Weißer Qualm zieht über die weiten schwedischen Wälder. Es brennt, verstreut im ganzen Land – und die Feuer breiten sich in der ungewöhnlichen Sommerhitze schnell weiter aus. Foto: Lehtikuva/AP

Das skandinavische Land wird von extrem hohen Temperaturen heimgesucht. Es fragt die Europäer um Hilfe. Noch ist kein Menschen ums Leben gekommen.

Stockholm - Schweden erlebe derzeit die schlimmsten Waldbrände in moderner Zeit, heißt es von der Zivilschutzbehörde. „Ganz Schweden steht in Flammen“, titelt die Zeitung „Aftonbladet“. Normalerweise ist es in dem skandinavischen Land auch im Sommer verhältnismäßig kühl und feucht. Doch eine bis in den Polarkreis reichende Hitzewelle hat tatsächlich vom südlichen Korsberga bis hin ins arktische Jokkmokk zu Waldbränden geführt.

Insgesamt wüteten am Donnerstag rund 40 Waldbrände über das ganze Land verteilt. In den Vortagen wurden zeitweise bis zu 80 Brände gezählt. Die Lage gerät zunehmend außer Kontrolle. Ums Leben ist bislang niemand gekommen, doch zahlreiche Dörfer mussten evakuiert werden. In den betroffenen Gebieten halten sich die Bewohner mit für den Notfall gepackten Autos bereit, falls sie ihr Eigenheim verlassen müssen.

Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven besuchte die Region

„Herrgott, jetzt kommen die Tränen. Ich habe so eine Angst, wegen dem Schaden für die Gemeinschaft, aber auch für uns persönlich, wenn das Feuer hierher zu uns kommt“, sagt Jenny Stranberg mit Tränen im Gesicht der Zeitung „SVD“. Zusammen mit Freund Lasse und ihren zwei Kindern, acht Ziegen und zwölf Hühnern wohnt sie unweit des Sammelplatzes für das Rettungspersonal in der Kommune Ljusdal, vier Autostunden nördlich von Stockholm.

Dort ist die Lage am schlimmsten. Rund 8500 Hektar Wald brannten dort Mittwochnacht. Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven besuchte die Region am Donnerstag, um sich ein eigenes Bild von der Lage zu machen. Sowohl die Armee als auch Reservisten der Heimwehr sind einberufen worden.

Seit Wochen hat es nicht mehr ordentlich geregnet. Laut dem schwedischen Wetterdienst ist auch in den kommenden Tagen keine Abkühlung in Sicht. Die Lage könne noch schlimmer werden, warnt der Rettungsdienst. Die Hitzewelle soll die kommenden vier Tage anhalten. Selbst im lappländischen Jokkmokk hoch im Norden misst man derzeit Temperaturen von fast 30 Grad.

Hilferufe an das EU-Ausland wurden erhört

Obwohl das Land zu 70 Prozent aus Wald besteht und es durchaus im Sommer auch sonst zu Waldbränden kommt, sind die Behörden von dem gegenwärtigen Ausmaß völlig überfordert. Man sei schlecht auf die derzeitige Situation vorbereitet, wie die Opposition im Parlament nun bemängelt. Hilferufe an das EU-Ausland wurden erhört. Sowohl Rettungskräfte aus dem waldbranderprobten Italien als auch aus Norwegen und anderen Nationen sind mit Löschflugzeugen, Hubschraubern und Mannschaften im Einsatz.

Manche Klimawissenschaftler wie Professor Vincent Gauci von der britischen Open University, glauben, dass nördliche Regionen, die bislang eher feuerfrei waren, mit dem wärmer werdenden Klima gefährdeter werden. Befragt zu den schwedischen Großbränden sagte Gauci der britischen Zeitung „Guardian“, dass Regionen wie Schweden oder auch Nordwestengland, „die normalerweise mild und feucht sind, was Wäldern und Torflandschaften erlaubt, große Kohlenstofflager aufzubauen“, mit zunehmender Hitze und Trockenheit vermehrt Opfer von Bränden werden könnten.