Walter Bartelmess genießt seinen Lieblingswhisky – einen Glenmorangie. Whisky gibt es auch für den ganz kleinen Schluck zwischendurch. Rechts die wertvollste Flasche in Bartelmess’ Sammlung: ebenfalls ein Glenmorangie von 1963. Foto: Waltraud Daniela Engel

Der Vaihinger Walter Bartelmess sammelt und trinkt seit 40 Jahren Whisky. Einige Raritäten zieren seine Sammlung.

Vaihingen - Eine richtige kleine Oase hat sich Walter Bartelmess im Keller seines Hauses in Vaihingen eingerichtet. „35 Quadratmeter Schottland mitten im Bezirk“, sagt er und lacht. Ein ganzer Hobbyraum für alles rund um das schottische Nationalgetränk: Whisky.

An seine erste Flasche – und damit den Beginn seiner Leidenschaft – erinnert sich Bartelmess noch gut. Als Elektronikingenieur war er für eine große amerikanische Firma tätig, die enge Beziehungen zur einer Fabrik nahe der schottischen Stadt Edinborough unterhielt. Als dringend sein Fachwissen bezüglich eines defekten Teils gebraucht wurde, schickte man den Vaihinger nach Schottland. „Zum Dank, dass ich das Problem lösen konnte, schenkte man mir die erste Flasche Whisky – und ernannte mich zum Schotten ehrenhalber“, sagt Bartelmess.

Eine schottische Enklave mitten in Vaihingen

Als Gegenleistung für die „neue Staatsbürgerschaft“, versprach der 74-Jährige, eine kleine schottische Enklave in seiner Heimat zu errichten, den Whisky in Ehren zu halten und immer eine offene Tür für alle Schotten zu haben. „Deshalb habe ich Scottish Island gebaut“, sagt Bartelmess über seinen Hobbyraum, in dem neben einem Tresen, einem Holztisch mit ausreichend Stühlen für die schottischen Gäste eben mittlerweile auch 258 Flaschen Whisky stehen. „Die meisten davon sind angesoffen“, sagt der 75-Jährige und lacht.

Über das Trinken hinaus hat Bartelmess auch viel Wissen über das Getränk angehäuft: Die Grundzutaten beim Whisky sind immer die gleichen: Wasser und Gerste, sowie Hefe um das Gemisch zum Gären zu bringen. „Das Geheimnis liegt in der Lagerung und in den Fässern“, erklärt der Vaihinger. Dabei spielt eine entscheidende Rolle, ob die Fässer hoch oder tief, feucht oder trocken gelagert werden. Auch die Dauer, die der Whisky zur Reifung im Fass verbringt, könne den Geschmack beeinflussen. Eine kleine Anekdote zu den Fässern hat Bartelmess auch parat: In den Vereinigten Staaten, aus denen bekannte Whiskys wie Jim Beam oder Jack Daniels stammen, dürfen Fässer zur Herstellung nur einmal verwendet werden. „Die Schotten kaufen dann die Fässer auf und verwenden sie für ihren Whisky“, sagt Bartelmess. So entstünde ebenfalls eine besondere Note – und Farbe. Denn je öfter ein Fass verwendet wird, desto dunkler und bernsteinfarbiger werde der Whisky.

Unterschieden werden in der Regel Blended Malt und Single Malt. Letztere stammen nur aus einer einzigen Destillerie, wohin gegen der Blended Malt ein – im Fachjargon – verschnittener Whisky ist. Hierfür werden Whiskys aus unterschiedlichen Destillerien verwendet und miteinander vermischt. Egal ob verschnitten oder nicht, ein Teil des Whiskys gehe immer verloren: „Das ist der sogenannte Angels´share“, erklärt Bartelmess. Der – grob übersetzt – „Schluck der Engel“ entstehe durch Verdunstung, egal wie fest die Flasche verschlossen ist und ebenfalls unabhängig, woher der Whisky stammt.

Auch schwäbische Whiskys schmecken

Neben denen aus Schottland, den USA und Irland gäbe es mittlerweile auch gute schwäbische Whiskys, sagt Bartelmess. Dennoch seien die meisten seiner Sammlung eben Scotch Whiskys aus einer der weit über hundert lokalen Destillerien.

„Mein Lieblingswhisky ist der Glenmorangie“, sagt Bartelmess – ein Single Malt, versteht sich. Eine ganz besondere Flasche ist noch ungeöffnet. Vor vielen Jahren erwarb der Vaihinger einen seltenen 1963 Glemorangie. Da er seine Frau just in dem Jahr geheiratet hat, wollten beide den Whisky zur Goldenen Hochzeit öffnen. Bei einem der letzten Urlaube in Schottland stellte der 74-Jährige dann allerdings fest, dass er einen wahren Schatz im Regal hat. „Rund 6500 Pfund, also fast 8000 Euro ist die Flasche bei Sammlern heute wert“, sagt er und ergänzt „Deshalb haben wir ihn dann zum Jubiläum doch nicht getrunken“. Schließlich sei man ja doch ein wenig Schwabe.