Der älteste Teil der St.-Anna-Kirche ist der spätgotische Chor mit Netzrippengewölbe im Inneren. Foto: Andreas Keller

Nördlich der Altstadt Beilsteins erhebt sie sich: die St.-Anna-Kirche. Die Pfarrkirche der Kirchgemeinde Beilstein-Billensbach hat eine spannende Geschichte.

Sie gehört zu den Kleinoden des spätgotischen Kirchenbaus: die St.-Anna-Kirche, Pfarrkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Beilstein-Billensbach. Sie soll noch vor der Reformation aus einem Vorgängerbau hervorgegangen sein: die Nikolauskapelle im Friedhof, damals noch außerhalb der Stadtmauern, wurde im Jahr 1362, genannt. So ist in den „Erkenntnissen aus der Geschichte der St. Anna–Kirche“ von Hartmut Fries zu erfahren. Da alle alten Dokumente über die Geschichte der Stadt Beilstein und der St.-Anna-Kirche vernichtet wurden, als die Franzosen 1693 einfielen, ist die Datenlage aus der Zeit davor unsicher, wie auch auf kirchen-online.com betont wird. Auf dieser Homepage dokumentiert der Fotograf Andreas Keller seit 2011 Kirchen, Kapellen, Kreuzwege und Rosenkranzbilder in Baden-Württemberg, am Bodensee und in der Schweiz.

 

Auch St. Anna, die etwa ab 1616 zur Pfarrkirche wurde und die – zu klein gewordene – Magdalenenkirche am Burgberg ablöste. In letzterer sind bis heute die Kirchenglocken, St. Anna hat keinen Kirchturm. Magdalenen wiederum, wo ab 1803 keine Gottesdienste mehr stattfanden, dient nun dem Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder als Freizeitheim.

St. Anna wurde mehrfach umgebaut und renoviert, etwa 1617 und 1786, zuletzt 1988 bis 1990 geleitet vom Stuttgarter Architekten Martin Stockburger, Experte in Sachen Sanierung und Bau von Kirchen. Das beweist auch das Gotteshaus von Beilstein-Billensbach, dessen ältester Teil, der spätgotische Chor mit Maßwerkfenstern und Netzgewölbe, ursprünglich wohl eine freistehende Kapelle war. Dass daraus um 1470 St. Anna entstand, dafür sprechen der gotische Schmuck an Wänden und Decke sowie ein Weihekreuz, wie in geweihten katholischen Kirchen üblich. Das Apostelkreuz in einem Kreis wird auch Konsekrationskreuz genannt. Im Urzustand sei die Wandbemalung gotisch gewesen, ist zu lesen im Faltblatt, das in der Kirche ausliegt.

Um das Jahr 1600 sei sie dann im Renaissancestil überarbeitet, Anfang des 18. Jahrhunderts überkalkt worden. Gemäß den Voruntersuchungen zur Renovierung 1988 bis 1990 habe das Schiff ursprünglich eine Holzdecke gehabt, „... bemalt mit floralen, gotischen Mustern. Sie wurden um 1600 mit einem Fischblasenmuster übermalt und 1870 mit Gipsstuck überzogen. Auch die Wände wurden mehrfach überstrichen. Sechs Schichten hat der Restaurator ermittelt.“ Die Schlusssteine des gotischen Chorgewölbes waren demnach rot/blau geflammt. In den alten Zustand zurückversetzt wurden zudem die gestiftete Renaissancekanzel von 1685, auf der Darstellungen der vier Evangelisten und des Apostels Paulus prangen. 1685 wurde ebenso das – zuvor mehrfach übermalte – Kruzifix geschaffen, das Johann Heinrich Rieker schenkte. Den Taufstein wiederum stifteten im Jahr 1707 die damaligen Pfarrersleute Cappel.

Die Empore aus dem Jahr 1798 schließlich zeigt Passionsszenen aus dem Leben und vom Leiden Christi, gemalt von unbekannten Künstlern. Die Tafelbilder werden in den Bänden 10 und 11 der „Geschichtsblätter aus dem Bottwartal“ vom Historischen Verein Bottwartal ausführlich besprochen. Das Glasfenster für die Südwand schuf 1950 Rudolf Yelin der Jüngere. Darauf steht: „In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost. Ich habe die Welt überwunden.“