Der Fruchtkasten soll zum Schmuckkasten werden – das kostet viel Geld. Foto: Käthe Ruess/Archiv

Die Sanierung des historischen Gebäudes in Herrenberg beginnt wohl erst im Winter. Vorausgesetzt, die Stadt findet bezahlbare Handwerker.

Der Zeitplan zur Sanierung des Fruchtkastens ist nicht mehr zu halten. Eigentlich hätte der Spatenstich für die umfangreichen Arbeiten, die das denkmalgeschützte Gebäude aus dem 17. Jahrhundert in einen kulturellen Begegnungsort mit vielfältiger Nutzung verwandeln sollen, Mitte nächsten Monats erfolgen sollen. Doch die stark überhöhten Ergebnisse der beiden Hauptgewerke Roh- und Holzbau, die zum ersten Ausschreibungspaket gehören, durchkreuzen nun die Pläne. Die Stadtverwaltung hat den Mitgliedern des Technischen Ausschusses in der jüngsten Sitzung daher vorgeschlagen, diese beiden Ausschreibungen aufzuheben und sofort erneut auszuschreiben. Die Entscheidung fällt der Gemeinderat am kommenden Dienstag.

Volle Auftragsbücher, hohe Preise

Von insgesamt 2,36 Millionen Euro war die Stadtverwaltung auf Basis der aus dem vierten Quartal 2021 stammenden Kostenberechnung ausgegangen. Bei den nun vorliegenden Angeboten würden in Summe rund 3,7 Millionen fällig werden. Diese Kostensteigerung von rund 56 Prozent liege auch weit über der Preissteigerung, die durch den über diesen Zeitraum fortgeschriebenen Baupreisindex erklärbar wäre, argumentierte die Verwaltung.

„Wir waren noch ein bisschen zu früh“, fasste Eberhard Schlag die verschiedenen Faktoren, die in den überhöhten Preisen mündeten, zusammen. Der Professor für Architektur ist Mitglied der Geschäftsführung beim mit der Planung beauftragten Stuttgarter Architekturbüro Atelier Brückner. Dabei hatte er insbesondere den auf Sommer terminierten Baubeginn im Blick. Zu diesem Zeitpunkt seien die Auftragsbücher der Firmen noch voll, die Unternehmen hätten sich ihre Aufträge aussuchen können. Wie auch der Oberbürgermeister Thomas Sprißler (Freie Wähler) zeigte sich Schlag jedoch zuversichtlich, dass für die zweite Jahreshälfte mit einer Entspannung im Baugewerbe gerechnet werden könne.

Attraktive Winterbaustelle?

Zudem, so hätten Gespräche mit Unternehmen ergeben, wäre die Fruchtkastensanierung als Winterbaustelle erheblich attraktiver, da sie weitgehend unter Dach sei. Durch die sofortige neue Ausschreibung würde sich der Baubeginn in diesen präferierten Zeitraum verschieben. Auch kompaktere Texte, eine mögliche weitere Splittung von Leistungen sowie eine verlängerte Ausschreibungsdauer soll „Angst vor der Komplexität“ der Aufgabe nehmen. Zudem werde das Angebot von Vor-Ort-Besichtigungen für interessierte Firmen forciert, so Schlag weiter.

Archäologie, Gerüstbau und Baugrundertüchtigung waren die weiteren im ersten Paket enthaltenen Gewerke. Die dort eingegangenen Angebote bieten aus Sicht der Verwaltung „entsprechend der Marktsituation angemessene Preise“. Mit den Firmen, die mit der Verschiebung der Maßnahme einverstanden seien, sei daher eine verlängerte Preisbindung bis in den Herbst dieses Jahres vereinbart worden.

Ein Projekt von nationaler Bedeutung

Allerdings ist der Posten für archäologische Grabungsarbeit noch nicht in der Berechnung enthalten. Zum Zeitpunkt der Erstellung war noch nicht ersichtlich, dass dies notwendig sein wird. Die dafür anfallenden 250 000 Euro, die das Ratsgremium noch freigeben muss, würden dazu führen, dass die Projektkosten von 13,77 Millionen auf 14,02 Millionen Euro steigen.

Der städtische Anteil an dem Vorhaben wird durch hohe Fördersummen jedoch erheblich reduziert. Allein als „Nationales Projekt des Städtebaus“ wird es mit vier Millionen Euro aus Bundesmitteln gefördert. Außerdem fließen Mittel aus der Städtebauförderung des Landes Baden-Württemberg.