Eine Kugel Eis: Für manche ist das nicht nur eine Frage des Preises, sondern auch der Außentemperatur. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Wenn das Thermometer über die Marke von 30 Grad klettert, vergeht vielen laut Branchenverband die Lust auf ein erfrischendes Eis. Doch gilt das auch für Leonberg?

Mit Temperaturen von zuletzt bis zu 36 Grad ist der Sommer mit voller Wucht in Leonberg angekommen. Die Sonne brennt vom Himmel, die Straßen flimmern in der Hitze, und Schatten wird zum kostbaren Gut. Eigentlich perfekte Bedingungen, um sich mit einem kühlen Eis zu erfrischen – doch ein Blick auf die Einschätzung des Branchenverbands löst Verwunderung aus.

 

Den laut dem Verband der italienischen Speiseeishersteller in Deutschland (Uniteis) ist ausgerechnet extreme Hitze quasi Gift für das Eisdielengeschäft. „Ab 30 Grad wollen die Leute nur noch trinken. Besser für den Eisverkauf sind Temperaturen um die 25 oder 26 Grad“, erklärt die Uniteis-Sprecherin Annalisa Carnio gegenüber der „Rheinischen Post“. Wenn das Thermometer steige, sinke die Lust auf cremiges Eis – stattdessen greifen viele zu Wasser, Softdrinks oder leichten Erfrischungen. Die Folge: Die Eistheken bleiben bei Hitze-Spitzen gefüllt, stattdessen leeren sich die Kühlschränke mit Getränken.

In Leonberg trotz man der Hitze

Doch die Realität vor Ort erzählt nicht immer dieselbe Geschichte, etwa in Leonberg. Kiriaki Vraka, Inhaberin der beiden Eisdielen Zoe & More sowie Giulia & More, spürt von einem Einbruch im Eisgeschäft wenig: „Wir hatten gut Geschäft die letzten Tage, trotz der Hitze“, erzählt sie. Die Leonbergerinnen und Leonberger lassen sich offenbar weder von tropischen Temperaturen noch von schweißtreibendem Wetter die Freude am Eis verderben.

Kiriaki Vraka ist die Geschäftsführerin von Eisdielen in Leonberg. Foto: Simon Granville

Natürlich habe die Hitze im Tagesgeschäft sichtbare Folgen – etwa die, dass sich manche Gäste lieber nicht in die pralle Sonne setzen. „Einige Kunden haben erzählt, dass es ihnen im Außenbereich einfach zu heiß ist. Die holen sich ihr Eis dann lieber im Leo-Center“, sagt Kiriaki Vraka. Diese Filiale im klimatisierten Einkaufszentrum hat sie vor Kurzem übernommen – und profitiert dort gerade an besonders heißen Tagen vom angenehmeren Ambiente.

Heißgetränk auch bei 35 Grad

Besonders am Nachmittag, wenn Schule und Arbeit vorbei sind, füllten sich die Eisdielen: „Dann ist bei uns richtig was los“, berichtet Vraka. Auch bei der Produktauswahl zeigt sich, dass die Hitze das Konsumverhalten verändert – aber nicht unbedingt negativ: Kalte Getränke sind sehr gefragt, darunter Eiskaffee, Frappés oder Wasser.“ Überraschenderweise würden manche sogar weiterhin zu Heißgetränken greifen. „Selbst Cappuccino wird bei uns auch bei 35 Grad noch bestellt“, sagt Vraka und schmunzelt. Und dann gebe es noch die treuen Stammkunden, auf die immer Verlass sei: „Die kommen jeden Morgen – ganz egal, ob es draußen 15 oder 35 Grad hat.“