Christian Wyneken lässt die Menschen vor der Kamera frei erzählen. Foto: Horst Rudel

Der Kameramann Christian Wyneken hat einen Film über die örtliche Flüchtlingshilfe gedreht. Am Montag wird die Produktion in der Friedenskirche vorgeführt.

Hochdorf - Es ist keine zwei Jahre her, als die Hochdorfer zu einer Infoveranstaltung geladen wurden. Viele hatten schon gehört, dass auch in ihrem Ort Geflüchtete untergebracht werden sollen. Als im März 2015 öffentlich wurde, dass eine Unterkunft für 240 Menschen gebaut wird, war auch der Kameramann Christian Wyneken unter den Zuhörern. Neben der Idee, sich wie zahlreiche Hochdorfer in der Flüchtlingshilfe zu engagieren, kam ihm ein weiterer Gedanke. Er wollte den gesamten Prozess mit der Kamera begleiten. Der erste Teil seiner Dokureihe wird am Montag in Hochdorf gezeigt.

Die Menschen haben Raum, um frei zu erzählen

„Ich bin damals aus Neugier hin, habe mir aber gleich gedacht: das könnte man filmisch begleiten“, erinnert er sich. Wyneken erkannte die Chance zu dokumentieren, wie Flüchtlingshilfe in einer Gemeinde entsteht sowie den Bau einer Unterkunft festzuhalten. Der gebürtige Dortmunder, der seit einiger Zeit mit seiner Frau und drei Kindern in Hochdorf lebt, betrat Neuland. Christian Wyneken musste herausfinden, wie er die Sache angehen kann. Zwar ist er ein erfahrener Kameramann – Jahre lang hat er für Sender wie Pro 7, Sat 1 oder das ZDF gedreht – aber stets arbeitete er mit Team und Redakteuren.

„Ich wollte das gleich richtig machen und nicht mit der Kamera herumschleichen“, sagt 46-Jährige. Für die nötigen Drehgenehmigungen trat er an das Esslinger Landratsamt heran und bekam als erstes ein Interview mit dessen Pressesprecher Peter Keck. „Das habe ich im Film auch verwendet. Kecks Stimme und Ausführungen bilden den roten Faden im Film.“ Doch auch die O-Töne von Bürgern, Ehrenamtlichen und Bürgermeistern begleiten den Zuschauer durch das Geschehen. „Ich texte nur ganz wenig, und ich hatte kein Konzept. Das gibt den Menschen den Raum, frei zu erzählen“, sagt er.

Das Engagement der Bürger ist in der Gemeinde hoch

Zwar habe es in Hochdorf auch negative Stimmen gegeben, doch hat Wyneken die Bürger überwiegend positiv erlebt. „In Hochdorf ist großes Engagement vorhanden“, sagt er. Die ehrenamtliche Arbeit habe die Leute zusammengebracht. „Ich selbst habe viele Menschen kennengelernt, die ich vorher überhaupt nicht kannte.“

Als er den Film Anfang Juli das erste Mal zeigte, habe er viel Zuspruch bekommen. „Ich war positiv überrascht, denn es war sehr spannend für mich, wie die Leute reagieren würden“, sagt er. Anfangs war es schwierig. Ich konnte den Leuten nicht einfach die Kamera ins Gesicht halten. Doch das Vertrauen ist gewachsen, so dass Wyneken allein 2015 Filmmaterial aus 60 Drehtagen gesammelt hatte. Die hat er zu fast zwei Stunden gerafft. Herausgekommen ist ein Film, der eine Mischung aus Dokumentarfilm und Berichterstattung ist. Wer sehen möchte, wie die Hochdorfer die Vorbereitungen auf das Bergdorf bis hin zur Ankunft der ersten Flüchtlinge erlebt haben, hat am Montag, 10. Oktober, um 20 Uhr die Chance. Dann wird der Film vom Freundeskreis der Flüchtlingshilfe Hochdorf in der Friedenskirche gezeigt. Der Eintritt ist frei, jedoch sind Spenden willkommen.