Joseph Anton von Gegenbaur, Stuttgarter Hofmaler, schuf 1837 bis 1854 Wandfresken für das Neue Schloss. Im Zweiten Weltkrieg gingen sie verloren. „Die Gefangennahme der Schlegler und die Zerstörung Bernecks 1395“ zeigt auch Wolf von Wunnenstein. Foto: Land Baden-Württemberg

Raubritter, Kreditgeber und Ministerialer – der Gleissende Wolf von Wunnenstein war in Sachen Finanzen und Fehden ganz vorne mit dabei.

Im Bottwartal erinnert so manches an ihn. Der Aussichtsturm auf dem Wunnenstein etwa. Oder die Christlichen Pfadfinder in Beilstein: der „Gleissende Wolf“ von Wunnenstein. Der Niederadlige, Raubritter, Kreditgeber und Ministerialer wurde vermutlich im Jahr 1340 in Mühlhausen an der Enz geboren, wohl als zweiter von vier Söhnen des Fürderer II. von Wunnenstein.

 

Urkundlich erwähnt wird der Glänzende indes erstmals in einer Erbstreitigkeit mit dem Kloster Maulbronn 1361. Zur Legende wurde er durch seinen Überfall auf Graf Eberhard II. von Württemberg, dem Greiner, und dessen Sohn Ulrich im Frühjahr 1367 mit dem Grafen Wolf von Eberstein und anderen Schleglern. Das war ein gegenseitiges Schutzbündnis schwäbischer Ritter niederen Adels im späten 14. Jahrhunderts. Ihr Abzeichen: Keulen oder Schlegel.

Auf dem östlichen Teil des Gipfelplateaus stand im Mittelalter die Burg Wunnenstein. Foto: KS-Images.de/Karsten Schmalz

Einer ihrer führenden Köpfe: Wolf von Wunnenstein. Heimatforscher Otto Conrad schrieb dazu in den Ludwigsburger Geschichtsblättern, dass in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts nicht nur asiatische Beulenpest über das Mittelmeer eingeschleppt wurde. Eine weitere Katastrophe, die zum Aussterben und Eingehen vieler Dörfer geführt habe, sei der andauernde, verheerende Städtekriege zwischen dem Greiner oder Zänker von Württemberg und den Reichsstädten gewesen. „Dieser Graf Eberhard, ein energischer und kühner, rücksichtsloser und verschlagener Herrscher, lag auch mit seinesgleichen, dem Adel, in ständiger Fehde, weshalb sich auch diese zusammenschlossen.“

Den Überfall beschrieb der Dichter Ludwig Uhland 1815 in der Ballade „Der Überfall im Wildbad“. Darin entgegnet der Greiner einem armen Hirten, der ihn vor der nahenden Rotte warnt: „Das ist der Wunnensteiner, der gleißend’ Wolf genannt. Gib mir den Mantel, Knabe! – der Glanz ist mir bekannt. Er bringt mir wenig Wonne, die Beile hauen gut. Bind mir das Schwert zur Seite! – der Wolf, der lechzt nach Blut.“ Der Lechzende floh, lebte auf Burg Rheingrafenstein bei Bad Kreuznach, kam 1370 zurück nach Württemberg, wohnte zeitweise auf Burg Schadeck bei Neckarsteinach, in Sachen Finanzen begabt, bei Fehden oft vorne dran. Laut Conrad war er „ein markanter Ritter mit Schwert und Panzer...auch ein in wirtschaftlichen Dingen gut bewanderter und sehr, sehr reicher und begüterter Mann.“

Er war etwa Lehnsherr über die Schmalensteiner Güter im Nordschwarzwald, darunter die Dörfer Dobel, Dennach, Schwann und Conweiler. Auch durch Überfälle und Raubzüge soll er zu Wohlstand gekommen sein und Zinsen als Kreditgeber. 1381 lieh er etwa dem Mainzer Domherrn Konrad II. von Weinsberg 1000 Gulden. Sicherheit dafür? Die Burg Guttenberg. Als Mainzer Amtmann diente er auf dem Scheuerberg. Als Söldner kämpfte unter anderem mit den Fürsten in der Schlacht bei Döffingen gegen den Schwäbischen Städtebund. Und in Diensten des Fürstbischof von Speyer, Nikolaus I. von Wiesbaden, als Kriegshauptmann gegen den Mainzer Erzbischof Adolf von Nassau, den Gegenpapst Clemens VII. zum Administrator des Bistums Speyer ernannt hatte.

Der Gleissende Wolf wird zum Volkshelden

Die Uhland’schen Balladen machten den Gleissenden Wolf, der 1413 starb, zum württembergischen Volkshelden. Seine Stiftungen und Messpfründe für Kaplanstellen und mehr taten das Ihrige. An der Beilsteiner Magdalenenkirche ließ er eine eigene Kapelle zu „Unserer lieben Frau“ anbauen.