt Jürgen Fahrion. Auch die ein oder andere lustige Anekdote kommt in all den Jahren Berufserfahrung zusammen. So sei einer seiner Fahrschüler vor vielen Jahren mit dem Motorrad in Beutelsbach bei Weinstadt gelandet, da er statt dem Fahrschulauto einem ähnlich aussehenden Fahrzeug gefolgt sei, erzählt Hans Fahrion.

Solche Geschichten machen den Beruf aus, jedoch müsse man manchmal auch streng werden, schließlich gehe es auch um Sicherheit und das Bestehen der Fahrschüler, erklärt Jürgen Fahrion. „Der Lohn der Arbeit ist, dass die Schüler ihren Führerschein bekommen“, erklärt Michael Fahrion.

Fahrschule im Wandel

Auffrischung
In Deutschland steigt der Anteil an älteren Verkehrsteilnehmern stetig. Schon jetzt bietet das Team deshalb Vorträge an, in denen die Besucher ihre Anliegen vorbringen können und über die neuesten Regeln im Straßenverkehr aufgeklärt werden, erklärt Jürgen Fahrion. Zudem organisiert der Fahrlehrerverband gemeinsam mit dem ADAC ein Programm für Senioren, in dessen Rahmen diese in Begleitung von Fahrlehrern fahren können.

Ausbildung
Die Ausbildung zum Fahrlehrer ist gesetzlich geregelt und orientiert sich am Fahrlehrergesetz. Auszubildende müssen eine Reihe an theoretischen Kursen absolvieren. Sind diese bestanden, müssen die angehenden Fahrlehrer noch ein Praktikum bei einer Fahrschule machen, in dem sie den Alltag eines Fahrlehrers kennenlernen.

Aktualisierung
Da die Fahrschulausbildung in Deutschland größtenteils auf Konzepten der 1970er Jahre basiert, erarbeitete das Bundesverkehrsministerium in den vergangenen Jahren Vorschläge, wie das Lernen in der Fahrschule überarbeitet werden kann. Das betrifft beispielsweise verpflichtende Lernstandskontrollen bei den Theoriestunden, aber auch Vorschläge zum E-Learning. Da sich im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung jedoch darauf geeinigt wurde, den Führerschein bezahlbarer zu machen, steht die Umsetzung dieser Vorschläge weiterhin aus.