Hitlers Geburtshaus in Braunau am Inn. Foto: dpa

Österreich streitet über die künftige Nutzung der Immobilie in Braunau. Bei einem Abriß bliebe ein schales Gefühl, kommentiert Willi Reiners.

Braunau - Auch wenn Österreichs Innenminister Wolfgang Sobotka sich nun erneut für einen Abriss des Geburtshauses von Adolf Hitler ausgesprochen hat – so schnell wird das Städtchen Braunau am Inn die ungeliebte Immobilie in der Salzburger Vorstadt Nr. 15 wohl nicht loswerden. Zunächst muss das Parlament in Wien die im Juli von der Regierung beschlossene Enteignung bestätigen. Das soll im Oktober geschehen. Anschließend wird eine Historikerkommission Vorschläge zur künftigen Nutzung des Hauses erarbeiten, dessen betagte Eigentümerin jahrelang jede Einigung darüber blockiert hatte.

Und dann? ÖVP-Mann Sobotka wird, so viel ist sicher, in den kommenden Monaten weiter für eine Lösung nach dem Tabula-rasa-Prinzip werben. Er hat sehr gute Argumente. Bleibt das Haus stehen, werden weiter Neonazis und andere Ewiggestrige in die bayerisch-österreichische Grenzregion pilgern, um ihrem Idol zu huldigen. Werden sich auch politisch unbedarfte Touristen weiter zum Selfie vor der gelb getünchten Fassade postieren. Sie werden dies auch tun, wenn in Hitlers Geburtshaus beispielsweise eine Begegnungsstätte für junge Leute aus aller Welt eingerichtet werden sollte, wie vereinzelt gefordert wurde.

Ein Abriss würde alledem ein Ende bereiten, gewiss. Die Braunauer könnten aufatmen und Besuchern, die sich mit den Verbrechen des Nationalsozialismus beschäftigen möchten, einen Besuch etwa im nahe gelegenen Konzentrationslager Mauthausen empfehlen. Ein schales Gefühl bliebe dennoch, weil ein Abriss leicht, eine verantwortungsvolle Auseinandersetzung mit Hitler und seinem Erbe aber ungleich schwerer ist. Auch wenn die infame Immobilie verschwinden würde – dieser Aufgabe werden sich die Braunauer Bürger weiter stellen müssen.