Eine neue Tafel des Historischen Pfads erinnert am Eingang des Motel One an Pauline Einstein, geborene Koch. Denn an der Stelle stand einst das Geburtshaus von Albert Einsteins Mutter.
Bad Cannstatt - Die Sommermonate sind auch Hochzeitsmonate, das war von jeher so. Für jedes Paar, das sich traut, ist logischerweise der eigene Hochzeitstag etwas ganz Besonderes. Manchmal kann dieser Tag aber auch bedeutungsvoll für viel mehr Menschen sein. Aus einer vor 140 Jahren in Bad Cannstatt geschlossenen Verbindung zweier Menschen ist nämlich ein weltbekannter Erdenbürger hervorgegangen. „Am 8. August 1876 heirateten Pauline Koch und Hermann Einstein, die Eltern von Albert Einstein“, erzählt der Historiker und Pro-Alt-Cannstatt-Vorsitzender Olaf Schulze. „In diesem Jahr wurde im Deutschen Kaiserreich die Zivilehe eingeführt, seither mussten alle Paare standesamtlich getraut werden.“
Die gebürtige Cannstatterin Pauline Koch und Hermann Einstein gaben sich das Ja-Wort im Ratssaal des Alten Rathauses, im Anschluss fand die Trauung im jüdischen Betraum im Haus des Fabrikanten Otto Pappenheimer statt (Hofener Straße 247, in der Nähe der heutigen Jahn-Realschule).
Am 8. Februar 1858 war Pauline als jüngstes von fünf Kindern von Julius und Jette Koch in deren Wohnhaus an der Badstraße 20 zur Welt gekommen. Seit neuestem steht an dieser Stelle das Motel One. Eine Tafel neben dem Haupteingang erinnert an die geschichtsträchtige Vergangenheit des Orts.
Denn dort muss schon der kleine Albert Einstein herumgesprungen sein: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Einstein-Kinder von ihren späteren Wohnorten Ulm und München aus ihre Großeltern in Bad Cannstatt besucht haben“, berichtet Schulze. Bis zu Jette Kochs Tod am 12. Juni 1886 lebten diese an der Badstraße, bevor das Haus an den Speditionsbesitzer Ernst Eichenhofer verkauft wurde.
Einsteins Großmutter ruht auf dem Steigfriedhof
„Früher standen an der Stelle drei Wohn- und Geschäftshäuser, die bald nach 1850 auf dem ehemaligen Stadtgraben errichtet worden waren. Das mittlere davon, das seit Mitte der 1880er Jahre die Nummer 20 trug, war das Geburtshaus Pauline Kochs“, sagt Olaf Schulze. Bis zum Abriss dieser Häuser in den 90er Jahren habe schon einmal eine Tafel im Historischen Pfad an Pauline Koch erinnert. „Nun freuen wir uns, dass wir endlich wieder eine Tafel aufhängen konnten.“
Für den Hoteldirektor Suat Cavdar eine Selbstverständlichkeit: „Ich liebe Geschichte und habe mich über die Anfrage von Pro Alt-Cannstatt gefreut.“ In der Zentrale der Hotelkette sah man das ähnlich, gab flugs grünen Wind für das Vorhaben und sogar Geld: Motel One hat die neue Tafel gesponsert. „Wir versuchen immer gerne, ortsbezogene Konzepte umzusetzen“, sagt Cavdar. Das könne man auch in der Hotellobby sehen, in der gestalterisch das Cannstatter Mineralwasser aufgegriffen werde. Und mit der Tafel am Eingang, davon ist er überzeugt, sei das Hotel auch noch ein bisschen mehr ein Teil Bad Cannstatts geworden.
Es ist übrigens nicht die einzige Stelle im Stadtbezirk, an der an den berühmten Physiker Albert Einstein erinnert wird, der durch sein Hauptwerk, die Relativitätstheorie, weltberühmt wurde. Einsteins Großmutter Jette Koch ist auf dem israelitischen Steigfriedhof beerdigt, wo sich ihr Grabstein bis heute erhalten hat.