Die Weinlese musste dieses Jahr in wenigen Tagen über die Bühne gehen Foto: Karin Ait Atmane

Den historischen Weinberg in Plochingen erwartet ein großer Umbau. Für manche Sorten wird es wohl keine Zukunft mehr geben. Warum?

Die Ehrenamtlichen vom Verein zur Förderung des historischen Weinbaus in Plochingen hatten dieses Jahr bei der Lese einen Marathon zu absolvieren: Vom 15. bis zum 21. September wurde mit einer Ausnahme täglich gelesen. „Wir mussten jeden Tag in den Weinberg“, berichtete der Vorsitzende Hermann Reiber im Gemeinderat. „Alle Trauben waren fast zur gleichen Zeit reif.“ Das sei eine Herausforderung gewesen, zumal die Lese relativ früh begann und viele noch im Urlaub waren – schließlich wird der Plochinger Weinberg rein ehrenamtlich und ohne wirtschaftliche Interessen betrieben.

 

Der Kerner war ein Totalausfall

Aber man konnte nicht mehr warten, teilweise setzte schon die Fäulnis ein. Der Kerner war sogar ein Totalausfall – nicht mehr zu retten: Innerhalb von zwei Tagen seien die Trauben am Stock verfault. Bei den anderen Reben wurden die fauligen Trauben in mühevoller Handarbeit ausgeschnitten; und für den Lemberger setzte man eine Not-Lese an, weil Regenwetter angesagt war. Bereits Ende Juli hatte Hagel ungefähr zehn Prozent des Ertrags im Weinberg zerstört.

40 Jahre nach dem Anlegen des Weinbergs kommen die Reben in die Jahre und werden nach und nach erneuert. Das ist mit einem Umbau des Weinbergs verbunden, denn für manche der aktuellen Sorten sieht man keine Zukunft. Sie werden durch andere ersetzt, die den Klimawandel besser vertragen oder deren Beeren eine dickere Schale haben – das macht sie weniger anfällig für die Kirschessigfliege und für Sonnenbrand. Kerner, Dornfelder oder Riesling werden wohl weichen müssen und teilweise durch Sorten wie Grauburgunder oder Lemberger ersetzt. „Der Umbau wird sich noch hinziehen bis 2033“, sagte Reiber.

Ausgebaut wird der Plochinger Wein, Hansenwein genannt, auch dieses Jahr wieder im Weingut Bayer in Esslingen-Rüdern. Verkauft wird er exklusiv an die Vereinsmitglieder. Der Gemeinderat bekam in seiner Sitzung ausnahmsweise auch ein Gläschen Hansenwein kredenzt, natürlich noch nicht vom aktuellen Jahrgang.