Von wegen grün und saftig: Kühe weiden auf Foto: dpa

Die Landwirte in Deutschland rechnen mit der schlechtesten Ernte dieses Jahrhunderts. Der Schaden sei irreparabel, sagt der Bauernverband.

Stuttgart - Noch vor vier Wochen herrschte traute Eintracht zwischen Julia Klöckner und dem Deutschen Bauernverband (DBV). Am 28. Juni sprach die neue Bundesagrarministerin (CDU) auf dem Bauerntag in Wiesbaden und sagte Gesprächsbereitschaft zu: „Denn ich bin stolz auf Sie, liebe Bäuerinnen und Bauern – stolz auf unsere Landwirtschaft.“ Nur zu gerne hätten die „lieben Bäuerinnen und Bauern“ wohl auch gehört, dass Klöckner Bereitschaft signalisiert, ihnen finanziell zu helfen, sprich: die Soforthilfe von einer Milliarde Euro zuzusagen, die Bauernpräsident Joachim Rukwied wegen der Ernteausfälle verlangt. Bundesweit befürchtet sein Verband Ernteausfälle von im Schnitt 20 Prozent. In einigen Regionen Brandenburgs könnten diese bis zu 70 Prozent betragen.

Trockenschäden vor allem im Norden und Osten

Allerdings machte Klöckners Ministerium am Montag klar, dass sie erst den Erntebericht abwarten wolle, der Ende August vorliegt. Sie sei zwar sehr besorgt wegen der Auswirkungen der Dürre, die vor allem Landwirte im Norden und im Osten träfen, so Klöckner: „Es zeichnen sich geringere Getreideerträge, starke Trockenschäden bei Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben ab. Viele Viehhalter haben Not, ihre Tiere zu versorgen, weil das Gras als Futter fehlt.“ Allerdings gebe es in Deutschland insgesamt ein unterschiedliches Bild. So dürften die Winzer mit einem sehr guten Jahrgang rechnen. Und eine „kleine Entlastung“ sei für den ein oder anderen Bauern auch, dass die Erzeugerpreise um etwa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen seien.

Warten auf die Erntebilanz Ende August

Damit ist klar, dass Klöckner nicht den „Notstand“ erklärt, den Bauernpräsident Rukwied sieht – und auf dessen Basis er eine steuerfreie Risikoausgleichslage sowie Hilfen für die Betriebe verlangt, deren Ernten mehr als 30 Prozent unter dem Durchschnittsertrag der vergangenen Jahre liegen. Die Ministerin will erst die Beratungen einer Fachgruppe von Bund und Ländern abwarten, die an diesem Dienstag tagt. Am 1. August wird sie das Bundeskabinett über die aktuelle Lage unterrichten. „Erst nach der Erntebilanz Ende August haben wir ein klares, aussagekräftiges Bild. Auf dieser Grundlage werden wir die Entscheidung möglicher Hilfen treffen können, die gegebenenfalls der Bund mit den Ländern zusammen anbieten kann“, so Klöckner.