Marc Fernandes Foto: Maike Woydt

Sie wollen sich nicht verletzen; sie wollen sich einfach so fühlen wie die Ritter im Mittelalter, wenn sie die Schwerter schwingen. Der Hohenheimer Unisport bietet neuerdings „historisches Fechten“. Die Studierenden interessiert das.

Hohenheim - Mit konzentriertem Blick führt Marc Fernandes sein Holzschwert. Ihm gegenüber steht sein Kollege Michael Körner. Auch er hält seine Waffe fest in den Händen – aber als Fernandes ihm das Schwert mit schnellen Bewegungen aus der Hand schlägt, hat er keine Chance.

Viele interessieren sich fürs historische Fechten

Marc Fernandes ist für ein neues Sportangebot der Universität Hohenheim zuständig: das historische Fechten. Diese Sportart gab es bisher nicht im Programm des Hochschulsports. „Wir probieren das zum Sommersemester zum ersten Mal “, sagt Marc Fernandes. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Informatik an der Uni. Interessenten gibt es genug: Zum ersten Training im April kamen insgesamt 13 Teilnehmer.

Das historische Fechten mit dem langen Schwert ist eine Rekonstruktion des Schwertkampfes anhand verschiedener Fechtbücher, die zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert entstanden sind. Die Ursprünge gehen auf den deutschen Fechtmeister Johannes Liechtenauer zurück.

Die Schwerter sind aus Holz statt aus geschmiedetem Stahl

Gekämpft wird mit Holzschwertern und nicht wie früher mit Waffen aus geschmiedetem Stahl. „Das ist eine Kostenfrage“, sagt Fernandes. Natürlich gibt es auch Stahlschwerter, aber die sind viel teurer. Fernandes: „Ein Holzschwert bekommt man bereits für 25 Euro. Ein Stahlschwert kann durchaus das Achtfache kosten.“ Ihr Vorteil sei die hohe Biegsamkeit, diese mache die Bewegungen authentischer und verbessere die Balance. „Irreführend ist für viele der Begriff langes Schwert“, sagt Fernandes. Es gehe hierbei weniger um die Länge der Klinge als um die des Griffes.

Vor etwa einem Jahr hat Fernandes gemeinsam mit vier Kollegen begonnen, die alten Kampftechniken aus dem Mittelalter nachzustellen und zu üben. „Wir trainieren nur die Technik“, sagt Fernandes. Richtige Kämpfe werden nicht ausgetragen. „Wir wollen uns nicht verletzen, sondern erfahren, wie die Ritter gekämpft haben.“

Dehnen vor dem Schwertkampf

Eine Trainingseinheit dauert etwa 90 Minuten. Zu Beginn sind Dehnübungen angesagt, um Muskelverletzungen vorzubeugen. Anschließend folgt die Beinarbeit. Diese muss gesondert trainiert werden, da in Kombination mit dem Schwert keine Zeit ist, darauf zu achten. Schließlich üben die Teilnehmer einzelne Hiebe und Stiche mit dem Schwert. Am Ende der Trainingseinheit sind Partnerübungen dran. Dabei werden Angriffstechniken simuliert. Alles sieht aus wie in Zeitlupe, um Verletzungen zu vermeiden.

Bereits seit seinem neunten Lebensjahr geht ist Fernandes Sportfechter. Dieses Hobby und sein Interesse für Geschichte hatten ihn zum historischen Fechten gebracht. „Ich wollte wissen, wie man damals gekämpft hat“, sagt der 37-Jährige.