Freibadfans, Kälteempfindliche, Freunde luftiger Kleidung – viele finden die Hitze spitze. Für Tiere aber kann sie lebensgefährlich werden. Tierschützer empfehlen Gegenmaßnahmen.
Der kleine Hund hechelte und lief aufgeregt im Auto umher. Anfang Juni war er in einem abgestellten Fahrzeug in der Eugenie-von-Soden-Straße in Esslingen zurückgelassen worden. Die Hitze im Wageninnern quälte ihn. Passanten alarmierten die Polizei, und der Hund wurde befreit. Dieser Fall ging gut aus. Doch Tierheime und Tierschutzvereine im Kreis Esslingen warnen: Tiere sollten nicht allein im Auto zurückgelassen werden. Niemals – und schon gar nicht bei Hitze.
Ein Selbstversuch könne Erkenntnisgewinne bringen, meint Petra Veiel vom Tierschutzverein und Tierheim Stuttgart. „Einfach mal ein paar Minuten im stehenden Auto bei sommerlichem Wetter verbringen“, rät die Pressesprecherin. Rasch werde jedem klar: „Ein Fahrzeug wird in der Sonne schnell zur tödlichen Hitzefalle.“ Mit fatalen Folgen auch für Tiere. Hunde könnten einen Kreislaufkollaps erleiden, kollabieren, qualvoll sterben. Unangenehme Hitzegefühle, meint Sandra Nebe vom Tierschutzverein Kirchheim, würden viele Menschen von früher kennen: „Wenn man in der Sommerzeit ohne Klimaanlage unterwegs war, konnte es im Auto unerträglich heiß werden.“ So ergehe es auch den Tieren im überhitzten Fahrzeug.
Natürlich sollte man Tiere nicht allein im Auto lassen, werden manche Hundehalter beipflichten: „Aber für ein paar Minuten, wenn ich mal kurz beim Einkaufen bin, müsste es schon gehen.“ Keine gute Idee, warnt Franziska Häberle vom Tierschutzverein Tierfreunde Filderstadt: „Schon bei Außentemperaturen um die 25 Grad kann sich das Wageninnere in kürzester Zeit auf über 50 Grad aufheizen – selbst bei geöffnetem Fenster.“ Hunde würden nicht wie Menschen über die Haut schwitzen, sondern hauptsächlich durch Hecheln Wärme abgeben, so Franziska Häberle: „Sie überhitzen daher extrem schnell.“ Bei einer Außentemperatur von 21 Grad steige die Temperatur im Wagen binnen zehn Minuten auf über 30 Grad, in 20 Minuten auf über 40 Grad und in 40 Minuten gar auf knapp unter 50 Grad. Bedacht werden muss beim Abstellen des Autos laut Sandra Nebe auch, dass sich der Sonnenstand verändert: „Wenn man eben noch im Schatten geparkt hat, kann das in einer Stunde völlig anders aussehen.“
Jede Jahreszeit hat ihre Tücken, warnen Tierheime im Kreis Esslingen
Nicht nur Hitze schadet. Franziska Häberle appelliert an Tierhalter: „Wir raten eindringlich davon ab, Tiere unbeaufsichtigt im Auto zu lassen – unabhängig von der Jahreszeit“, sagt Häberle. Denn bei niedrigen Außentemperaturen, bei Wind oder über Nacht würden die Fahrzeuge in kurzer Zeit auskühlen. Die Folgen für das Tier könnten Unterkühlungen, Kreislaufprobleme oder Atemwegserkrankungen sein. Feuchtigkeit im Innenraum verschärfe die Situation zusätzlich: „Viele Tiere sitzen dann im kalten, feuchten Klima, was Stress und gesundheitliche Risiken erhöht. Doch selbst ohne extreme Temperaturen kann das Alleinsein im Auto Angst auslösen.“
Hilfe für Hunde in der Hitze
Damit Tiere erst gar nicht zu „Hitzeopfern“ werden, gibt Sandra Nebe einige Tipps: „Im Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon kann man Tieren helfen, indem man Schalen mit Wasser aufstellt.“ Katzen, Igel, Vögel, Eichhörnchen oder Insekten könnten dann dank dieses einfachen Mittels ihren Durst stillen. Allerdings: „Bei Insekten muss man darauf achten, dass sie nicht ertrinken.“ Die Wasserschale sollte daher Ausstiegshilfen wie Steine, Moos oder kleine Ästen haben. Generell solle jedes Tier einen Rückzugsort im Schatten und immer frisches Wasser zum Trinken vorfinden.
Horst Theilinger, der Leiter des Esslinger Tierheims, empfiehlt ergänzend dazu, Hunde an heißen Tagen öfter kurz auszuführen. Morgens und abends, wenn die Temperaturen etwas kühler seien, könne das Gassigehen im Sommer auch gerne etwas länger ausfallen. An warmen Tagen sollte frisches Wasser für Tiere bereit stehen, das Aufstellen mehrerer Näpfe sei empfehlenswert, das Wasser sollte zudem regelmäßiges erneuert werden. Für schattige Plätze müsse gesorgt werden, sagt Theilinger: „Auch Kühlmatten und feuchte Tücher können auch helfen.“
Tiere können laut Tierheim Stuttgart auch mal allein zu Hause bleiben
Petra Veiel nennt ein einfaches Gegenrezept zum Alleinlassen von Hunden im Auto: „Bringen Sie Ihrem Tier bei, auch einmal alleine zuhause zu bleiben. So muss es nicht mit zum Einkaufen oder zu Erledigungen, sondern kann im kühlen Zuhause sicher ruhen.“ Auch auf Reisen gelte: „Viel Wasser mitnehmen, regelmäßige Pausen machen und daran denken, dass die Klimaanlage hinten im Fahrzeug – gerade in Transportboxen – wenig ausrichtet. Empfehlenswert ist ein Anti-Schlabber-Napf in der Box, sodass der Hund jederzeit trinken kann.“
Hundeeis gegen Hundehitze
Hundeeis
Petra Veiel vom Tierschutzverein Stuttgart hat einen coolen Tipp für heiße Tage parat – selbst gemachtes Hundeeis. Das gehe ganz einfach: „Man nehme einen Becher Joghurt, ein bisschen Thunfisch oder Leberwurstpaste. Lecker ist auch eine zermanschte Banane.“ Das Ganze solle dann gut püriert in einen Eiswürfelportionierer oder kleine Espresso-Tassen gegeben und eingefroren werden: „Zum Stutzen kurz in heißes Wasser, und fertig ist das kühle Vergnügen für das Hundle.“
Drogeneinfluss
Zu einem Hund, der vor gut zwei Wochen in einem heißen Fahrzeug in der Eugenie-von-Soden-Straße in Esslingen zurückgelassen und von der Polizei befreit wurde, gibt es inzwischen noch eine Fußnote: Als die Besitzerin mit ihrem Auto vor dem Polizeirevier vorfuhr, um ihr Tier abzuholen, stand sie laut der Polizei unter dem Einfluss von Drogen. Die Tierschutzorganisation Peta hat nach eigenen Angaben Strafanzeige wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gestellt und fordert ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbot für die Verantwortliche.