Die Hobbyflieger wollen am Flugplatz Pattonville häufiger abheben. Ob es so kommt, entscheidet das Regierungspräsidium. Foto: Simon Granville

185 Einwendungen gibt es gegen den Antrag der Flugbetriebsgemeinschaft Pattonville am dortigen Flugplatz den Betrieb auszuweiten. Vorstandssprecher Frank Lehmann ist kompromissbereit, wünscht sich aber mehr Verständnis für die Belange der Flieger.

„Wir wollen auf keinen Fall Streit mit den Anwohnern“, sagt Frank Lehmann. Er ist Vorstandssprecher der Flugbetriebsgemeinschaft Pattonville. Der Verein, zu dem sieben Fliegervereine aus der Gegend und die DRF Luftrettung gehören, betreibt den Flugplatz bei Pattonville und hat einen viel beachteten Antrag um die Ausweitung der Betriebszeiten für den Rettungshubschrauber und die Hobbypiloten gestellt.

„Was den Teil der Hobbypiloten betrifft, ist es aus unserer Sicht in erster Linie eine Vereinfachung der Regeln und eine Entbürokratisierung“, sagt Lehmann, der sich über die vielen Einwendungen – etwa 185 – gegen seinen Antrag etwas wundert. Unter anderem beantragt die Flugbetriebsgemeinschaft die Aufhebung der Pflicht zur Anwesenheit eines Flugleiters, sowie das Ende der Beschränkungen für die Zahl täglicher Landungen von Ultraleichtflugzeugen und die Aufhebung der Obergrenze für stationierte Luftfahrzeuge.

Hobbyflieger erhielten nur befristete Genehmigungen

Frank Lehmann im Tower am Flugplatz Pattonville /Peter Mann

Um ihr Ansinnen zu verstehen, müsse man die Geschichte des Flugplatzes kennen, meint Lehmann. Nach dem Abzug der Amerikaner Anfang der 1990er-Jahre, die als einstige Besatzer den Flugplatz bei Pattonville für militärische Zwecke nutzten, erhielten die Hobbyflieger mehrere befristete Genehmigungen für den Flugplatzbetrieb und erst 2008 eine unbefristete Genehmigung. Diese Genehmigungen orientierten sich stark am Status quo, der beim Abzug der Amerikaner herrschte. Unter anderem geht es dabei um die Begrenzung der stationierten Flugzeuge. „Das ist eine der wenigen Möglichkeiten für uns, Geld einzunehmen“, sagt Lehmann. Er ist deshalb froh darüber, dass auch die Stellungnahmen, die ihm bekannt sind, bisher diesbezüglich einer Ausweitung nicht im Wege stehen.

Der Nabu kümmert sich um Biotope auf dem Flugplatz. Foto: Archiv/Christian Mateja

Derzeit sind 32 Flugzeuge in den Hangars abgestellt. Dass es viel mehr werden, sei nicht möglich, weil es nur noch Platz für drei bis fünf Flugzeuge gebe, so Lehmann. Diese zusätzlichen Maschinen könnten dem Verein aber einige tausend Euro Mehreinnahmen pro Jahr bescheren. 60 000 bis 70 000 Euro kostet den Betreiberverein der Unterhalt des Flugplatzes pro Jahr insgesamt.

Bei der gewünschten kompletten Aufhebung der Begrenzungen von Landungen weht den Hobbyfliegern Gegenwind um die Ohren von den Kommunen Kornwestheim und Remseck, die das jeweils ablehnen. „Wir haben alle eingeladen, sich ein Bild von der Situation hier vor Ort zu machen. Gekommen ist keiner“, sagt Lehmann in Richtung der Stadträte. Das findet er schade, weil ihm und seinen Vereinskollegen an einem guten Miteinander gelegen sei.

Biotope auf dem Flugplatz

Pattonville sei weit und breit der einzige Landeplatz, der einen genau definierten An- und Abflugkorridor habe. In der Regel gebe es größeren Spielraum für die Flieger, aber um die Anwohner in Remseck und Kornwestheim zu schonen, müssten die Piloten einen engen Korridor einhalten.

Einen ganzen Hangar voller Flugzeuge hat die Fliegergruppe Kornwestheim. /Peter Mann

Ganz wichtig ist Vorstandssprecher Frank Lehmann, zu zeigen, dass der Flugplatz nicht Heimat für ein paar privilegierte Reiche ist. Die 300 Flieger kämen aus allen Gesellschaftsschichten und die Flugzeuge meist Eigentum der Vereine. Zudem sei der Flugplatz ein wichtiger Partner bei der Schaffung von Ausgleichsflächen. Sechs Biotope seien inzwischen auf dem Flugplatzgelände angelegt. Hauptärgernis für viele Anwohner ist der geplante Nachtflugbetrieb des Rettungshubschraubers. Das war auch Grund für den Antrag der Flugbetriebsgemeinschaft. Wie Lehmann berichtet, kam das Regierungspräsidium Stuttgart auf ihn zu, damit er einen entsprechenden Antrag stellt. Die Chance wollten die Hobbyflieger gleich ergreifen und packten ihre Änderungswünsche ebenfalls in den Antrag.

Zum Rettungshubschrauber will sich Lehmann nicht äußern, da er diesbezüglich nicht über ausreichend Expertise verfüge. Er äußert Verständnis für die Anwohner und zeigt sich offen für einen Kompromiss. Er hätte nichts dagegen, den Hubschrauberlandeplatz auf den hinteren Teil des Flugplatzes zu verlegen, bezweifelt allerdings, dass dort die passende Infrastruktur möglich ist. Er ist nun gespannt, wie das Verfahren weitergeht. Trotz vieler Einwendungen gegen die Ausweitung des Flugbetriebs hofft Lehmann auf Lockerungen für die Hobby-Piloten. „Sonst wären 300 Leute hier sehr traurig.“

Schon lange wird bei Pattonville geflogen

Die Anfänge
 Schon im Jahr 1930 bastelten sich die ersten Kornwestheimer ihre eigenen Fluggeräte. Auf dem Gelände, wo sich heute der Golfplatz befindet, gab es früher einen Exerzierplatz. Die Wehrmacht nutzte das Gelände zwischen Kornwestheim und Aldingen schon vor dem Zweiten Weltkrieg.

Die Amerikaner
Nach dem Krieg übernahmen die US-Amerikaner das Gelände. Darauf entstand der Golfplatz und die Flieger wichen komplett auf die andere Seite der Straße aus. Als die Amerikaner im Krieg in Korea kämpften, wurde der Flugplatz immer weiter ausgebaut. Dort waren Abwehrraketen mit dem Namen „Nike“ stationiert. Als diese Raketen dort gelagert wurden, durften die Hobbyflieger erst nicht mehr fliegen. Nach und nach bekamen sie aber die Erlaubnis, ein- oder zweimal am Wochenende zu starten. Die Amerikaner nutzten das Flugplatzgelände bis zu ihrem Abzug in den 1990er-Jahren auch für Feiern oder Rodeos.