Von Hitzetagen spricht man, wenn die Temperatur über 30 Grad Celsius liegt. Foto: imago/Ralph Peter/s

Nicht nur für ältere und pflegebedürftige Menschen können Hitzewellen ein enorme Belastung sein. Was kann eine Stadt tun, um die Menschen vor gesundheitlichen Risiken zu schützen? Mannheim hat dafür einen Plan.

Herr Pins, Mannheim ist eine der ersten Städte mit einem Hitzeaktionsplan. Nun steht eine Hitzewelle bevor. Was geschieht bei Ihnen in so einer Situation?

Wir haben in den letzten Tagen mit Hochdruck daran gearbeitet, Informationsmaterial zum Verhalten bei Hitze fertigzustellen, das an die Menschen verteilt wird. Parallel dazu stimmen wir uns mit dem Gesundheitsamt und dem Katastrophenschutz ab. Es ist wichtig, Strukturen zu schaffen, um in gefährlichen Situationen gut kommunizieren und warnen zu können. Wie wichtig das ist, hat man im Ahrtal gesehen: Dort hat schlechte Kommunikation leider mit zur Katastrophe mit vielen Toten beigetragen.

Wo in der Stadt wird Hitze besonders zum Problem – und was lässt sich dagegen tun?

In den dicht bebauten Innenstadtbereichen – in Mannheim ist das innerhalb der Quadrate – kann es spät abends noch 10 Grad wärmer sein als am Stadtrand am Feld. Riskant ist das besonders für vulnerable Gruppen, also Ältere und Pflegebedürftige und die ganz Kleinen. Große Hitze beeinträchtigt aber auch die Arbeit im Freien. Der Hitzeaktionsplan sieht zum Beispiel bauliche Maßnahmen vor. In den vergangenen Wochen haben wir mithilfe von Bürgerbeteiligung besonders kühle Orte in der Stadt ausfindig gemacht und welche, an denen es mehr Beschattung oder Wasser braucht. Vor wenigen Tagen hat die Stadt einen Trinkwasserbrunnen auf dem Alten Messplatz eröffnet.

Fachleute kritisieren, dass Einrichtungen wie Pflegeheime oder Kliniken vielerorts kaum auf häufiger werdende Hitzewellen eingestellt sind. Nehmen Sie das auch so wahr?

Ich würde schon sagen: Hitze ist weiterhin eine unterschätzte Gefahr. Mein Eindruck ist aber, dass das Bewusstsein in Einrichtungen wie Kitas oder Pflegeeinrichtungen in Mannheim gewachsen ist. Ich weiß aus Altenheimen, dass da auf Trink-Ermunterungen an heißen Tagen geachtet wird. Oft sind die technischen, organisatorischen Maßnahmen, die wünschenswert wären, aber noch nicht umgesetzt. Stichwort Klimaanlagen.

Wird man es in den Innenstädten großer Städte in einigen Jahren kaum noch aushalten?

Der Klimawandel ist heute schon spürbar, und er wird sicher noch stärker spürbar werden. Eine Folge sind mehr Hitzewellen. Die Anpassung daran wird eine Herausforderung – aber ich glaube, dass wir noch längst nicht alle städtebaulichen Potenziale ausgeschöpft haben, was Begrünung angeht zum   Beispiel. Ich denke nicht, dass Städte in Baden-Württemberg lebensfeindlich werden, gleichwohl werden wir uns auf mehr Hitze einstellen müssen. Mit ein paar kleinen Schritten kann jede und jeder die gesundheitlichen Risiken für sich aber schon minimieren: Intelligentes Lüften, richtiges Trinkverhalten und körperliche Bewegung zur richtigen Zeit machen schon viel aus.

Zur Person: Experte für Stadtentwicklung

Stadtplaner
 Georg Pins studierte an der TU Dortmund und der ETH Zürich, 2004 schloss er als diplomierter Stadtplaner ab.

Klima
 Seit 2013 arbeitet er bei der Stadt Mannheim, wo er seit Dezember 2021 Abteilungsleiter für Klimaschutz ist.