Karl Döhler hat sein viertes Buch veröffentlicht. Foto: Jens Noll

Karl Döhler aus Sielmingen hat im Alter von 92 Jahren sein viertes Buch veröffentlicht. Es handelt von der Kultur der Maori in Neuseeland.

Sielmingen - Karl Döhler hat noch einiges zu erzählen. Sein Kopf steckt voller Erinnerungen, die er auch im hohen Alter von 92 Jahren noch abrufen kann. Vier Bücher hat er bereits veröffentlicht, an seinem fünften sitzt er gerade.

„Land der weißen Wolke“ heißt das zuletzt erschienene Buch des Sielmingers. Auf 109 Seiten erzählt es die Lebensgeschichten von drei Menschen: von Raulogo, einem Maori in Neuseeland, von dessen Sohn Aiden und von Tim, dem Sohn von Aiden und Enkel von Raulogo.

Kultur der Ureinwohner

Raulogo, der in einem Maori-Stamm lebt, lernt eine Engländerin kennen. Als er sich in sie verliebt und sie heiratet, wird er von seinem Stamm verstoßen. Von dort spannt sich der Bogen der Erzählung über den zweiten Sohn aus dieser Ehe, Aiden, weiter nach England und schließlich nach Deutschland, wo Aidens Sohn Tim Interesse an der Kultur seines Großvaters zeigt und schließlich von dort ans andere Ende der Welt fliegt. „Er will wissen, wo seine Vorfahren herkommen“, erzählt Döhler.

Die Kultur der neuseeländischen Ureinwohner ist das zentrale Thema im Buch. 1994 bereiste Döhler den Inselstaat im Südpazifik für mehrere Monate. „Nachdem meine erste Frau gestorben ist, habe ich gesagt, ich haue ab nach Neuseeland“, berichtet er. In das Land zu reisen, sei schon immer ein Traum von ihm gewesen, sagt er. „Es ist eines der schönsten und sichersten Länder der Erde.“

Beinahe in Neuseeland geblieben

In Neuseeland hat der Autor viel mit Angehörigen der weißen Bevölkerungsgruppe unternommen und sich mit der Kultur der Maori auseinander gesetzt. Fast wäre er in Neuseeland geblieben, erzählt er. Doch er entschied sich zur Rückkehr und beschloss, eine Geschichte über das Land und seine indigene Bevölkerung zu schreiben.

Etwa eineinhalb Jahre hat Döhler an dem fiktiven Werk geschrieben, in das seine Erinnerungen und Nachforschungen eingeflossen sind. Zuvor hat er seine Lebenserfahrungen noch in sein drittes, vor zwei Jahren erschienenes Buch gepackt: Carlos, der Argentinier. Das südamerikanische Land, wo sich ein Teil der Handlung abspielt, hat Döhler jedoch nie besucht.

Erstes Buch mit 84 Jahren

Sein erstes Buch hat der pensionierte Elektroingenieur mit 84 Jahren geschrieben. Bis dahin hatte er noch 14 Jahre lang sein Planungsbüro in Sielmingen geführt. „Ich wollte schreiben, was ich erlebt habe“, erklärt Döhler, der 1920 in Sachsen geboren wurde, einige Jahre seiner Kindheit in Stuttgart verbrachte und dann wieder nach Sachsen zog. Dort hat er den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit unter sozialistischer Herrschaft erlebt.

1954 verließ Döhler die DDR, doch auch mit dem Kapitalismus im Westen hatte er so seine Probleme. Die beiden Bücher „Max oder ein bewegtes Leben“ und „Ein neues Leben in einer anderen Zeit“ sind autobiografische Romane über die Zeit bis zu seiner Rückkehr nach Westdeutschland.

Fünftes Werk in Vorbereitung

Döhler schreibt am Computer und verlegt seine Bücher selbst. Andere Verlage hatten ihn abgelehnt, weil er zu alt sei. „Ich mache das aus Freude“, sagt er über seine Tätigkeit. So lange es geht, macht er noch weiter. „Der graue Nebel“, heißt das Buch, das er jetzt begonnen hat. Es handelt von Industriespionage im vereinten Europa.