Wie viele Besucher konnten die Stuttgarter Museen 2010 verzeichnen? Klicken Sie sich durch unsere Rangliste. Foto: Leserfotograf mo-fotodesign

Die Stuttgarter Museen kämpfen gegen einen Rückgang der Besucherzahl um zehn Prozent.

Stuttgart - Wollen sie ihre Besucherzahlen halten, sind die Museen in der Landeshauptstadt auf Sonderausstellungen und sogenannte Events angewiesen. Auch die beiden bestbesuchten Häuser, das Mercedes-Benz-Museum und das Porsche-Museum, setzen darauf.

Davon können viele Museen nur träumen: Die Fußballausstellung hat dem Haus der Geschichte mit rund 50000 Menschen im vergangenen Jahr knapp die Hälfte seiner Besucher beschert. Mit insgesamt 120.000 Besuchern haben 20.000 Menschen mehr als 2009 den Weg in das Museum für Landesgeschichte an der Konrad-Adenauer-Straße gefunden. Damit verzeichnet das Haus den prozentual höchsten Besucherzuwachs in der Museenlandschaft. Direktor Thomas Schnabel freut sich zwar über die Bilanz. Euphorisch stimmt sie ihn aber nicht. "Das kann bald wieder ganz anders aussehen. Ob eine Ausstellung zum Publikumsmagneten wird, lässt sich nicht voraussagen", verweist er auf die Ausstellung über Heimatvertriebene 2009/10 - mit nur 22000 Besuchern eher ein Flop. Dennoch will Schnabel auf Unpopuläres nicht verzichten: "Wir als Haus der Geschichte haben eine demokratische Verpflichtung, uns sperriger Themen anzunehmen." Seine Vorstellung von guter und erfolgreicher Museumsarbeit: an Erfahrungen der Besucher anknüpfen und sie so für die Vergangenheit begeistern.

Sonderveranstaltungen bringen Besucher

Auch das Porsche-Museum in Zuffenhausen ist mit seinen 385.000 Besuchern "mehr als zufrieden" - auch wenn die Schlange vor der Kasse nicht mehr so lang ist wie 2009, im Jahr der Neueröffnung. Ziel von Museumschef Achim Steyskal: durch ständig wechselnde Ausstellungen Interesse wachzuhalten. "Wir sind eine Freizeiteinrichtung, in der die Leute Spaß haben sollen", sagt er. Überstrahlt wird der Erfolg des Porsche-Museums, in dem rund 23.000 PS geparkt sind, durch den Stern. Das Mercedes-Benz-Museum hat mit 650.000 Besuchern sein Vorjahresergebnis um 20.000 Besucher übertroffen. Den Erfolg führt man auch auf die vielen Sonderveranstaltungen zurück.

Das Wort Event hört Martin Otto-Hörbrand, Sprecher des Linden-Museums, "nicht gern". Er räumt aber ein, dass es heute mehr braucht als Dauersausstellungen, um Menschen ins Museum zu holen. Deshalb gibt es zum 100. Geburtstag des Museums am 28. Mai dieses Jahres einen Tag der offenen Tür und bereits am 27. Mai eine lange Nacht. Eine Umfrage ergab: Die Besucher wollen attraktive Sonderausstellungen mit Elementen für die gesamte Familie. "Dauerausstellung können die Besucher immer sehen. Sonderausstellungen sind einmalig und befristet, die möchte man nicht verpassen", erklärt sich Otto-Hörbrand den Zulauf. Punkten will das Völkerkundemuseum auch mit Thementagen zu seinen Ausstellungen. "Manche Besucher kommen zweimal, wenn es interessante Vorträge zu der Ausstellung gibt." Obwohl das Lindenmuseum wegen des Foyer-Umbaus nur zehn Monate geöffnet war, hat es mit 64.000 Besuchern knapp 1000 mehr als im Vorjahr.

Staatsgalerie besinnt sich auf eigene Sammlung

Der Staatsgalerie an der Konrad-Adenauer-Straße füllen die großen Landesausstellungen zwar auch das Haus. Die Devise dort heißt jedoch: sich auf die eigenen Stärken, das heißt die eigene Sammlung, besinnen. Sie soll dadurch in den Blickpunkt gerückt werden, dass sie in die großen Ausstellungen integriert wird und Bilder aus eigenem Besitz öfter unter neuen thematischen Schwerpunkten umgehängt werden.

Die Gewohnheit durchbrechen will in diesem Jahr das Kunstmuseum am Schlossplatz. Erstmals wird mit der Werkschau des jung verstorbenen Malers Michel Majerus eine Sonderausstellung im 3000 Quadratmeter großen Unter- und im Erdgeschoss präsentiert. Die Sammlung ist dann konzentriert auf den drei Etagen des Glaskubus zu sehen. Schrittmacher ist das Kunstmuseum zudem in seinen Angeboten für Kinder und Jugendliche. "Vor allem im Jugendkunstclub ist die Nachfrage groß", sagt Sprecherin Eva Klingenstein.

Der Verzicht auf große Sonderausstellungen hat das Württembergische Landesmuseum im Alten Schloss im Vergleich zu 2009 rund 14000 Besucher gekostet. "Statt zwei hatten wir mit der Syrien-Ausstellung nur eine große Landesausstellung. Die Ausstellung zum Thema Musik war für viele zu speziell", sagt Museumssprecherin Heike Scholz. Erfolg verspricht auch hier die Investition in die Zukunft: Das für 1,4 Millionen Euro im dritten Stock eingerichtete junge Museum hat von seinem Start am 16. Oktober 2010 bis zum Jahresende mehr als 20000 Besucher angezogen. Trotzdem liegt die Gesamtbesucherzahl unter dem Vorjahresergebnis. Ein Grund neben fehlender großer Ausstellungen: Das Haus war 2010 wegen Umbauarbeiten zum Teil geschlossen. Das Handicap bleibt bestehen: Bis 2012 wird das Museum für rund elf Millionen Euro auf Vordermann gebracht. Deshalb gibt es im Alten Schloss in diesem Jahr keine Ausstellungen. Wie aber macht man dann auf sich aufmerksam? Wieder landet man bei den Sonderveranstaltungen - geplant sind unter anderem Projekte in Zusammenarbeit mit dem Theater Rampe und Lesungen für Kinder.